Bürgermeister über Erdogan-Bild "Man muss nicht noch Öl ins Feuer gießen"

Langenfeld · Die Meinungen über das Bild mit der Banane im nackten Hintern des türkischen Präsidenten gehen weit auseinander. Gar nicht erfreut über diesen Teil der Ausstellung im Langenfelder Kulturverein ist Bürgermeister Frank Schneider. Ein Stimmungsbild.

So viel ist sicher: Mit seiner gerade eröffneten Thomas-Baumgärtel-Ausstellung hat der Kunstverein Langenfeld (KVL) nicht nur bundesweit auf sich aufmerksam gemacht. Unter den Werken des als Bananensprayer bekannt gewordenen Künstlers wird erstmals ein Bild öffentlich zur Schau gestellt, das den türkischen Präsidenten Erdogan in gebückter Haltung mit einer Banane im nackten Hintern zeigt.

Unsere Berichterstattung hat bereits heftige Leserreaktionen nach sich gezogen, bei denen die Meinungen über die Grenzen künstlerischer Freiheit weit auseinander gehen. "Es ist geschmacklos. Ich mag Angela Merkel zwar nicht aber wenn man das bei ihr machen würde, fände ich das auch nicht schön", schrieb Anton Arango auf Facebook. Neben vielen kritischen Anmerkungen ("Stuss"), findet Murat-1992 auf RP Online: "Thomas Baumgärtel gilt als einer der bedeutendsten Initiativkünstler nicht nur hierzulande, sondern international. (...) Dem Kunstverein Langenfeld ist (...) großer Respekt zu zollen. Für Mut und Verständnis für Initiativkunst." Nach den Worten von KVL-Kuratorin Beate Domdey-Fehlau geht die Freiheit der Kunst "über alles".

 Thomas Baumgärtel hatte zunächst keine Galerie gefunden, die das Bild zeigen wollte.

Thomas Baumgärtel hatte zunächst keine Galerie gefunden, die das Bild zeigen wollte.

Foto: RALPH MATZERATH

Gar nicht erfreut über die Präsentation des Bilds in Langenfeld ist Bürgermeister Frank Schneider. "Natürlich darf und soll Kunst provozieren. Aber in heiklen Bereichen wie dem auf Regierungsebene zuletzt angespannten Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei muss man nicht noch Öl ins Feuer gießen." Bei der Vernissage am Wochenende hatte sich Schneider von seinem Vize Dieter Braschoss vertreten lassen, so dass er erst danach von dem brisanten Bild erfuhr.

Als privater Verein dürfe der KVL zwar für sich selbst entscheiden, was er im städtischen Kulturzentrum ausstellt, sagte Schneider. "Aber bei so einer brisanten Sache wäre vorab eine Information an den Bürgermeister mehr als angebracht gewesen."

Auch die Polizei sei "nicht besonders erfreut gewesen", dass sie aus dem Rathaus so erst am Dienstag entsprechende Sicherheitshinweise bekommen habe.

Yasar Palamir, Vorsitzender der Islamisch-Türkischen Kulturgemeinde in Langenfeld, mochte sich auf Anfrage unserer Redaktion zu dem Erdogan-Bild nicht äußern. Palamir ist nach Schneiders Worten sein erster Ansprechpartner beim Versuch, die türkischstämmigen Langenfelder besser zu integrieren. "Zurzeit entwickeln wir Projekte, um Probleme von Jugendlichen aufzugreifen oder türkischstämmige Senioren fürs Ehrenamt zu begeistern." In Zusammenarbeit mit dem Langenfelder Moscheeverein arbeite die Stadtverwaltung an einem guten gegenseitigen Verständnis zwischen Deutschen und Türken.

(mei)
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