Monheim Baumberg hofft und leidet

Monheim · Der Umbau der Hauptstraße wird für Geschäftsleute und Anwohner zur Geduldsprobe. Mit einem Gutschein-Heft bemüht sich die Stadt um Unterstützung.

 Nach der Kanalsanierung wird asphaltiert: Bauarbeiten auf der Baumberger Hauptstraße.

Nach der Kanalsanierung wird asphaltiert: Bauarbeiten auf der Baumberger Hauptstraße.

Foto: Norbert Jakobs

Rentner Rolf (83) ist der einzige, der sagt: "Von mir aus hätte die Hauptstraße so bleiben können, wie sie war." Alle anderen, die sich an diesem Werktag-Vormittag äußern, freuen sich auf das Bild, das sich ihnen nach der zwei Millionen Euro teuren Umgestaltung ab dem nächsten Frühjahr bieten soll. Barrierefreie Bürgersteige, mehr Platz für Außengastronomie, neue Bänke und Laternen. So ist es als schicker Entwurf auf dem "Baumberger Gutschein-Heft" zu sehen. Die Sammlung mit Rabatt-Coupons - vom Gratis-Ouzo bis zur Rechtsberatung zum Sonderpreis - ließ die Stadt Monheim jetzt in einer Auflage von 10.000 Stück in dem Ortsteil und angrenzenden Gewerbegebieten verteilen, um die Hauptstraßen-Kundschaft bei der Stange zu halten.

"Die Pläne wirken schon sehr ansprechend", sagt zum Beispiel Carina Beginn (27) vom Brauhaus "Alte Post" an der Ecke Humboldtstraße, die Rentner Rolf soeben ein frischgezapftes Alt hingestellt hat. Bis zum Frühjahr wird es für die ansässigen Händler, Dienstleister und Gastronomen aber noch ein steiniger Weg werden. Von der Einmündung Kreuzstraße wandert die Baustelle seit Baustart im Februar im Schneckentempo Richtung Kirche. Vorweg werden die Kanalarbeiten gemacht, dann folgen jeweils Neuasphaltierung und Bürgersteige. Seit Montag treffen Autofahrer, die aus Richtung Monheim kommen, hinter der Kurve an der Kirche auf eine Sperre mit dem Hinweis "Vollsperrung bis Kreuzung Thomas-/Schwanenstraße".

Das Brauhaus "Alte Post" liegt mitten in dieser Sperrzone. Am Umsatz macht sich dies laut Mitarbeiterin Beginn "deutlich" bemerkbar: "Wir haben Kegelgruppen, die erst nach Aufhebung der Vollsperrung wiederkommen wollen, weil sie nicht mit dem Auto bis zu uns herankommen." Auch manche Gäste aus Hellerhof oder Benrath blieben weg. Apotheker Norbert Meyer, der sich nach eigenem Bekunden "viel umhört", nennt die Baustelle sogar "existenzbedrohend" für einzelne Geschäftsleute. Auch seiner Kreuz-Apotheke fehle die Laufkundschaft, - diejenigen, die nach der Arbeit zurück nach Düsseldorf fahren und "mal eben bei uns reinspringen".

Für Meyer war die Umgestaltung der Hauptstraße "ganz klar fällig". Auch für die Unterstützung durch die Stadt - wie jetzt mit dem Gutschein-Heft - ist er wie die meisten dankbar. Die Organisation der Baustelle sieht der Apotheker derzeit jedoch kritisch: "Während der Kanalarbeiten wurden Zufahrten zu uns ermöglicht. Das klappt jetzt nicht mehr, obwohl doch die Arbeiten an den Bürgersteigen weniger Raum einnehmen müssten. Aber auf dieser Baustelle ist unendlich viel Material gelagert - das ist das Problem."

Die Baustelle müsste aufgeräumter sein, das findet auch die Verkäuferin von der Bäckerei Matzanke. Vor dem Laden wurden Poller entfernt, die Löcher notdürftig mit Splitt geflickt. "Der kaputte Bürgersteig ist eine Stolperfalle besonders für alte Leute. Vorige Woche habe ich gleich zwei Gestürzten aufgeholfen. Die eine blutete am Handgelenk, der andere am Knie", erzählt die 40-Jährige. Allerdings dürfte es den Baustellen-Managern aus Rathaus und Straßenbauunternehmen schwer fallen, es allen recht zu machen. So zeigt sich Nadine Neumann (31), Raiffeisenbank-Kundin aus Monheim, genervt davon, dass sie für ihren grünen VW Lupo keine richtige Parkmöglichkeit findet. Dagegen fühlen sich Manfred und Ute Dahlmanns als Fußgänger von Autos bedrängt, die über ihre Wege geleitet werden.

"Eine verkehrsberuhigte Straße wäre schön", setzen die beiden Baumberger ihre Hoffnung auf die "neue" Hauptstraße ab Frühling 2017. "Und mehr Grün", sagt Manfred Dahlmanns. "Mehr Bäume" wünscht sich auch Silke Leifgen (41), die an der Hauptstraße wohnt. "Laternen mit W-Lan brauche ich dagegen nicht unbedingt", meint sie augenzwinkernd. Barbara Mädler (51) vom Friseursalon Stock wiederum hofft darauf, dass auf einer schöneren Hauptstraße "mehr los" sein wird: "Vielleicht bleibt dann der eine oder andere Kunde mehr - etwa aus Hellerhof - auch bei mir hängen."

(gut)
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