Langenfeld Buchhandel im Umbruch

Langenfeld · In vielen Buchhandlungen gibt es immer mehr Nicht-Bücher. Während ein Teil des Umsatzes an den Online-Handel verlorenging, zieht das E-Book in die Läden ein. Aber auch das klassische Geschäftsmodell hat noch seine Nische.

 Setzt aufs "P-Buch" pur und punktet nach eigenem Bekunden mit passenden Empfehlungen: Hiltrud Markett in ihrer "Bücherecke".

Setzt aufs "P-Buch" pur und punktet nach eigenem Bekunden mit passenden Empfehlungen: Hiltrud Markett in ihrer "Bücherecke".

Foto: Matzerath

Dagmar Pieper ist Vielleserin, und gerade deshalb weckt das "Oyo" bei Thalia in der Stadtgalerie ihre Neugier. Groß wie ein Taschenbuch, kann das Gerät den Inhalt von mehr als 1000 Büchern speichern. "Ein E-Book, warum nicht?!", sagt die Mittvierzigerin. "Ich bin gerade umgezogen – da weiß ich, was es heißt, Kartons voll Bücher zu schleppen!"

"Das Interesse am E-Book wächst"

Obwohl die Lektüre "zum Herunterladen" noch nicht einmal ein Prozent des Buchhandelsumsatzes in Deutschland ausmacht, ist das E-Book zum Symbol einer Branche im Umbruch geworden. Dies wurde nicht zuletzt vorige Woche auf der Frankfurter Buchmesse deutlich. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels geht davon aus, dass schon in fünf Jahren jeder zehnte Euro in der Branche mit elektronischen Büchern umgesetzt werden wird. Cornelia Riege, Buchhändlerin in der Langenfelder Thalia-Filiale, bestätigt den Trend: "Das Interesse wächst, das Oyo wird zunehmend verkauft."

Dagmar Pieper ist interessiert, aber noch nicht soweit, sich ein E-Buch zuzulegen. Denn natürlich kann sie für 100 Euro und mehr, die die meisten "Reader" derzeit kosten, sich auch mehrere greifbare und oft wunderschön aufgemachte P(apier)-Bücher kaufen. "Mir gefällt die Auswahl einer großen Buchhandlung, da kann man sich in Ruhe nach dem passenden Buch umsehen." Dass sie dabei Tisch-Inseln mit Küchenuhren, Schulsachen oder Weihnachtsaccessoires umkurven muss, stört die Düsseldorferin, die "eher zufällig" in den 600-Quadratmeter-Laden geraten ist, nicht: "Man kann, aber man muss das ja nicht kaufen."

Kundin Pieper greift mal hierhin, blättert mal dort. Anders der zielgerichtete Buchkauf: Der läuft immer mehr übers Internet, vor allem über die großen Online-Versandhändler wie Amazon. Etwa die Hälfte des Branchen-Umsatzes ist dem stationären Buchhandel hierzulande noch geblieben. Um so mehr setzt er auf "Impulskäufe", im Buch- wie im "Nonbook"-Bereich.

Dies zeigt sich auch bei "Langen" am Marktplatz: Neben Büchern hat sich hier ein Sortiment an Koffern und Taschen breitgemacht, dazu gibt es vor allem Schreibwaren, aber auch Prosecco und "Schwäbischen Winzer-Dip". "Wir haben gefragt ,Wo gibt es Angebotslücken im hiesigen Einzelhandel?' und unser Sortiment entsprechend ergänzt", erklärt Filialleiterin Heike Richartz. Das Buchangebot sei deshalb aber nicht geschmälert worden. "Die Menschen kaufen im Internet, aber sie stöbern auch gerne vor Ort", betont sie, zuversichtlich, dass der stationäre Buchhandel die Digitale Revolution überleben wird.

"Wenig Kitsch und Krempel"

Davon ist auch Hiltrud Markett überzeugt. Ihre "Bücherecke" an der Hauptstraße gleicht noch am ehesten dem Buchladen vor dem Siegeszug des Internets: mit Regalen voll Bücher und wenig "Kitsch und Krempel", wie die 48-Jährige sagt – darunter "Küchenpflaster", Dino-Klebestifte oder Lakritze. Eine reicht sie Helmut Bublat (69), der gerade einen Teil seiner Weihnachtsbestellung bei ihr aufgegeben hat. "Ich schätze an diesem Laden die gute Beratung und die persönliche Atmosphäre", sagt der pensionierte Grundschulleiter kauend. Stammkunden wie er nähren Marketts Optimismus, dass sie nach dem 30-jährigen Geschäftsgeburtstag in diesem Jahr auch den 40. im Jahr 2021 noch fröhlich wird feiern können. Sie habe zwar kein E-Book im Angebot, punkte aber dafür mit passenden Empfehlungen: "Wenn also einer etwas für einen 40-Jährigen sucht, der Golf spielt und sich regelmäßig mit Mathematik beschäftigt, aber ungern liest, dann fällt uns auch für den ein geeigneter Titel ein. Und hinterher heißt es oft: Danke, toll! Der hat das sogar gelesen!"

(RP)
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