Kreis Mettmann Die Bauern werben vor dem Düngen

Kreis Mettmann · Mit einer Plakatkampagne sucht der Rheinische Landwirtschaftsverband den Dialog mit der Bevölkerung. Das Plakat "Wir machen Mief" wirbt für Toleranz bei Geruchsbelästigungen durch Gülle.

 288 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Kreis Mettmann. Alle Landwirte müssen ihre Ackerböden mit den nötigen Nährstoffen versorgen, damit es in der kommenden Vegetationsperiode keine Probleme gibt.

288 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Kreis Mettmann. Alle Landwirte müssen ihre Ackerböden mit den nötigen Nährstoffen versorgen, damit es in der kommenden Vegetationsperiode keine Probleme gibt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Gut Ellscheid in Haan ist ein Bilderbuchbauernhof inmitten von Feldern, im eigenen Laden gibt es lose Eier, frisches Brot und Milch in Glasflaschen. Die Menschen liebten die Natur, erzählt Bäuerin Marlene Rosendahl, aber häufig nur mit ihren Vorteilen. Ein neu zugezogener Nachbar habe sich "über die Gerüche aufgeregt, sich sogar bei den Behörden erkundigt, ob alles seine Richtigkeit hat". An warmen, sonnigen Tagen verbreite sich der Geruch von Gülle stärker, bei Regen weniger intensiv, erklärt Landwirt Gerhard Rosendahl. "Uns selbst stinkt das Zeug auch gewaltig", sagt Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. Er verweist auf das Kampagnenplakat "Wir machen Mief", auf dem fünf Landwirte mit Wäscheklammern auf der Nase vor einem Gülletank stehen.

 Eines der Plakate, die unterschiedlich ankommen. Gerhard Rosendahl findet die Kampagne gelungen, seine Frau meint, Bauern stünden ein wenig als Deppen da.

Eines der Plakate, die unterschiedlich ankommen. Gerhard Rosendahl findet die Kampagne gelungen, seine Frau meint, Bauern stünden ein wenig als Deppen da.

Foto: ""

In Hauptbahnhöfen und an Hauptstraßen wirbt das Plakat derzeit um Aufmerksamkeit. "Wir wollen erst Neugierde wecken, dann Fakten schaffen und letztlich Toleranz für unser Handeln erwirken", erklärt Dahlmann. Auch der Monheimer Bauer Robert Bossmann wird nach eigenen Worten solch ein Kampagnen-Plakat in Kürze auf seinen Baumberger Feldern aufstellen. "Im Frühjahr und im Spätsommer bringe ich eine Mischung aus Gülle und Gärresten aus einer Biogasanlage auf." Auch wenn dies eine Zeitlang übel rieche, sei organischer Dünger ein wichtiger Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. "Er erhält die Fruchtbarkeit der Böden. Es wäre eine Schande, ihn der Müllverbrennungsanlage zuzuführen."

Dabei ist die Geruchsbelästigung durch diese Rückführung tierischer Fäkalien auf die Böden mit den Jahren geringer geworden. "Dank modernerer Technik gibt es jetzt Verfahren, bei denen kaum noch Gestank entsteht", meint Landwirt Johannes Paas aus Ratingen. "Früher hat man hauptsächlich mit nach oben strahlenden Pralltellern gedüngt, dadurch entstand eine starke Geruchsentwicklung und etwa 30 Prozent Nährstoffeinbußen. Heute wird bodennah gedüngt oder die Gülle durch Schleppschläuche direkt in den Boden eingebracht." Von November bis Ende Januar darf stickstoffhaltiger Dünger nicht auf Acker- und Grünlandflüchen ausgebracht werden. "Wir achten natürlich auch darauf, nicht am Wochenende zu düngen, wenn alle im Garten sitzen und grillen wollen. Aber auch unter uns Landwirten gibt es schwarze Schafe wie in allen Berufsgruppen", räumt Dahlmann ein.

Organischer Dünger besteht hauptsächlich aus Phosphor, Kalium und Stickstoff- je höher der Stickstoffgehalt, desto ausgeprägter die unangenehmen Gerüche. "Geflügelkot riecht besonders ekelhaft", findet Paas. "Aber alle sollten sich bewusst machen, dass der organische Dünger zwar stinkt, aber wesentlich umweltfreundlicher als künstlicher Mineraldünger ist."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort