Analyse Ausbau der Kitas muss weitergehen

Langenfeld · Das sind die Aufgaben für den nächsten Stadtrat

 Radler müssen an der Solinger Straße aufpassen, wenn sie auf dem Gehweg Ladeneingänge und Hofeinfahrten passieren. Ein Straßenumbau ist nötig.

Radler müssen an der Solinger Straße aufpassen, wenn sie auf dem Gehweg Ladeneingänge und Hofeinfahrten passieren. Ein Straßenumbau ist nötig.

Foto: rm-

Als die Stadtpolitiker 2009 in die laufende Ratsperiode starteten, da hatte sich Langenfeld gerade komplett entschuldet, eine neue Hauptfeuerwache gebaut, fünf Millionen Euro als Gesellschaftsfonds zur jährlichen Dividenden-Ausschüttung an Vereine zur Seite gelegt und als weiteres Zeichen des erreichten Wohlstands für einen hohen sechsstelligen Betrag eine Stele des renommierten Künstlers Heinz Mack in der Nähe des Rathauses platziert. Wenn der am 25. Mai neu gewählte Stadtrat erstmals tagt, dann haben sich die Vorzeichen verändert.

Schuldenfrei und damit handlungsfähig ist die Stadt noch immer, aber um diesen zu einem Identifikationsmerkmal gewordenen Status zu halten, muss bei veränderten Rahmenbedingungen hart gerungen werden. Der gerade mit einem Gesamtvolumen von 149 Millionen Euro verabschiedete Haushalt 2014 weist zwischen Einnahmen und Ausgaben ein Defizit von 2,7 Millionen Euro auf. Dieses Geld wird aus der so genannten Ausgleichsrücklage entnommen, dem noch mit 21,8 Millionen Euro gefüllten Sparbuch der Stadt. Als finanzstarke Gemeinde soll Langenfeld zugunsten überschuldeter NRW-Städte bis 2022 jährlich mehr als drei Millionen Euro Abundanzumlage - auch Kommunalsoli genannt - zahlen.

Für die kommenden sechs Jahre stehen auf vielen Gebieten Entscheidungen an, um die Stadt voranzubringen. Die im folgenden genannten Punkte gehören dazu.

 Die Nachfrage nach Kindergartenplätzen für unter Dreijährige (Bild: Kita Rheindorfer Straße) ist groß, ein weiterer Ausbau nötig.

Die Nachfrage nach Kindergartenplätzen für unter Dreijährige (Bild: Kita Rheindorfer Straße) ist groß, ein weiterer Ausbau nötig.

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Innenstadt Für einen Umbau der Solinger Straße zwischen Rathaus und Bahnunterführung liegt ein Konzept vor, das Radfahrer weg vom engen und wegen vieler Hofausfahrten für sie gefährlichen Bürgersteig auf die mit neuem Schutzstreifen versehene Fahrbahn bringen soll. Dazu soll die städtebaulich unattraktive Einfallstraße grüner und gestalterisch aufgewertet werden.

Gestalterischer Handlungs- und zunächst politischer Entscheidungsbedarf besteht darüber hinaus für den weiteren Abschnitt der Solinger Straße zwischen Rathaus und Fußgängerzone. Ebenso harrt der große Parkplatz neben dem Rathaus einer anderen Nutzung. Ein Neubau mit attraktiven Ladenflächen und/oder gastronomischen Angeboten an dieser Stelle würde den nördlichen Teil der City beleben und von der höheren Passantenzahl würden auch Geschäfte an der Kurt-Schumacher-Straße und am Konrad-Adenauer-Platz profitieren.

Stadtentwicklung Am und um den Immigrather Platz haben sich im Laufe der Jahre fünf Spielhallen und zwei Wettbüros angesiedelt. Wer indes Lebensmittel einkaufen möchte, ist fehl am Immigrather Platz. Einstimmig haben die Stadtpolitiker ein Handlungskonzept in Auftrag gegeben, das dem Stadtteilzentrum unter anderem mit einem Lebensmittelmarkt ein neues Gesicht geben soll.

Verkehr Das kürzlich verabschiedete Radverkehrskonzept kann nur der Anfang sein. Im Sinne der Radfahrer ist noch viel zu tun. Dazu gehören viele weitere sichere und ohne Umwege zügig befahrbare Routen im gesamten Stadtgebiet. Und in der City müssen gerade in unmittelbarer Nähe der Läden deutlich mehr Radständer aufgestellt werden. Autofahrer warten darauf, dass die Ursachen täglicher Staus zu den Spitzenzeiten etwa entlang der Berghausener Straße entschiedener angegangen werden als in der Vergangenheit. Viele S-Bahn-Nutzer wünschen sich für die S 6 einen Zehn-Minuten-Takt in Richtung Köln; dieser Wunsch steht auch in den Wahlprogrammen von CDU und SPD, so dass entsprechenden Vorstößen nichts im Wege steht.

Lärmschutz Seit Anfang letzten Jahres arbeitet ein Gutachter an einem Lärmaktionsplan für Langenfeld. Nach seinem Zwischenbericht muss vor allem an der Hardt und an der Solinger Straße bei nächtlichen Durchschnittswerten von über 60 Dezibel etwas unternommen werden. Besonders lärmgeplagt seien außerdem Anwohner des Winkelswegs, die nicht nur Schwerlastverkehr vor der Haustür haben, sondern auch noch den Lärm der nahen Güterzugstrecke ertragen müssen. Von Autobahnlärm sind insbesondere Langenfelder betroffen, die nahe der A 3 zwischen Hardt und Winkelsweg wohnen.

Soziales Die Grundstückspreise sind in Langenfeld hoch, an preiswerten Mietwohnungen herrscht ein Mangel. Letzteres muss bei der Planung neuer Wohngebiete stärker berücksichtigt werden. Der Anteil älterer Menschen nimmt in den nächsten Jahren weiter zu. Mit einem wachsenden Netzwerk von Ehrenamtlichen und so genannter Quartiersarbeit sind erste Schritte eingeleitet, Senioren möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Diese und andere mit der Volksalterung verbundene Ansätze gilt es, fortzuführen.

Familien Beim Kindergarten-Ausbau steht Langenfeld im Vergleich zu anderen Städten gut da. Es gibt zurzeit etwa 320 Plätze für unter Dreijährige (U 3), 1460 für ältere Kinder und zusätzlich 150 Plätze in der Tagespflege. Doch wegen der steigenden Nachfrage nach U-3-Plätzen ist ein weiterer Ausbau nötig. Jugendliche sollen in Langenfeld mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen bekommen, die sie selber betreffen. Das haben in der vergangenen Woche alle Parteien im zuständigen Fachausschuss einstimmig beschlossen. Nun liegt es an ihnen, den Worten Taten folgen zu lassen und in der neuen Ratsperiode möglichst schnell entsprechende Beteiligungsmöglichkeiten für junge Langenfelder einzurichten.

Wirtschaft Zwei große Gewerbegebiete sind in Bau, die es nun zu füllen gilt. Die weitere Entwicklung in der durch Neuansiedlungen finanzstark gewordenen Nachbarstadt Monheim wird in der kommenden Ratsperiode auch in Langenfeld die Diskussion um die angemessene Höhe des Gewerbesteuer-Hebesatzes bestimmen.

(RP)
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