Kolumne Calm Down (9) Bei satten 100 Grad kann die Seele entspannen

Langenfeld · In den "Asterix & Obelix"-Comics hat Dorfhäuptling Majestix stets Angst, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Wer's liest, lacht freilich. Aber das Gefühl, das die dicke rotschnäuzige Comicfigur dabei verspürt, kennt wohl jeder: Stress.

 Den Alltag mit den Klamotten abstreifen - in der Sauna geht's.

Den Alltag mit den Klamotten abstreifen - in der Sauna geht's.

Foto: Sportpar

In den "Asterix & Obelix"-Comics hat Dorfhäuptling Majestix stets Angst, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Wer's liest, lacht freilich. Aber das Gefühl, das die dicke rotschnäuzige Comicfigur dabei verspürt, kennt wohl jeder: Stress.

Um diesen fiesen Gesellen wieder loszuwerden, reicht's manchmal nicht, dreimal tief durchzuatmen oder sich für fünf Minuten mit geschlossenen Augen ans geöffnete Fenster zu stellen. Manchmal muss es mehr sein. Mehr Zeit. Mehr Ruhe. Mehr Entspannung. Mehr Seelebaumelnlassen. Ein ziemlich idealer Ort für solch' eine Auszeit: die Sauna. Raus aus den Klamotten ist gleichbedeutend mit raus aus dem Alltag. Der erste Saunagang, zum Beispiel in einem Blockhäuschen mit sanfter Beleuchtung und satten 90 Grad ist - erstmal sehr warm. Logisch. Aber während der Körper die Minuten vor sich hinschwitzt, wird der Kopf immer freier. Da macht es nichts, dass drumherum wildfremde Menschen auf ihren Handtüchern liegen. Es macht auch nichts, das niemand etwas anhat. In der Sauna konzentriert sich im Idealfall jeder auf sich. Deswegen ist es auch ganz schön, dass beim Schwitzen in der Kabine nicht sehr viel gesprochen wird. Wer reden will - nebenan in Holland ist das beim Saunieren kaum ein Problem. Hierzulande ernten Plaudertaschen gerne einmal strenge Blicke von Mitsaunierern. Allerdings: In der Leverkusener Parksauna gibt's beispielsweise für Redebedürftige eine spezielle Kommunikationssauna - miteinander sprechen ist da erwünscht.

Wer bei 70 bis 100 Grad lieber schweigt, gibt den ersten Laut ohnehin draußen wieder von sich, im Kaltwasserbecken, beim Eisabrieb, unter der Dusche, wenn der kühle Wasserstrahl die Haut trifft und dem Mund mindestens ein "Huch" entfährt.

Und dann kommt fast das Schönste am Saunieren: die Ruhephase. In trockene Handtücher, den Bademantel und Decken gehüllt auf einer Liege in einem wohlgewärmten, heimeligen Raum Platz nehmen, Augen zu und den Saunagang nachwirken lassen. Meist wirkt der so gut, dass ein herrliches Schläfchen daraus wird und der Himmel von Majestix einfach da bleibt, wo er immer ist - ganz weit oben. Ludmilla Hauser

(RP)
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