Anneliese Fürtsch Den Hinterbliebenen Beistand leisten

Langenfeld · Die Bestatterin erklärt, warum sie ihren Beruf liebt und was im Umgang mit den Angehörigen beachtet werden muss.

 Die Bestatterin Anneliese Fürtsch lädt zu einer Informationsfahrt in den Ruheforst Hümmel in der Eifel ein. Wer sich für eine Baumbestattung entschieden hat, kann sich einen Ort dafür aussuchen.

Die Bestatterin Anneliese Fürtsch lädt zu einer Informationsfahrt in den Ruheforst Hümmel in der Eifel ein. Wer sich für eine Baumbestattung entschieden hat, kann sich einen Ort dafür aussuchen.

Foto: Matzerath

Frau Fürtsch, Baumbestattungen sind immer gefragter. Welche Vorteile bringt diese Bestattungsart mit sich?

Fürtsch Es ist eine sehr preiswerte Alternative zur Erdbestattung. Die Kosten liegen bei etwa 800 Euro, darin sind eine Grabstelle im Ruheforst Hümmel für 99 Jahre, die Bestattungskosten und die Urne enthalten. Außerdem ist es für Naturliebhaber ideal - und im Prinzip trägt man damit auch zum Schutz des Waldes bei.

Sie bieten Ende Mai eine Informationsfahrt in den Ruheforst Hümmel in der Eifel an. Was kann man sich unter einer solchen Fahrt vorstellen?

Fürtsch Es ist eine Tagesfahrt, die unterschiedlichen Anliegen gerecht wird. Für manch einen dient sie dazu, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und sich vor Ort über alles zu informieren, auch der Förster des Waldes wird dabei sein. Diejenigen, die sich bereits für eine Baumbestattung entschieden haben, können sich einen Baum aussuchen. Und Angehörige, die dort einen Verstorbenen besuchen möchten, können sich von der Gruppe lösen und ihren eigenen Weg gehen.

Sie arbeiten tagtäglich mit dem, wovor sich eigentlich jeder Mensch fürchtet - dem Tod.

Fürtsch Für mich steht nicht der Tod im Vordergrund, mit ihm arbeite ich nicht. Denn nicht der Tod kommt zu mir ins Geschäft. Zu mir kommen Menschen, die mit einem großen Verlust umgehen müssen und deren Leben ja trotzdem weitergeht. Mein Beruf ist es, den Hinterbliebenen zu helfen, ihnen Beistand zu geben und sie an die Hand zu nehmen. Deshalb biete ich auch schon sehr lange Trauerreisen an, die mir sehr am Herz liegen und sehr gut angenommen werden.

Können Sie inzwischen selbst aufgrund Ihrer Arbeit besser mit dem Tod umgehen?

Fürtsch Nein, das würde ich nicht behaupten. Auch ich setze mich nicht gerne mit dem eigenen Tod auseinander. Er ist einfach so definitiv endgültig.

Und er ist der Menschheit größtes Rätsel.

Fürtsch Ja, wenn wir wüssten, was danach kommt . . . Aber was will man machen? Es ist ein Kreislauf, den wir schließen müssen, ob wir wollen oder nicht.

Als Bestatterin bedarf es viel Fingerspitzengefühl. Kann man das erlernen?

fürtsch Nein, das ist wohl eher Veranlagung. Ich reagiere in vielen Situationen ganz spontan. Manchmal nehme ich die Leute einfach in den Arm, weil mir mein Gefühl das sagt. Neben dem Fingerspitzengefühl ist es vor allem wichtig, dass man sich Zeit für die Leute nimmt. Und man darf sich nicht an die trauernden Menschen gewöhnen, sonst wird man phlegmatisch.

Die Frage mag makaber klingen, aber was ist schön an Ihrem Beruf?

Fürtsch Den Menschen zu helfen! Wenn sich die Angehörigen während eines Trauergesprächs öffnen und ich merke, dass sie mir ihr Vertrauen entgegenbringen - das ist einfach großartig. Zudem übe ich eine Tätigkeit aus, für die gilt: Was man gibt, bekommt man auch zurück. Ich möchte wirklich keinen anderen Beruf ausüben.

ANN-KRISTIN SCHÖNE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(aks)
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