Langenfeld/Monheim Bauern: Gute Miene zu schlechter Ernte

Langenfeld/Monheim · Die Bilanz der Kreisbauernschaft reicht von hohen Sturmverlusten beim Getreide bis zu Optimismus bei den Rüben.

 Die Landwirte im Kreis zogen Erntebilanz. Links der Langenfelder Ortsbauer Josef Aschenbroich, rechts Kreislandwirt Martin Dahlmann.

Die Landwirte im Kreis zogen Erntebilanz. Links der Langenfelder Ortsbauer Josef Aschenbroich, rechts Kreislandwirt Martin Dahlmann.

Foto: Matzerath

Josef Aschenbroich ist schon ein Weilchen Landwirt, aber solch ein wetterwendiges Jahr hat er bislang selten erlebt. "Das waren Wetterkapriolen wie noch nie in 30 Jahren", so fasste der Ortsvorsitzende der Bauern in Langenfeld und Monheim die diesjährigen Arbeitsbedingungen in den 300 landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis Mettmann zusammen.

Dabei hatte es im Vorfeld gut begonnen. "Die Aussaat im vorigen Herbst fand unter optimalen Bedingungen statt", berichtet Aschenbroich. Dazu ein milder Winter mit explosionsartigem Wachstum, das Optimisten Rekord-Ernten erwarten ließ. Doch fand diese Entwicklung nach einem sehr trockenen Frühjahr und einem ab Mai durchweg verregneten Sommer kein wirklich gutes Ende. Die Bilanz des Immigrathers in Stichworten: viele Schädlinge durch den frostfreien Winter, Erdbeeren, die unter den Fingern faulten, im nördlichen Kreisgebiet durch den Pfingststurm niedergewalzte Getreidefelder mit bis zu 50 Prozent Verlust sowie mangelnde Qualität der Kartoffeln durch andauernde August-Niederschläge.

Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Mettmann, Martin Dahlmann, ergänzte bei der gestrigen Vorlage der Bilanzzahlen, dass an einzelnen Orten die notwendige Fruchtfolge auf den Äckern nicht gewährleistet war: "Wo eigentlich schon die neue Wintergerste gesät werden musste, stand noch der Weizen auf dem Feld."

Während Gerste, Roggen und Raps noch trocken vom Acker geholt werden konnten, erschwerten die täglichen Güsse ab Ende Juli massiv das Ernten und Dreschen des Weizens. "Die letzten Felder wurden Anfang September und dann auch noch feucht abgeerntet", erklärte Dahlmann. Durch den ständigen Wechsel zwischen Regen und Sonne begann die Keimung sehr früh. An den wenigen Schönwetter-Tagen reichten die Erntemaschinen laut Dahlmann kaum aus, es sei nachts und auch sonntags fast im 24-Stunden-Betrieb gearbeitet worden.

Zu den organisatorischen und praktischen Problemen kamen die finanziellen Auswirkungen: Deutlich erhöhte Trocknungskosten und Qualitätsprobleme, in deren Folge die Ernte oft nicht in der Getreidemühle, sondern für Bruchteile des erwarteten Betrags in der Biogasanlage landete. Überdies wurden auch die hiesigen Landwirte durch den Weltpreis in Mitleidenschaft gezogen: Dieser ist nach sehr guten Ernten weltweit um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Hohe Gewinneinbrüche oder sogar Verluste waren die Folge für die lokalen Bauern. Es gibt allerdings auch Globalisierungsgewinner. So zum Beispiel die Milchwirtschaft. Durch die große Nachfrage aus dem asiatischen Markt erzielen aktuell die Milchbauern vergleichsweise gute Erlöse.

3500 von insgesamt 9000 Hektar Fläche Ackerland werden im Kreis als Grünland bewirtschaftet. Die Futteranbaubetriebe sind zufrieden mit dem Jahr. Der milde Winter führte zu einem frühzeitigen ersten Schnitt. Über "gute Qualität und überdurchschnittliche Mengen" freuen sich die Maisbauern. Auch bei Zuckerrüben sind Ernterekorde zu erwarten. "Bis Ende Januar wird die Kampagne dauern", glaubt Aschenbroich. Neben der Erntebilanz sprachen die Landwirte auch die aktuellen politischen Rahmenbedingungen an. "Bei der Produktion unterliegen wir den strengeren deutschen Regeln, am Markt konkurrieren wir mit Europa und der Welt", sagte Dahlmann.

(mmo)
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