Monheim Bilder zeigen, was im Weltkrieg Trost gab

Monheim · Traumatische Kriegserlebnisse wirken bis heute nach. Ausstellung "Trost 45" ist bis zum 30. August im Diakoniezentrum zu sehen.

 Flötenspiel, Spaziergänge in der Natur, Gebete,... - all das gab in schweren Kriegszeiten Kraft. Gitta Alandt zeigt den tröstenden Schutzengel.

Flötenspiel, Spaziergänge in der Natur, Gebete,... - all das gab in schweren Kriegszeiten Kraft. Gitta Alandt zeigt den tröstenden Schutzengel.

Foto: Ralph Matzerath

Seelische Wunden, verursacht durch traumatische Erlebnisse, können noch nach Jahrzehnten Schmerzen auslösen. Was empfinden Überlebende des Zweiten Weltkriegs heute? Damit beschäftigt sich das Projekt "Alter und Trauma", an dem sich die Einrichtungen Haus-Monheim und das Diakoniezentrum Monheim beteiligen. Aus diesem Projekt ist die Ausstellung "Trost 45" hervorgegangen, die bis zum 30. August im Diakoniezentrum zu sehen ist.

Gezeigt werden gemalte Bilder, fotografierte Objekte und vergrößerte kurze Texte von alten Menschen, die darin ausdrücken, was ihnen in Kriegs- und Nachkriegszeiten ein Trost war - und vielleicht noch heute ist. Für die Ausstellung gestalteten Bewohner des Diakoniezentrums in den biografisch orientierten Gesprächskreisen eine Schutzengel-Skulptur, Bewohner von Haus Monheim ein Bild.

"In Gruppen hatten wir uns langsam an die Themen herangetastet und das Gespräch über mitgebrachte Gegenstände wie einen Rucksack, eine alte Wärmeflasche aus Metall oder ein Bild über einen Schutzengel begonnen", sagt Michaela Kulik. Sie ist Pflegedienstleiterin des Diakoniezentrums Monheim der Bergischen Diakonie Aprath. "Jeder trägt etwas dazu bei - und meistens ist man ganz schnell bei den Kriegserlebnissen."

Die Schutzengel-Skulptur empfängt den Besucher am Eingang. Die Bewohner haben sich dafür einen Baumstamm gewünscht, der an einigen Stellen mit Rinde bedeckt ist, während an anderen das Holz freiliegt. An die Flügel aus Maschendrahtzaun haben sie Zettel gehängt, auf die sie geschrieben haben, was sie tröstet: "Natur", "Sicherheit in der Familie", "Glaube", "Gebet", "Flötenspiel". Ein Foto zeigt einen Engelskopf, der auf einer Unterlage ruht; um die Figur herum haben Bewohner mit Demenz ihre Daumenabdrücke in farbigen Tupfern wie einen schützenden Wall hinterlassen. So intensiv war diese Erfahrung, dass die Beteiligten noch nach einer Woche "ihren" Abdruck wiedererkannten.

Das Projekt "Alter und Trauma" wendet sich an unmittelbar Betroffene, Angehörige und pflegende Fachkräfte. "Jeder bekommt eine Schulung. Auch die Hauswirtschaftler, Hausmeister und Verwaltungsmitarbeiter", sagt Kulik. Die Ehrenamtlichen seien ebenfalls in die Schulung einbezogen worden. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Wohlfahrtspflege und der Landesregierung NRW. Es soll Hilfen für alte Menschen entwickeln, die an den Folgen von Kriegstraumata und sexualisierter Gewalt leiden.

Die Ausstellung "Trost 45" wurde zum 70. Jahrestag des Kriegsendes organisiert; im Gemeinschaftsprojekt "Alter und "Trauma" des Instituts für Soziale Innovation (ISI) und des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP). "Trösten bedeutet, nicht gleich einen Rat haben", erklärt ISI-Mitarbeiterin Gitta Alandt, Leiterin des Projekts: "Trösten heißt, da zu sein und verständnisvoll zuzuhören. Jeder kann trösten und auch nachtrösten. Wir möchten mit dem Projekt Wertschätzung für die Menschen und ihre Lebensleistung ausdrücken."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort