Langenfeld Bayer schafft 500 neue Jobs

Langenfeld · Die Konzern-Gesundheitssparte Health Care will eine halbe Milliarde Euro an den Standorten Leverkusen und Wuppertal investieren.

Langenfeld: Bayer schafft 500 neue Jobs
Foto: Bayer

Es ist gut, das Felix Hoffmann vor mehr als 100 Jahren Aspirin erfunden hat. Denn es kann sein, dass darauf auch die Manager von Bayers Pharmasparte Health Care derzeit öfter zurückgreifen müssen. Wegen Kopfschmerzen, die ihnen die deutsche Gesetzeslage bereitet, speziell das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, kurz Amnog. Das verpflichtet die Pharmaunternehmen, den Zusatznutzen für neue Medikamente nachzuweisen und mit der gesetzlichen Krankenkasse binnen einer bestimmten Frist den Preis für die Arznei zu vereinbaren.

"Das Amnog greift zu einem brisanten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn das Produkt gerade in den Markt eingeführt ist. Oft ist da ein Zusatznutzen noch gar nicht nachweisbar", sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands forschender Arzneimittelhersteller. Sie kritisiert nicht das Gesetz an sich, aber Verfahrensmängel. Ein Kernproblem: Es gibt laut Fischer keine klare Trennung von Bewertung, Beschlussfassung und Rabattverhandlung. Die Seite der Krankenkassen dominiere in allen Verfahrensschritten. "Das ist eine Unwucht im System, die den Verdacht nährt, es gehe einzig darum, den Preis von vornherein zu drücken."

Hierzulande lägen Preise für Medikamente aber zu 84 Prozent schon unter dem europäischen Mittel, 42 Prozent unter dem niedrigsten Vergleichspreis. Fischers Fazit nach nach drei Jahren Amnog: "Preispolitik hat Vorrang vor Innovation." Unter diesen Voraussetzungen müssten sich Firmen fragen: "Führe ich ein neues Produkt in Deutschland überhaupt ein, lasse ich es auf dem deutschen Markt, und investiere ich noch in deutsche (Forschungs- und Entwicklungs) Standorte."

Bayer HealthCare tut's. Der Konzern "bekennt sich zum Standort Deutschland", betont Frank Schöning, Chef der Health-Care-Vertriebsgesellschaft Bayer Vital. Der Konzern will mehr als 500 Millionen Euro investieren, um in Wuppertal und Leverkusen künftig mehr Medikamente zur Behandlung der Bluterkrankheit herzustellen. "Das Projekt gehört zu den bisher größten Investitionen von HealthCare und wird bis 2020 rund 500 neue Arbeitsplätze schaffen", betont Schöning. Mehr verriet der Bayer-Vital-Geschäftsführer noch nicht. Das Ganze steckt noch in der Planung.

Wachsen ist ein gutes Stichwort: Bayer Health Care sei das am schnellsten wachsende Unternehmen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt, liegt derzeit auf Platz fünf der führenden Konzerne, betont Schöning. "Wenn wir so weiterwachsen, dann sind wir in den nächsten Jahre wieder unter den Top 3", kündigt er an. Gelingen könnte das neben den Spitzenprodukten wie Thrombosehemmer Xarelto auch mit neuen Wirkstoffen aus der "prallgefüllten Pipeline". Allein neun Produkte haben in diesem Jahr ihre Neueinführung. Insgesamt gibt es bei Health Care aussichtsreiche 44 Projekte in der Pipeline. Für deren Entwicklung müsse es "innovationsfreundliche Rahmenbedingungen geben", betont Schöning, nennt Abbau von Überregulierungen, mehr Wertschätzung für Innovationen und faire Nutzenbewertung und Preisverhandlungen für neue Produkte aufgrund des Amnog. Denn: "Mit der Vergütung für die Medikamente von heute wird die Entwicklung der Medikamente von morgen finanziert. Auch der lange Preisstopp bis 2017 und der neue Zwangsrabatt für innovative Arzneimittel sind angesichts der guten Finanzlage bei den Krankenkassen und im Gesundheitsfonds nicht nachvollziehbar", betont Schöning.

(RP)
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