Baumberg Betrüger stiehlt die Identität eines Toten

Baumberg · Christian Vauk starb im Januar 2011 mit 29 an einem Gehirntumor - mit seinen Daten erbeutet ein Täter im Internet Geld.

 Mit den Daten ihres verstorbenen Sohnes tätigte ein Unbekannter Internetgeschäfte. Wulf Hinnerk und Marianne Vauk sind fassungslos.

Mit den Daten ihres verstorbenen Sohnes tätigte ein Unbekannter Internetgeschäfte. Wulf Hinnerk und Marianne Vauk sind fassungslos.

Foto: MATZERATH

Der Bericht über den Missbrauch der Daten des im Februar verstorbenen Bestatters Herbert Kreuer vergangene Woche in der Rheinischen Post hat bei Wulf-Hinnerk Vauk alte Wunden aufgerissen. Auch im Fall seines Sohnes Christian-Patrick, der am 24. Januar 2011 erst 29-jährig an einem Gehirntumor verstarb, stahl ein unbekannter Täter dessen Identität, um im Internet betrügerische Geschäfte abzuwickeln. Am meisten aber empört Vauk die Aussage von Ulrich Löhe, dem Sprecher der Kreispolizei, dass der Behörde "kein solcher Fall bekannt" sei, denn auch er hatte bei der Polizei Anzeige wegen Warenbetrugs erstattet.

Anders als die Familie Kreuer erlitt Vauk einen materiellen Schaden, weil er dem Opfer des Internet-Betrügers 200 Euro erstattete. "Wir erhielten den Anruf kurz nach dem Tod unseres Sohnes, als wird noch nicht sicher waren, ob er nicht vielleicht doch noch ein Geschäft über ebay getätigt hatte - obwohl er dazu eigentlich nicht mehr in der Lage war", sagt Vauk. Er wollte das Ansehen seines Sohnes, der Torwart bei den Sportfreunden Baumberg und Gardist bei der Prinzengarde Blau-Weiß in Düsseldorf gewesen war, nicht beschädigen. Der 66-Jährige ist sich sicher, dass die Täter die innere Gelähmtheit der Angehörigen in der akuten Trauerphase fest einkalkulieren. "Unser Fall ist bestimmt nur die Spitze des Eisbergs."

Das Vorgehen war ähnlich wie im Fall Kreuer: Am 29. und 31. Januar 2011 erschienen die Traueranzeigen in der Rheinischen Post, am 31. Januar - eine Woche nach Christians Tod - eröffnete ein Unbekannter unter seinem Namen ein Konto auf ebay, um einen Intel Core i7-Prozessor zu versteigern. Der Täter gab dazu die Baumberger Adresse der Eltern an, die auch in der Traueranzeige genannt war. Ersteigert wurde der Artikel noch am selben Tag von einem Bieter aus Greiz in Ostdeutschland, der am 2. Februar 199 Euro an das angegebene PayPal-Konto mit der Email-Adresse chris.vauk@gmx.de überwies. Die Zahlungsaufforderung hatte ein "Chris Vauk" unterschrieben.

Am 5. Februar meldete sich der ostdeutsche Bieter bei den Eltern und verlangte, ihm entweder den nicht gelieferten Prozessor auszuhändigen, oder ihm sein Geld zurückzuerstatten. "Da sich Christian seinen PC aus dem Internet zusammengekauft hat und auch Wlan-Partys besuchte, erschien es uns zumindest plausibel, dass er auch mit schnellen Prozessoren gehandelt haben könnte", sagt Vauk. Erst als er nach Begleichung der angeblichen Schuld Nachforschungen anstellte, fiel ihm auf, dass sein Sohn unmöglich die Verkaufsanzeige bei ebay geschaltet haben konnte. Zeitgleich erwarb der Täter wieder unter Christians Namen bei einer Bieterin aus dem hessischen Diemelsee Gedenkmünzen der Olympiade 1972, wobei er eine Lieferadresse an der Emil-Barth-Straße in Düsseldorf angab. Er bat zudem um deren Versendung als DHL-Paket - was eine Sendungsverfolgung erleichtert. "Der Täter zahlte die 145 Euro über das Paypal-Konto, da er ja an das Geld nicht rankam", sagt Vauk. "Dafür hatte er den Gegenwert in Gold".

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Foto: dpa, Franziska Koark

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf stellte das Verfahren im Oktober 2011 ein, da der Aufenthalt des mutmaßlichen Täters nicht ermittelt werden konnte. "Es stellte sich heraus, dass die Lieferadresse ein Hochhaus in Düsseldorf war, dort hat der Täter offenbar die Münzen abgefangen, so Vauk. Der 66-jährige Business-Coach bemängelt, dass es zwar einfach ist, mit gefälschten Daten ein Konto bei ebay, gmx und PayPal zu eröffnen, er aber im Gegenzug viele beglaubigte Unterlagen (Strebeurkunde, Erbschein, Vollmacht, vollständigen Schriftverkehr) beibringen musste, um deren Löschung zu erwirken. "Das hat jeweils drei Monate gedauert", so Vauk. In eine Traueranzeige würde er Adresse und Lebensdaten nicht mehr hineinschreiben.

(RP)
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