Monheim Die Altstadtkirche lässt ihre Hüllen fallen

Monheim · Seit gestern wird das Gerüst um das Langschiff abgetragen. Jetzt beginnt der Innenausbau. Die Kirche erhält auch neue Möbel. Die Sanierung ist trotz weiterer Unwägbarkeiten im Kostenrahmen.

 Auf der entkleideten Altstadtkirche wurde gestern die neue Wetterfahne montiert.

Auf der entkleideten Altstadtkirche wurde gestern die neue Wetterfahne montiert.

Foto: RALPH MATZERATH

Wenn so eine alt ehrwürdige Dame wie die Altstadtkirche entkleidet wird, muss schon mal ein großer Kran mit anpacken: Gestern ließ die Kirche "die Hüllen fallen", wie es Dr. Kurt Holz, Vorsitzender des Presbyteriums, flapsig formulierte. Nachdem das neue Dach fertiggestellt worden ist, wird das mit reißfesten Planen bespannte Gerüst, das ein witterungsunabhängiges Arbeiten ermöglicht hatte, nicht mehr benötigt. Stück für Stück wurden gestern die eigens montierten Dachelemente abgetragen.

"Wir sind voll im Zeit- und Kostenplan", so Holz erleichtert. Bei einem Denkmal, das sich immer wieder als Wundertüte für unerwartete Bauerschwernisse erweisen kann, nicht selbstverständlich. So stellte sich heraus, dass "die ersten Bauherren sehr sparsam mit Baumaterial umgingen", bemerkt Architektin Annegret Schüttler-Maser sarkastisch. "Die schmalen Steine des Gesimses, auf denen die kupferne Kirchturmspitze ruht, hatten nur eine geringe Auflagefläche und waren schon recht verwittert." Durch den Druck waren sie nach außen gebogen. Auch die Hebelöcher - Aussparungen im Mauerwerk für die Holzbalken der Baugerüste - , die im Innenraum entdeckt wurden, mussten geschlossen werden. "Es ist erstaunlich, dass diese Notbehelfe nach dem Krieg 50 Jahre gehalten haben", so Holz. Dass trotz dieser Unwägbarkeiten die Kosten nicht ausuferten, sei der sehr sorgfältigen Planungen und der sehr detaillierten Leistungsbeschreibung in der Ausschreibung der Architektin zu verdanken. Es kamen ohnehin nur solche Firmen zum Einsatz, die erfahren im Umgang mit Denkmälern sind.

Neben dem neuen Dachstuhl musste auch das Gesims saniert werden. "Wir haben jeden der Sandsteine geprüft und die Hälfte ausgetauscht", so Schüttler-Maser. Außerdem wurden kleine Lücken in der Verfugung des Mauerwerks ausgebessert. Die großen Risse wurden mit Spezialmörtel verpresst.

Noch eine Weile wird das Gerüst im Innenraum der Kirche stehenbleiben. Überall da, wo dunkelgraue Spachtelmasse die Wände verunziert, wurden Schlitze gestemmt, um Leitungen für die neue Lichttechnik und die neue Beschallungsanlage verlegen zu können. Dort, wo rechts noch ein neuer Seiteneingang in die Außenhaut gebrochen werden soll, prangen graue Farbflächen an der Wand. "Künftig soll die Kirche in einem freundlichen Hellgrau gehalten werden", berichtet Kirchmeister Dr. Jochen Kaufmann. Der Malerbetrieb Doege aus Hilden mit Michael Burkert hatte den Wettbewerb um die Innengestaltung gewonnen. "Sein Konzept lautet: den Stil vereinheitlichen, klare Formen, helle Farben", so Kaufmann. Am Sonntag 25. September sollen der Gemeinde die Vorschläge für das Kirchenmobiliar vorgestellt werden. Kaufmann hegt die Hoffnung, dass die Spendenfreudigkeit der Gemeindeglieder bei der Wiedereröffnung der Kirche am 11. Dezember noch einmal einen Anstoß erhält. "So könnten wir das selbstgesteckte Ziel, 300.000 Euro der Gesamtkosten aus Spenden zu bestreiten, erreichen", so Kaufmann. Werke von Vivaldi und Mozart sollen ab 16 Uhr bei einem Festkonzert unter Leitung des Kirchenmusikers Matthias Standfest erklingen.

Die neuen Dachbalken werden übrigens auch in Grau gestrichen - und mit Holzschutzmittel gegen einen neuerlichen Befall durch den Hausbockkäfer geschützt.

(RP)
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