Ronald Faller "Das E-Bike verändert die Pendler-Kultur"

Langenfeld · Ronald Faller, der Klimamanager der Stadt Langenfeld, macht sich für Pedelecs stark. Mit Blick auf künftige Radschnellwege sieht er darin eine Alternative zum Auto.

 "Radfahren find' ich gut", sagt Klimamanager Ronald Faller (l.). Das gilt fürs Radeln "unter Strom" wie auch fürs Treten ohne Elektro-Unterstützung wie bei der "Aktion Stadtradeln". Langenfeld beteiligt sich seit zwei Jahren daran.

"Radfahren find' ich gut", sagt Klimamanager Ronald Faller (l.). Das gilt fürs Radeln "unter Strom" wie auch fürs Treten ohne Elektro-Unterstützung wie bei der "Aktion Stadtradeln". Langenfeld beteiligt sich seit zwei Jahren daran.

Foto: RALPH MATZERATH

Ein E-Bike schneidet in der Klimabilanz schlechter ab als ein normales Fahrrad. Weshalb werben Sie als städtischer Klimaschutz-Manager dennoch für E-Bikes?

Faller Für elektrisch unterstützte Fahrräder muss eigentlich gar nicht geworben werden, denn der bundesweite Absatz lag im Jahr 2015 bei mehr als 500.000 verkauften Exemplaren. Natürlich ist die Produktion und die Nutzung eines Akkus für den Klimaschutz eine Belastung. Aber da sich nicht nur Senioren E-Bikes anschaffen, sondern auch mittlerweile viele Pendler, kann man hier eine echte Alternative zum Auto erkennen. In Nordrhein-Westfalen werden in den kommenden Jahren viele Radschnellwege gebaut, auf denen auch weitere Distanzen zügig und ungestört zurückgelegt werden können. Hier bahnt sich eine Änderung der Pendelkultur an.

Manche sprechen auch vom "Pedelec". Gibt es da einen Unterschied zum E-Bike?

Faller Das Wort E-Bike ist im allgemeinen Wortschatz mittlerweile fester Bestandteil, obwohl es für die meisten der verkauften Räder falsch ist. Es handelt sich hier um Pedelecs. Ein Pedelec bietet elektromotorische Tretunterstützung, die sich bei maximal 25 km/h selbsttätig abschaltet. Bei einem S-Pedelec beträgt die maximale Geschwindigkeit bis zur Abschaltung sogar 45 km/h. Ein E-Bike wiederum braucht gar keine Tretunterstützung und wird auch als Elektro-Leichtmofa definiert.

E-Bike sind ziemlich schwer - also nichts fürs Abstellen hinter Stufen, oder?

Faller Ein Fahrrad, das mit einem Akku ausgestattet ist und höheren Geschwindigkeiten und Belastungen standhalten muss, wiegt natürlich mehr. Der Unterschied zu einem gängigen Trekkingrad oder einem sperrigen Hollandrad ist allerdings nicht so groß wie zu einem Rennrad. Wer also bereits jetzt das Fahrrad die Kellertreppe runtertragen muss, wird das auch mit dem Mehrgewicht eines Pedelecs schaffen.

Welchen Kaufpreis sollte man für ein neues E-Bike einkalkulieren?

Faller Bei Orientierung am Durchschnittspreis rund 2000 Euro. Der durchschnittliche Verkaufspreis ist in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen - von 1771 Euro (2010) auf 2350 Euro (2014).

Wie sieht es mit dem Diebstahlschutz aus? Ein Bekannter von mir hat nach eigenen Worten "selbst im Biergarten immer die Hand am Lenker". Das ist doch doof, oder?

Faller In Deutschland werden jährlich mehr als 330.000 Fahrräder gestohlen. Das ist eine sehr hohe Zahl, hinter der organisierte und professionelle Kriminalität steckt. Tendenziell ist es besser, ein Fahrrad gesichert abzustellen. Im Straßenraum oder an öffentliche Abstellanlagen besteht immer die Gefahr des Diebstahls. Selbst an hochfrequentierten Stellen wie am Langenfelder Rathaus oder auf dem Marktplatz werden Fahrräder entwendet. Beim Kauf eines Fahrrads sollte daher immer ein entsprechend robustes Schloss miterstanden werden.

Wie sieht es mit den Lademöglichkeiten außer Haus aus?

Faller Die Akkus von Pedelecs halten mittlerweile gute 100 Kilometer, natürlich abhängig von der Intensität der Nutzung. Das heißt, für die Nutzung in der eigenen Stadt ist das Nachladen nicht notwendig. Es müsste zudem das Ladegerät mitgenommen werden, was eine erhebliche Belastung aufgrund des Gewichts und der Sperrigkeit ist. Interessant ist das Nachladen bei Radtouren mit touristischem Hintergrund. Hier erfährt man in vielen Gasthöfen, Restaurants und Hotels mittlerweile guten Service. Mit "Bett+Bike" bietet hier der ADFC eine gute Übersicht.

Stichwort Unfälle: Ist das Risiko, als E-Bikefahrer zu verunglücken, größer als beim Radeln ohne Elektroantrieb?

Faller Die jüngsten Statistiken der Polizei für das Unfallgeschehen in Langenfeld weisen keine Risiken oder Probleme für elektrisch unterstützte Fahrräder auf. Generell sollte jede Radfahrerin und jeder Radfahrer die Hände am Bremszug haben und im Zweifel das Tempo reduzieren. Ohne Knautschzone lohnt es sich nicht, im Straßenverkehr unnötiges Risiko einzugehen.

Manche plädieren mit Verweis auf das hohe Tempo einzelner "Turbo-Opas" für eine Helmpflicht für E-Biker. Wären Sie dafür?

Faller Für S-Pedelecs und E-Bikes gibt es bereits eine Helmpflicht und es wird ein Mofa-Führerschein verlangt. Bei Pedelecs sowie bei normalen Fahrrädern ist eine Helmpflicht nicht vorgesehen. Die Statistiken weisen jedoch eindeutig darauf hin, dass die Hauptursache für Stürze mit Todesfall Kopfverletzungen sind. Von daher ist es sicherlich ratsam, beim Radfahren - ob mit oder ohne Elektro-Unterstützung - einen Helm zu tragen.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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