Baumberger

Baumberger · Aue In die schönste Jahreszeit, den Frühling, fällt Ostern mit seinen christlichen und weltlichen Bräuchen. Zu letzteren gehört das Ei, das schon von jeher großes Interesse genießt. Es ist ein Wunderwerk der Natur, in dem der Anfang eines ganzen Lebens steckt. Schon die großen Denker der Antike regte es an, der Frage nachzugehen, wer eher da war, die Henne oder das Ei. Doch manchmal nützen alle philosophischen Abhandlungen und Diskussionen nichts, manchmal gibt die Natur einfach ihre Geheimnisse nicht preis.

 Sabine Klaucke erklärt im Naturkundemuseum, dass kleine Vögel 14 Tage und Hühner drei Wochen brüten.

Sabine Klaucke erklärt im Naturkundemuseum, dass kleine Vögel 14 Tage und Hühner drei Wochen brüten.

Foto: von ameln

In der freien Wildbahn wird zwar nicht Ostern gefeiert, doch viele Vögel sind gerade in dieser Zeit mit Eierlegen beschäftigt. Zuständig für den Bau des Nestes ist oftmals das Männchen, das jeden Tag erneut durch Gesang seine Rechte als Revierinhaber einfordern muss. Kann man manchmal anfangs noch den Bau eines Nestes mitbeobachten, verschwindet es bei fortschreitender Vegetation immer mehr im Grün der Bäume, was auch zur Lebensversicherung von Eiern und Jungvögeln beiträgt.

 Okay, nicht ganz eirig, aber eben auch nicht rund: das Aldi-Ei.

Okay, nicht ganz eirig, aber eben auch nicht rund: das Aldi-Ei.

Foto: google

Wer sich gerne einmal mit der erstaunlichen Vielfalt von Nestbauten und Eiern in Ruhe beschäftigen möchte, der kann dies sehr ausführlich im Naturkundemuseum im Benrather Schlossflügel tun. Eine der Mitarbeiterinnen in der Pädagogik ist die Dipl.-Biologin Sabine Klaucke, die Führungen für Erwachsene und Kinder anbietet.

Zum Thema Ei gibt es im Museum sehr viele Exponate. "Jede Vogelart baut ein für sie typisches Nest und legt entsprechend geformte und mehr oder weniger farbige Eier", erklärt Klaucke. Die Höhlenbrüter hätten es nicht nötig, ihre Eier besonders zu tarnen, da Feinde kaum ans Nest gelangten. Dagegen liegen die vier stark gesprenkelten Eier des Flussregenpfeifers ganz offen in einer kleinen Mulde zwischen Steinen und Sand, doch trotzdem sind sie so gut getarnt, dass sie kaum ins Auge fallen. Der Kiebitz, der auch ein Bodenbrüter ist, hat eine besondere Taktik entwickelt, um sein brütendes Weibchen zu schützen. Wenn ein fliegender Feind auftaucht, stellt er sich krank und "humpelt" so stark, dass er eine leichte Beute zu sein scheint. Auf diese Weise lockt er den Gegner immer mehr vom Nest weg.

"Die schmalen Seiten der Eier liegen meistens im Nest nach innen, um den Wärmeverlust möglichst gering zu halten", sagt Klaucke und erklärt, dass der 'Brutfleck' bei den Altvögeln eine große Rolle spiele. Das ist eine äußerst gut durchblutete Hautstelle am Vorderbauch ohne Kleingefieder, die die Wärmeübertragung auf das Gelege intensiviert. Die Brutzeit betrage bei kleinen Vögeln 14 Tage, bei Hühnern drei Wochen. Im Gegensatz zu den Bodenbrütern sucht sich der Turmfalke in luftiger Höhe bequemerweise ein verlassenes Krähennest, in das das Weibchen vier bis sechs dicht rotbraun gefleckte Eier legt. Welche Arbeit sich hingegen der Buntspecht mit seinem Nest macht, kann Klaucke an einem Stück Baumstamm mit Längsschnitt durch die Bruthöhle zeigen, die etwa 30 Zentimeter tief ist. Dadurch wird verhindert, dass Marder an Eier oder Junge gelangen können.

Ein ganz anderes Nest baut der Zaunkönig. Es ist kugelförmig aus Moos und Laub mit seitlichem Einschlupfloch. Die fünf bis sechs fast weißen Eier liegen gut geschützt innen und brauchen deshalb kaum eine farbliche Tarnung. Besonders interessant ist die Ausstellung von Kuckuckseiern, die bei den Wirtsvögeln, wie Teichrohrsänger, Mönchsgrasmücke oder Heckenbraunelle im Nest liegen und jeweils sogar in Farbe und Musterung angepasst sind. "Das Schöne am Naturkundemuseum ist, dass man alle Tiere intensiv aus der Nähe beobachten kann", bringt Sabine Klaucke die Vorteile auf den Punkt.

Naturkundemuseum Schloss Benrath: Das Osterferien-Angebot "Offene Museumswerkstatt" findet noch von Dienstag bis Freitag, jeweils von 10 bis 13 Uhr, statt. Angebote für Erwachsene und Kinder, für Pädagogen, Eltern und Großeltern unter "http://www.schloss-benrath.de", Beratung und Anmeldung unter 0211-899 7216.

(kneb)
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