Monheim Biologische Station ehrt Natur- und Tierfreund

Monheim · Umweltschutz privat und auf dem Golfplatz - dafür bekommt Gerd W. Thörner heute in Baumberg den bronzenen "Auenkauz" verliehen.

 Gerd W. Thörner mit seinen Skuddenböcken. Skudden gehören zur kleinsten deutschen Schafrasse, die ursprünglich aus Ostpreußen kommt.

Gerd W. Thörner mit seinen Skuddenböcken. Skudden gehören zur kleinsten deutschen Schafrasse, die ursprünglich aus Ostpreußen kommt.

Foto: Ingrid Knebel

"Ich habe das große Glück, ein erfolgreiches Berufsleben hinter mir zu haben, so dass ich mich jetzt nur noch um Natur kümmern kann", sagt der Neurologe Dr. Gerd W. Thörner, der seit zwei Jahren im Ruhestand ist und gerade seinen 70. Geburtstag mit seiner Frau in Paris verlebt hat. Doch mit dem "Ruhestand" scheint es bei ihm nicht weit her zu sein: Zwei Sekretärinnen müssen ihm an einigen Tagen in der Woche helfen, seine umfangreiche Naturschutzkorrespondenz zu bewältigen. Heute Abend verleiht ihm die Biologische Station Haus Bürgel den "Auenkauz" für sein ehrenamtliches Engagement im Naturschutz.

"Meine private biologische Station ist mein vier Hektar großer Abs-hof", sagt Thörner schmunzelnd. Im Rotthäuser Bachtal im Osten Düsseldorfs hat er sich 1990 ein Grundstück mit Bergischem Hofstallhaus und einer verfallenden Scheune gekauft. Das Haus, das eines der ältesten Fachwerkhäuser der Landeshauptstadt ist und unter Denkmalschutz steht, hat er saniert und vermietet. Von der Scheune konnten nur noch wenige Balken verwendet werden. Sie wurde im alten Stil neu gebaut. "Hier entstand mein Privatrefugium", erzählt Thörner. Er hat sein selbstgestecktes Ziel, die Wiederherstellung und Nutzung der alten Hofanlage, in jahrelanger Arbeit erreicht.

Sein Arbeitszimmer in der obersten Dachspitze seiner Stadtwohnung, in einem nach Berliner Vorbild erbauten Haus von 1910, gewährt nicht nur einen grandiosen Blick zum Rhein, sondern auch über die Dächer von Düsseldorf. Hier arbeiten er und seine Sekretärinnen, beschwingt durch klassische Musik (von seiner Lieblingsoperndiva Elina Garanca), an vielen Publikationen.

Dem Angebot, einen Abstecher zum Abshof zu machen, kann man kaum widerstehen. "So, hier fängt er an", sagt Thörner nach kurzer Fahrt und weist auf eine Reihe Bäume. "Ich habe dafür gesorgt, dass diese Eichenallee mit 50 Bäumen entstanden ist." Der Weg zum Hof ist eng und buckelig und dauernd meldet sich piepsend das Abstandsradar. Hinter dem Fachwerkhaus öffnet Thörner ein stabiles Tor und gewährt Eintritt in sein Refugium.

Zwei Bienenstöcke stehen auf einer Anhöhe und unten sind sauber geschneitelte Kopfweiden, deren abgeschnittene Zweige zu neuem Leben, einer sogenannten Benjeshecke, heranwachsen sollen. Die Erhaltung alter Haustierrassen liegt Thörner am Herzen. Er hält auf seinem Hof Hühner der Bergischen Kräher, zwei schwarze Ziegen und eine Herde Skudden. Einige dieser kleinwüchsigen Schafe waren noch bis vor kurzem in der Urdenbacher Kämpe zu sehen, doch immer wieder zerschnitten Obstdiebe die Zäune, besonders im Herbst.

Auf seinem Grundstück hat der Arzt viele alte Obstbaumsorten angepflanzt, Teiche angelegt und Nistkästen unter anderem für Meisen, Feldsperlinge, Baumläufer, Schleiereule und Steinkauz aufgehängt. Auch der Eisvogel ist ein oft gesehener Gast. Sein Bauerngarten ist eine Augenweide. Ganz klassisch nach französischem Vorbild mit viel Buchsbaum. "Das ist quasi die bürgerliche Übernahme von Versailles", sagt Thörner grinsend.

Dass er auch zu einem großen Golf-Fan mutierte, wurde ihm in Ahaus nicht in die Wiege gelegt, doch, angesteckt durch seinen Vater, spielte er schon während seiner Gymnasialzeit in Koblenz Golf, was ihm Spott von seinen Schulkameraden eintrug: "Was du treibst, ist ein Sport für alte Leute." Später musste er sich mit ganz anderen Vorbehalten auseinandersetzen. Golf war in den 80er Jahren für alle Naturschützer ein Schreckgespenst. Thörner hingegen wollte beweisen, dass Golfplätze auch Pflanzen und Tieren dienen können. Als Vorsitzender des Golfclubs Hubbelrath wandelte er das Territorium ökologisch um und wurde zum Vorreiter für das Umweltprogramm "Golf und Natur", dem sich schon 130 zertifizierte Golfclubs angeschlossen haben. Für Thörner ist es eine Genugtuung, dass seine Aktionen schließlich zur Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (Nabu) führten.

(kneb)
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