Monheim Bürgermeister bremst essbare Stadt aus

Monheim · Manfred Poell beklagt, dass Daniel Zimmermann den einstimmigen Beschluss zum "urban gardening"-Projekt nicht umsetzt.

Manfred Poell fühlt sich veräppelt. Der Chef der Fraktion der Grünen hatte sich im vergangenen Herbst über einen kleinen Erfolg freuen können: Sein Antrag, in Monheim das Projekt "essbare Stadt" umzusetzen, war einstimmig vom Rat angenommen worden. Wenn auch nicht in der ursprünglichen Form. Bürgermeister Daniel Zimmermann hatte in der fraglichen Sitzung darauf hingewiesen, dass die Stadt nicht die personellen Kapazitäten habe, ein Konzept zu erstellen. "Diese an sich nette Idee rechtfertigt nicht, dass wir dafür so viel Zeit und Geld erübrigen", sagt er rückblickend. Deshalb habe er einen geänderten Beschlussvorschlag gemacht. Demnach sollten "öffentliche Grünflächen Bürgern, Vereinen und anderen Gruppen zur Verfügung gestellt werden, um diese mit essbaren Nutzpflanzen zu bepflanzen, sofern dies im Einzelfall möglich ist." Von der von Poell angeregten Aufstellung der dafür geeigneten Flächen ist hierbei ausdrücklich nicht die Rede.

Bürgermeister Zimmerman hatte schon in der Sitzung einschränkend bemerkt, dass diese öffentlichen Anbauflächen einen gewissen Abstand zu Straßen einhalten müssten, weil die geernteten Pflanzen sonst zu sehr mit Schwermetallen belastet sein würden. "Dies müssten im günstigsten Fall wohnortnahe kleine Flächen sein, die mit der Gießkanne erreichbar sind. Da sind im Stadtgebiet 300 bis 400 Stellen denkbar, gerade im Berliner Viertel, wo die Leute keine Gärten haben", sagt er. Diese Kleinstflächen zu erfassen, könne aber nicht Sache der Verwaltung sein.

Poell ist indes davon ausgegangen, dass sich die Stadt auf die Suche nach geeigneten Flächen macht. Als er im Januar schriftlich nachfragte, wann mit dieser Liste zu rechnen sei, erhielt er von Bürgermeister Zimmermann die Antwort, die Vorlage sei so formuliert, dass sich zunächst interessierte Bürger melden müssten, dann würde die Stadt entsprechenden Flächen zur Verfügung stellen. Eine weitere Frage bezog sich auf die Ratssitzung vom 14. Dezember, in der die Verwaltung berichtet hatte, sie habe "durch eine öffentliche Ankündigung potenzielle Interessenten für das Projekt aufgefordert, sich bei der Verwaltung zu melden". In der Februar-Sitzung des Planungsausschusses wiederholte ein Vertreter der Verwaltung laut Protokoll die Behauptung, sie habe das Projekt publik gemacht. Es habe sich aber nur ein Interessent gemeldet. Man sei aber "gerne bereit, das Projekt nochmals zu bewerben". Erst nach einer nochmaligen Nachfrage im März erfuhr Poell, dass die Stadt sich dabei auf den Artikel in der Rheinischen Post vom 12. September ("Grüne wollen Obst und Gemüse für die Innenstadt") berief. Eine öffentliche Information über das Projekt "essbare Stadt" ist seitens der Stadt nie erfolgt, sagt Poell. Eine zugesagte weitere Bürger-Information sei ebenfalls nicht durchgeführt worden. Zimmermann: "Das Projekt ist für uns nicht von so strategischer Bedeutung, dass wir dafür gezielt werben werden." Poell ist wütend: "Hier soll offensichtlich die Umsetzung eines einstimmigen Ratsbeschlusses verhindert werden." "Wenn die anderen Fraktionen dieser Ansicht wären, hätten sie sich auch gerührt", widerspricht Zimmermann. Weil er inzwischen mehrfach von Bürgern auf das Projekt angesprochen wurde, hat Poell die Initiative ergriffen und ruft nun alle interessierten Bürger auf, sich bei der Stadt zu melden.

(RP)
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