Monheim Bleiglasscherben erinnern an Bombenangriff

Monheim · Eine Schachtel voller Glasscherben hat den Bombenangriff 1945 auf Monheim überdauert. Pfarrer Falk Breuer bewahrt sie auf.

 Pfarrer Falk Breuer aus Monheim zeigt die Überreste der Bleiverglasung. Eine segnende Hand befindet sich auch darunter.

Pfarrer Falk Breuer aus Monheim zeigt die Überreste der Bleiverglasung. Eine segnende Hand befindet sich auch darunter.

Foto: RALPH MATZERATH

Zu den Überresten des Fliegerangriffs auf Monheim in den frühen Morgenstunden des 21. Februar 1945 gehört auch eine kleine Schachtel mit Glasscherben. Es sind Teile der farbigen Bleiverglasung der evangelischen Altstadtkirche, die bei dem Angriff ebenfalls getroffen wurde. Das Kirchendach wurde von den Bomben weitgehend abgedeckt, die Scheiben zerstört. Aufgesammelt hat die Scherben Dr. Paul Goldberg, von 1926 bis 1957 Gemeindepfarrer in Monheim.

Heute werden die fragilen Fundstücke im Archiv der evangelischen Kirchengemeinde Monheim aufbewahrt.

Pfarrer Falk Breuer, der das Archiv betreut, hält die Scherben gegen das Licht. Erst dann beginnen die Glasstücke, die in der Schachtel dunkel, staubig und stumpf wirken, in kräftigen Farben zu leuchten. Für Breuer ist es ein Schatz, den er gemeinsam mit einer Kladde, in die sein Vorgänger Goldberg Aufzeichnungen geschrieben hat, aufbewahrt.

Im "Abkündigungs- und Kollektenbuch", das den Zweck jeder Sonntagskollekte und die Mitteilungen in den Gottesdiensten an die Gemeinde verzeichnet, hat Goldberg in einer kleinen Chronik in blauer Tinte auch die Ereignisse im Zusammenhang mit der Bombennacht festgehalten.

Unter dem 25. Februar schreibt er über die Beerdigung der beim Luftangriff Umgekommenen: "Seit dem großen Luftangriff in der frühen Morgenstunde des 21.2.1945 arbeitete keine elektrische Sirene mehr. Schon während der Beerdigungsfeier am 25.2.45 kreisten Flieger, und es wurde mit Bordwaffen geschossen."

Die "Notkonfirmation" am Nachmittag des 4. März fand in der zerstörten Kirche statt. "Die Glocken durften nicht geläutet werden, da der militärische Ortskommandant deren Benutzung für besonderen Alarm reserviert hatte; die Orgel konnte nicht gespielt werden, da keine Organistin zur Stelle sein konnte. Durch die offenen Fensterhöhlen wehte der kalte Märzwind, und der Regen schlug bis in die Bankreihen hinein. Die Ungewissheit der nächsten Zukunft, die Wahrscheinlichkeit der Trennung von lieben Angehörigen und von der engeren Heimat und die Abwesenheit der noch im Felde Stehenden ließen die Feier sehr ernst sein."

(dgn)
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