Langenfeld/Monheim „Erstmals nach 30 Jahren gibt es Dankbriefe“

Düsseldorf · Lohnende Mehrausgaben

Die Langenfelder Agentur für Arbeit präsentiert zum Jahresbeginn eine eindrucksvolle Vermittlungsbilanz. Über die Gründe für die guten Nachrichten sprach RP-Mitarbeiter Martin Mönikes mit Wolfgang Mai (50), seit mehr als zwei Jahren Chef der Arbeitsagentur an der Karl-Benz-Straße.

Sind Sie vom Erfolg des Modellprojekts selbst überrascht?

Mai Ja, weil wir sogar unsere optimistischsten Ziele übertroffen haben. Anfangs hätten wir es schon als Erfolg verbucht, die Zahl der Arbeitslosen im Bereich Langenfeld/Monheim innerhalb eines Jahres von 1600 auf unter 1000 Menschen zu senken. Und jetzt sind es zu Beginn des neuen Jahres nur noch etwa 700 Männer und Frauen, die wir intensiv betreuen müssen.

In welchen Bereichen sind sie besonders erfolgreich, und wo stecken die besonders hartnäckigen Fälle?

Mai Die Vermittlung über 50-jähriger Arbeitssuchender gelingt gut, wenn wir es schaffen, diese Altersgruppe zu Bewerbungen zu motivieren. Wir wissen, dass entsprechender Bedarf bei den Arbeitgebern vorhanden ist. Die älteren Arbeitsuchenden selbst haben oft unnötige Bedenken und neigen vorschnell zur Resignation. Ein ungelöstes Problem bleiben Menschen ohne Schulabschluss oder Ausbildung. Auch mit den gesteigerten Mitteln der Projektagentur sind diese Arbeitsuchenden nur schwer zu vermitteln. Da finden wir oft nur Hilfstätigkeiten in der Logistikbranche.

Gibt es auch Arbeitslose, die sich von ihrer intensiven Arbeitsvermittlung, „gestört“ fühlen?

Mai Dank unseres guten Personalschlüssels kümmern wir uns im Schnitt alle drei Wochen mindestens 45 Minuten um einen Kunden. Dabei fällt schon auf, wenn jemand an einer Vermittlung nicht wirklich interessiert ist. Die Folgen einer solcher Verweigerungshaltung sind klar geregelt. Das bedeutet Leistungskürzung. Und diese Konsequenzen wird selbstverständlich auch gezogen.

Wie reagieren die Arbeitssuchenden auf ihren erweiterten Service?

Mai Unsere Kunden erkennen unsere Bemühungen an. Zum ersten Mal in dreißig Jahren Arbeitsverwaltung erlebe ich, dass wir vermehrt Dankesschreiben von Vermittelten und von Firmen erhalten.

Weil sie schon nach kurzer Zeit weniger Arbeitslosengeld bezahlen muss, lohnen sich für die Bundesagentur die Mehrausgaben, die sie durch den verstärkten Personaleinsatz zwangsläufig hat. Die Agentur erntet freilich selbst die Früchte ihrer Arbeit.

Schwieriger ist es, wenn in einem mehrstufigen Staatsaufbau einer zwar die Kosten trägt, ein anderer jedoch den konkreten Nutzen hat. Beispiel: Durch intensivere Arbeit in Kindergärten könnten die Schul- und späteren Berufsaussichten für Jugendliche verbessert werden. Die zusätzlichen Kosten im Kindergarten trüge die Kommune, weniger Arbeitslose würden dagegen Bund und Land entlasten. Es ist den chronisch klammen Städten deshalb kaum vorzuwerfen, dass sie solche kostenintensive Modellprojekte nicht um jeden Preis auf den Weg bringen. mmo

(RP)
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