Langenfeld Das Tor steht für die Wiedervereinigung

Langenfeld · Der Kunstverein Langenfeld beleuchtet in einer Ausstellung das Brandenburger Tor als Symbol.

 Der Vorsitzende des Kunstvereins, Felix Fehlau, und Künstler Harald Klemm (l.) haben die Ausstellung gemeinsam eröffnet.

Der Vorsitzende des Kunstvereins, Felix Fehlau, und Künstler Harald Klemm (l.) haben die Ausstellung gemeinsam eröffnet.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zum 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung zeigt der Kunstverein Langenfeld mit "Das Symbol" eine Schau, deren Werke von acht Künstlern von nationalem und internationalem Rang stammen. Im Zentrum steht "das Brandenburger Tor - ein deutsches Symbol im Spiegel der zeitgenössischen Kunst", so der Untertitel der Ausstellung im Kunstraum an der Hauptstraße 135. Bei der Eröffnung deuteten der große Besucherandrang und die Anwesenheit der Künstler Thomas Baumgärtel und Harald Klemm, die mit Werken in der Ausstellung vertreten sind, die Bedeutung des Ereignisses an.

Jörg Immendorff sieht im Tor "Die Naht", so der Titel einer Serie, in der schwarze Konturen meist mit zwei weiteren Farben kombiniert werden. Von ihm stammt auch das einzige plastische Werk: das Modell zur Skulptur "Naht-Brandenburger Tor-Weltfrage", bei dem vier der fünf Säulen von einem Geschütz, einem Grenzturm, einem Anker und einem Pinsel gebildet werden, während das Dach aus einer Eisscholle besteht. Die mehrfarbige Bemalung steigert die plastische Wirkung der Skulptur und gibt ihr zugleich etwas Plakatives. Die Eisscholle stellt einen direkten Bezug her zum Offsetdruck "Brandenburger Tor; Rückseite" von Klaus Staeck. Vor eine Schwarz-Weiß-Fotografie des Brandenburger Tors vor pechschwarzem Hintergrund schiebt sich dort farbig ein Ausschnitt aus Caspar David Friedrichs großformatigem Gemälde "Eismeer" von 1823/24. Mit seinem von Eisschollen zerquetschten Schiff ist das Bildmotiv für Friedrich ebenso wie für Staeck Symbol der "gescheiterten Hoffnungen". Bemerkenswert ist, dass Staeck diese pessimistische Bilanz der Wiedervereinigung bereits 1990 zog.

Ausstellungsbesucher Detlef Böhle (72), der jetzt in Köln wohnt, aber viele Jahre in Berlin gelebt hat, kann sich stärker mit dem Bild "Blühende Landschaften" anfreunden, das Baumgärtel und Klemm im Rahmen einer Werkserie gemeinsam geschaffen haben. Ihr Bild ist übersät von Bananen - dem künstlerischen Markenzeichen von Baumgärtel - und Rosen, die Klemm eingefügt hat. Böhle empfindet es als "optimistisch und in die Zukunft schauend". Von Baumgärtel stammt ein weiteres Bild des Tors, auf dem die Bananen und Bananenstiele auf der Quadriga, am Sockel des Dachs und in den Säulen erst auf den zweiten Blick auffallen. Düsterer ist Klemms Blick in "New German Angst", wo ein Flüchtlingsboot vor dem Tor liegt und die Quadriga buchstäblich zur hölzernen Adler-Skulptur degradiert ist. Flüchtlinge sind auch das Thema des Aktionskünstlers Hermann Josef Hack, dessen "refugee academy" auf Zeltplane für ein Projekt wirbt, bei dem er mit Flüchtlingen gemeinsam Kunst schaffen will.

Auch die Ausstellung selbst ist ein kleines Meisterwerk: Kuratorin Beate Domdey-Fehlau hat in zwei Jahren Vorbereitungszeit Werke zusammengetragen, die einen in sich stimmigen Einblick in die künstlerischen Interpretationen des Brandenburger Tors von den 1960ern bis in die Gegenwart geben. Besucher Reinhold Rieder (62) aus Langenfeld, selbst Fotograf und Künstler, lobt die "sehr hohe Qualität der Ausstellung". Man darf gespannt sein auf das Begleitprogramm.

(dgn)
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