Langenfeld Der Mönchsgrasmücke auf der Spur

Langenfeld · Vogelkundler Erich Schulz mag die Natur. Rund 100 Vogelarten erkennt der 78-Jährige am Gesang.

 Auf Spaziergängen und Radfahrten durch die Natur genießt Erich Schulz die Stille. Und wenn dann Vogelstimmen ertönen, weiß er schnell, wer da piept.

Auf Spaziergängen und Radfahrten durch die Natur genießt Erich Schulz die Stille. Und wenn dann Vogelstimmen ertönen, weiß er schnell, wer da piept.

Foto: Uwe Miserius

Unsere Heimat-Serie bringt Sie an schöne Orte in Langenfeld, Monheim und Umgebung. Einer davon ist der Wupper-Wanderweg in Opladen mit all seinen verschiedenen Vögeln. Wer hier in den frühen Morgenstunden unterwegs ist, kann ein klangvolles Vogel-Frühjahrskonzert wahrnehmen. Wenn die Sonne langsam aufgeht und man die Wärme im Gesicht spürt, dann ist es für einen Moment, als bliebe die Zeit stehen. Da ist sich Erich Schulz sicher. Der ehemalige Opladener, der mittlerweile in Wiesdorf wohnt, ist in jungen Jahren sehr oft hier gewesen. "Heute schaue ich noch ab und zu vorbei", erklärt der 78-jährige, "doch wie heißt es so schön: Der Zahn der Zeit nagt auch an mir."

Deshalb sei für den Vogelkundler und Nabu-Vorsitzenden alles nicht mehr so leicht wie noch vor 30 Jahren. Damals hatte er das Amt im Verein, der damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) hieß, übernommen. Für ihn war es einfach eine innere Veranlagung, dass er sich in seinem Leben für Vögel und Naturschutz entschied.

Der gelernte Elektriker, der 46 Jahre bei Bayer tätig war, hatte in seiner Jugend weniger Interesse an der Natur, geschweige an Vögel. Doch in den 70er Jahren besuchte er immer mehr Vorträge von Vogelschützern und engagierte sich schließlich selbst. Der gebürtige Leverkusener war sich sicher: Vögel am Gesang zu erkennen - das wird ihm niemals gelingen aber ihnen helfen, das wäre doch eine gelungene Aufgabe. Deshalb konzentrierte er sich zunächst auf Nistkastenreinigung und -pflege, die er noch bis heute immer wieder übernimmt.

"Stopp mal bitte", sagt er plötzlich mitten auf der Ostseite des Wupperwanderweges und hebt den Zeigefinger: "Hören Sie das? Das ist eine Mönchsgrasmücke." Mittlerweile kennt er doch fast alle der rund 100 Vogelarten am Gesang, die sich im Leverkusener Gebiet verbreiten. Ob Wasseramsel, Elster oder eine Singdrossel - er kennt die Unterschiede. Seine Liebe ging sogar so weit, dass er eine Mehlschwalbe großzog. Da diese alle zwei Stunden Futter brauchte, nahm er sie mit zur Arbeit, und die Kollegen machten große Augen.

Noch heute ist er von den Vögeln fasziniert. Besonders die Singdrossel hat es ihm angetan: "Da kann ich die Augen schließen und das Konzert dieser kleinen Solistin für die nächsten zehn Minuten einfach genießen. Das muss jeder mal gehört haben." Aber auch wenn zwei Vögel sich mal streiten und ihr Revier abgrenzen, sei der etwas aggressivere Ton in den Stimmen der einzelnen Vögel ein Wohlklang für seine Ohren.

Und besonders beim Wupperwanderweg könne man diesen Vögeln immer wieder lauschen. An der alten Eisenbahnbrücke angekommen, packt er sein Fernglas aus und ist auf der Suche nach einer Wasseramsel. Das sei keine echte Amsel, sie würde ihr nur sehr ähnlich sehen. Deshalb habe man sie nach ihr benannt. Den Singvogel habe er hier erst vor kurzem entdeckt, aber heute muss er uns vertrösten.

Neben den Vogelwanderungen des Nabu empfiehlt Schulz, die Wege auch mal völlig alleine zu gehen. Da könne man anhalten, wo man wolle, sich auf die Natur und die Tiere konzentrieren und einfach mal die Seele baumeln lassen. Dass es immer wieder rücksichtslose Menschen gebe, die ihren Müll in der Wupper oder im Wald abladen würden oder die wilden Trampelpfade benutzten, ärgert ihn immer wieder aufs Neue: "Das ist ein elendiges Thema. Das diskutieren wir schon seit Jahrzehnten. Ich habe schon als Kind gelernt, dass Müll nichts auf dem Boden verloren hat, sondern in den dafür vorgesehenen Mülleimer kommt."

Auf dem Rückweg über die Westseite der Wupper erklärt er, dass es ihn mal interessiert habe, wie viel Zeit er in sein Ehrenamt stecke. Jedes Telefonat, jedes Gespräch wurde dabei zeitlich berücksichtigt und am Ende des Jahres kamen rund 2000 Stunden dabei raus. Ein Full-Time Job also. Zur Ruhe setzen will sich der Vogelkundler noch nicht: "Wenn mal jemand vorbeischaut und zu mir sagt: Erich, lass mal gut sein, ich kann das jetzt besser als du - dann gebe ich gerne das Amt weiter. Doch bislang ist noch niemand auf mich zugekommen."

(RP)
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