Langenfeld Der Rhein ist die größte Jobmaschine

Langenfeld · Die romantische Bedeutung des Rheins ist unbestritten. Tatsache ist aber auch, dass nichts so wichtig für Düsseldorfs Wirtschaft und die der Region ist, ist wie der große Strom. Henkel kam einst deswegen nach Düsseldorf.

 Der Düsseldorfer Hafen direkt am Rheinknie ist für viele rheinische Industrieunternehmen das Tor zur Welt und ein großer Standortvorteil.

Der Düsseldorfer Hafen direkt am Rheinknie ist für viele rheinische Industrieunternehmen das Tor zur Welt und ein großer Standortvorteil.

Foto: Andreas Endermann

Nordrhein-Westfalen, Rheinbahn, Rheinknie, Rheinmetall - kein Wort prägt Düsseldorfer Institutionen so sehr, wie der Name des Stroms, an dem die Landeshauptstadt liegt.

Das wurde schon früh deutlich, als das nahe Ruhrgebiet sich industrialisierte und Düsseldorfs Lage am Rhein eine andere Rolle bekam. Denn Düsseldorfs vielleicht bekanntester Arbeitgeber Henkel stammt eigentlich von ganz woanders. Als Waschmittelfabrik Henkel & Cie wurde sie 1876 in Aachen gegründet.

"Wegen besserer Verkehrsanbindungen und höherer Absatzchancen verlegte Henkel seine Firma 1878 nach Düsseldorf", so steht es in der Firmenchronik. Und mit besserer Verkehrsanbindung ist einzig und allein der Rhein gemeint. Denn Wurm, Kupfer- oder Goldbach, die größten Gewässer Aachens, können es nicht mal mit der Düssel aufnehmen. Kurz gesagt: Für Schiffe größer als eine Stockente sind sie nicht befahrbar. Der Rhein dagegen ist schon zur Römerzeit eine bedeutende Wasserstraße gewesen.

Was viele nicht wissen: Schon mit der Stadterhebung im Jahr 1288 zierte das Düsseldorfer Wappen ein Anker, der Löwe kam erst später dazu. Gemeinhin behaupten wechselweise der Flughafen und die Messe Düsseldorf von sich, die führenden Jobmaschinen Düsseldorfs und der Region zu sein. Fakt ist: Der Rhein ist die älteste Jobmaschine der Stadt.

Nach Angaben der Gesellschaft Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH), zu der im Verbund mit der RheinCargo (RC) die Häfen Neuss und Düsseldorf sowie eine Beteiligung am Hafen Krefeld gehören, sind zurzeit 40.000 Arbeitsplätze von diesen Häfen abhängig. Gemäß einem Gutachten des Beratungsunternehmens Planco erwirtschaften die Häfen für die drei Städte eine jährliche Wertschöpfung von knapp zwei Milliarden Euro. Bis zu zehn Prozent der städtischen Steuereinnahmen hängen vom jeweiligen Hafen ab. Und damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

"Wir erwarten jedes Jahr ein Mengenwachstum im Containerverkehr zwischen drei und fünf Prozent", sagte Rainer Schäfer, Geschäftsführer der NDH, vor wenigen Monaten. Prognosen gehen für die nächsten 15 Jahre von einer möglichen Steigerung des jährlichen Containerumschlags in den Häfen der RheinCargo von derzeit 1,23 Millionen auf 1,75 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, also Standardcontainer) aus. Auch der Umschlag von Massen- und Stückgütern werde zulegen. Besonders bestimmte große Industriebetriebe wären ohne die Lage am Rhein und selbstverständlich gut ausgebaute Häfen nicht in Düsseldorf.

Die Hafenkrane von Kone, früher Demag, sind so groß, dass sie mit dem Lkw gar nicht transportabel wären - nur das Schiff kommt infrage. Gleiches gilt für die Bagger von Komatsu Mining im Düsseldorf Süden und viele Stahlrohre etwa von Vallourec.

"Und als einziger Verkehrsweg hat der Rhein auch noch Kapazitäten, anders als Schiene oder gar Autobahn", sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Ein Binnenschiff ersetze 500 Lastwagen, sagt Berghausen. "Etwa Europas größte Haferflockenmühle Fortin sei ohne Hafen nicht denkbar", so der IHK-Chef weiter.

(tb.)
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