Langenfeld/Monheim Auch im Altersheim geht's modisch zu

Langenfeld/Monheim · Bequem sollte Kleidung schon sein - aber auf Langeweile bei Schnitt und Farben haben Senioren keine Lust mehr.

 „Im Grunde kleiden wir uns genauso modisch wie die Jugend, nur halt anders“: Seniorenstift-Bewohnerin Brigitte Schmitz legt Wert auf gepflegtes Aussehen.

„Im Grunde kleiden wir uns genauso modisch wie die Jugend, nur halt anders“: Seniorenstift-Bewohnerin Brigitte Schmitz legt Wert auf gepflegtes Aussehen.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Mode und Senioren - damit verbindet manch einer Braun und Beige, Ton in Ton und Gesundheitsschuhe. Doch dieses Klischee ist längst überholt. Immer mehr Ältere tragen leuchtende Farben, greifen zu aktuellen Schnitten und Modeschmuck. "Mode ist ein Zeichen von Lebensqualität", sagt auch Ulrike Kniep vom CBT-Haus St. Franziskus in Langenfeld. Deshalb veranstaltet das Altersheim heute einen Nachmittag mit Herbst-/Winterkollektionen von Modemacherin Gisela Scheuß.

Die Textilexpertin ist den Bewohnern und vielen anderen Langenfeldern durch ihren Stand auf dem Wochenmarkt bekannt. Sie entwirft zeitgemäße Mode für Frauen. "Einige unserer Bewohnerinnen sind nicht mehr in der Lage, auf den Markt zu gehen. Deshalb holen wir den Markt zu uns ins Haus", sagt Ulrike Kniep.

Der Mut zu mehr Farbe - auch im Gertrud-Borkott-Haus der Arbeiterwohlfahrt in Baumberg hat man ihn längst bemerkt. "Die Zeiten der beige-braunen Pullover sind vorbei", sagt die stellvertretende Leiterin Stephanie Rhom. "Heute wird mehr Wert auf Farbe, Schnitte und Stil gelegt." Besonders Ausflüge zu Modeherstellern wie dem Strickfabrikanten Heinz Räde in Heinsberg seien gefragt. Die Seniorinnen wollten sich mit der Materie beschäftigen, die Stoffe fühlen und Schnitte begutachten. Aber nicht nur sie - auch einige Männer kämen mit, und das oft nicht nur etwa deshalb, weil die Gattin es wünscht. "Insgesamt aber hängt die Mode-Affinität der Herren stark von den Ehefrauen ab", sagt Rhom. "Durch sie bekommen sie den Schubs in die richtige Richtung."

Im Wohnstift Haus Horst in Hilden ist zweitgemäße Kleidung ebenfalls angesagt. "Im Grunde kleiden wir uns genauso modisch wie die Jugend, nur halt anders", sagt Bewohnerin Brigitte Schmitz. Besonders beliebt seien gutgeschnittene Hosenanzüge und farbige Blusen. "So etwas kann man wunderbar kombinieren. Im Sommer natürlich in helleren Farben oder mit cremefarbenen oder weißen Stoffen, im Winter gerne etwas dunkler und eleganter." Vor allem an Feiertagen oder für Besuche der Familien machten sich die Seniorinnen gerne schick, sagt Schmitz. "Man fühlt sich einfach besser, wenn man schön angezogen ist."

Zugleich bedauert die 76-Jährige, dass zum Beispiel Opernbesucher oft keine elegante Abendgraderobe mehr tragen: "Der Mensch ist ein Herdentier, man möchte zwar schick sein, aber nicht zu sehr auffallen. Leider geht dadurch einiges an Eleganz verloren." Mit dem Trend zu legerer Kleidung auch bei besonderen Anlässen kann die alte Dame wenig anfangen: "Die heutige Jugend läuft uniformiert herum. Jeans, weite Sweatshirts und Sportschuhe, das mag vielleicht praktisch und bequem sein, aber mit Mode hat das nicht viel zu tun." Dagegen legten gerade Seniorinnen gemeinhin viel Wert darauf, nicht langweilig zu erscheinen. Darum griffen sie gerne zu bunten Tüchern, Schals und Modeschmuck. "Die Brillis bleiben im Schrank", sagt Schmitz schmunzelnd. "Modeschmuck ist vielseitig einsetzbar und lockerer."

Um das Aussehen abzurunden, dürfe auch die Frisur nicht altbacken wirken. "Natürlich gibt es noch einige mit den bekannten Oma-Löckchen, aber inzwischen setzen viele auf einen modischen Kurzhaarschnitt. Das ist alles eine Sache der Einstellung", sagt die Haus-Horst-Bewohnerin. Gefärbte Haare seien ebenfalls beliebt, auch wenn viele zu ihrer erblassten Haarfarbe stünden. "Besonders diejenigen, die helle Haare haben, tragen diese gerne weiterhin hell. Das schmeichelt dem Teint", sagt Schmitz und findet: "Einige Damen sehen mit ihren grauen Haaren besser aus als vorher."

Um den gepflegten Look abzurunden, wären Lippenstift und etwas Make-up ein Muss. Bei den Schuhen ist es oft keine Sache des Geschmacks, sondern der Gesundheit. "Wer Probleme mit dem Laufen hat, der trägt natürlich passende Schuhe, aber das passiert nicht freiwillig", weiß die 76-Jährige. Nur eines fehle ihr bei der aktuellen Mode: Hüte! "Sie heben das Selbstbewusstsein, sind flott und exotisch. Schade, dass sie kaum noch getragen werden."

(kles)
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