Monheim Beim Fest der Kulturen drehen sich die Derwische

Monheim · In einer Zeit, in der die Vorurteile wachsen, ist ein Fest der Begegnung zwischen Christen und Muslimen - wie das im Saal der Monheimer VHS am Sonntag - ein Lichtblick: Deutsche singen "Üsküdar", das Lied, das von einem Stadtteil Istanbuls handelt. Und Türken singen "Kein schöner Land", ein altes deutsches Volkslied. Das bedeutet Verständnis und Verbundenheit.

 Länger als sieben bis zehn Minuten sollten sich Derwische nicht drehen. Sie beeindruckten die Besucher des Fests der Kulturen.

Länger als sieben bis zehn Minuten sollten sich Derwische nicht drehen. Sie beeindruckten die Besucher des Fests der Kulturen.

Foto: Ralph Matzerath

Vier Jahre lang haben sich Christen und Muslime in Monheim einmal im Jahr, jeweils am 3. Oktober, getroffen, um bei Spaziergängen zu verschiedenen Orten Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Doch dieses fünfte Mal war anders: Diesmal stellte die Musik die Verbindung der beiden Kulturen dar. Wenngleich Ramazan Akcora, Vorsitzender der Ditib-Gemeinde in Monheim, bekannte: Die deutsche Musik sei für türkische Ohren schon etwas gewöhnungsbedürftig. Nach 41 Jahren in der Gänselieselstadt habe er sich aber auch an die Kirchenlieder gewöhnt. "Wir sind eigentlich mehr Monheimer als Türken", bekannte er.

Attraktion des Zusammentreffens der Muslime und Christen am Sonntag war zweifelsohne der Auftritt der tanzenden Derwische unter der Leitung von Osman Yagmur. Viele deutsche Besucher sahen das erste Mal die sich drehenden Männer in ihren langen Röcken. Das Kreiseln zu orientalischen Klängen gilt ursprünglich als eine der körperlichen Methoden, sich in religiöse Ekstase zu versetzen. Länger als sieben bis zehn Minuten sollte der Drehtanz übrigens nicht dauern. "Danach findet niemand mehr nach Hause", sagte Akcora schmunzelnd.

Trotz der Liebe zu alten Bräuchen der Heimat ist es das Hier und Jetzt, das die muslimische Gemeinde in Monheim beschäftigt. Sie setzten große Hoffnungen in Bürgermeister Daniel Zimmermann. "Wir wollen nichts geschenkt, nur raus aus unserer Hinterhof-Moschee", sagt Akcora. "Monheim ist unsere erste Heimat. In der Türkei kennen wir fast niemandem mehr." Es klingt fast ein wenig Stolz mit, als er berichtet, dass man sich nicht nur einmal im Jahr mit christlichen Mitbürgern treffe, sondern alle drei Monate. Und an diesem Sonntag, verkünden die türkischen Mitbürger stolz, seien 60 Prozent der Besucher beim Begegnungsfest Deutsche.

Während die beiden Kulturen im Saal gemeinsam mit dem Kirchenchor Cäcilia Baumberg, unter der Leitung von Dieter Lein, und den Monheimer Gospelsingers, unter Leitung von Gisela Schmelz, singen, präsentieren die beiden Schülerinnen Semra und Rümeysa ein türkisches Büffet mit ihren Müttern im Vorraum. Dabei tragen die beiden 18-Jährigen den Hidschab und lange Kleider und erzählen, dass sie beide Lehrerinnen werden wollen. Eine zeigt ihre hübschen Henna-Tattoos auf den Fingern vor und und giffelt ein bisschen, wie Mädchen ihres Alters es eben tun.

(RP)
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