Langenfeld DAK-Versicherte haben jetzt längere Wege

Langenfeld · Langenfelderin vermisst Geschäftsstelle an der Solinger Straße. DAK: Aus Kostengründen geschlossen.

Das Internet vergisst nichts. Wer die DAK Langenfeld googelt, der wird auf das "DAK-Servicezentrum" an der Solinger Straße 16 hingewiesen. Allerdings ertönt unter der angegebenen Telefonnummer 02173 399750 nur das Pie-pie-piep. Kein Anschluss also. Und zwischen Stadtplan und Google-Eintrag steht: "Dauerhaft geschlossen".

Dorothea Wachendorf hat nicht gegoogelt und ist statt dessen direkt hingegangen. "Meine 93-jährige Mutter ist bei der DAK versichert. Ich gehe ein oder zwei Mal im Jahr zu der Geschäftsstelle, um für sie Anträge zu holen, zum Beispiel für die Rückerstattung von Ausgaben für Arzneimittel", sagt die Langenfelderin. So auch kürzlich. Doch die DAK-Filiale gibt es nicht mehr. "Ich war vollkommen überrascht, dass die Zweigstelle Langenfeld nicht mehr existiert", zeigt sich Wachendorf verwundert. Verwundert deshalb, weil es nach ihrem Wissen "keine Benachrichtung - weder schriftlich noch telefonisch - an die DAK-Mitglieder gegeben hat".

Für ältere Mitbürger, die über kein Internet verfügen, sei das "eine Katastrophe", findet die 66-Jährige. Schließlich seien viele Ältere "nicht mehr in der Lage, sich telefonisch an die Hotline in Hamburg zu wenden". Was Dorothea Wachendorf indes besonders aufregt, ist die Art und Weise des Verschwindens: "Sang- und klanglos. Ohne Infos an die Mitglieder." In der benachbarten Apotheke habe es sogar geheißen, die Schließung sei eine "Nacht- und Nebelaktion", erzählt sie.

Dem widerspricht Rainer Lange, Sprecher der DAK in Nordrhein-Westfalen. "Wir hatten Aushänge. Außerdem wurden Mitglieder, die die Geschäftsstelle aufgesucht haben, im persönlichen Gespräch auf die bevorstehende Schließung hingewiesen. "Die Schließung ist allerdings schon ein Weilchen her. Sie datiert vom 26. Februar 2016. Deshalb kann es sein, dass wir Versicherte, die die Geschäftsstelle nur sehr selten aufsuchen, nicht erreicht haben", räumt Lange ein.

Ausschlaggebend für die Schließung seien Kostengründe gewesen. "Die Geschäftsstelle haben immer weniger Versicherte aufgesucht, so dass wir irgendwann zu dem Punkt gekommen sind: Es lohnt sich nicht mehr, die Räume, das Personal und die Datenleitungen hierfür vorzuhalten. Wir sind verpflichtet, mit den Beiträgen der Versicherten kostensparend umzugehen", sagt Lange.

Deshalb hat Deutschlands drittgrößte Krankenversicherung ihr Filialnetz ausgedünnt. Selbst in der Großstadt Solingen gibt es keine Niederlassung mehr. Deren Aufgaben haben die verbliebenen Servicezentren, etwa in Düsseldorf, Köln oder Wuppertal, übernommen. Dort berät die frühere Deutsche Angestellten-Krankenkasse, die heutige "DAK Gesundheit", persönlich zu Familienversicherung, Impfungen, Pflege und anderen Leistungen.

"Immer mehr nutzen aber auch unser Internet-Angebot, weil sie sich dadurch den Weg zum Servicezentrum sparen", sagt Sprecher Lange. Neben Online-Formularen gebe es zum Beispiel eine Kundenberatung per Chat. Und ältere Versicherte, die mit dem Internet nicht klarkommen? "In Einzelfällen", so versichert der Mann von der Versicherung, "machen wir natürlich auch Hausbesuche".

(gut)
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