Baumberg Die Geschichte der verbuddelten Krippe

Baumberg · Helga Dahlke fand als Siebenjährige auf einem Nachbargrundstück bunte Figuren - und durfte sie behalten.

 Helga Dahlke stellt die bunten Krippenfiguren an jedem Weihnachtsfest in ihrer Wohnung auf. Sie haben schon mehrere Umzüge mitgemacht.

Helga Dahlke stellt die bunten Krippenfiguren an jedem Weihnachtsfest in ihrer Wohnung auf. Sie haben schon mehrere Umzüge mitgemacht.

Foto: Knebel

Immer zur Weihnachtszeit erinnert sich Helga Dahlke mit großer Begeisterung an ein Erlebnis in ihrer Kindheit. Wenn ihr Mann den Karton mit der Krippe vom Dachboden holt und die sorgsam eingepackten Figuren eine nach der anderen auswickelt, dann fühlt sie sich wieder wie ein siebenjähriges Mädchen. In diesem Alter wohnte sie mit Mutter und Großmutter an der Reisholzer Bahnstraße in Düsseldorf. Ihr Lieblingsspielplatz zwischen Elternhaus und Schule war das Grundstück der Spedition Pöll.

Dort stand sogar ein Pferd auf der Weide. Die kinderlosen Besitzer hatten die kleine und schmächtige Helga in ihr Herz geschlossen. Eines Tages grub sie dort mit ihrer Kinderschaufel ein Loch, um Blumen zu pflanzen. Auf einmal stieß sie auf etwas Hartes und hielt kurz darauf eine bunte Figur in der Hand. Damit lief sie aufgeregt zum Ehepaar Pöll. "Das sind ja unsere Krippenfiguren", freuten sich die Beiden und erinnerten sich, dass sie die aus Angst vor Bombenangriffen im Garten vergraben hatten.

Nach Kriegsende gab es so viel zu tun, und sie hatten die Krippe vergessen. Gemeinsam mit Helga holten sie eine Figur nach der anderen aus der Erde. Sie waren gut verpackt gewesen und immer noch in einem erstaunlich guten Zustand. Frau Pöll, die wohl die Begeisterung in Helgas Augen sah, sagte: "Wenn du mir versprichst, dass du sie in Ehren hältst, dann darfst du die Figuren behalten." Helga war überwältigt und trug den Schatz stolz nach Hause.

Ihre Mutter wollte ihre Geschichte zuerst gar nicht glauben und holte sich eine Bestätigung ein. Da Helga die Figuren im Sommer gefunden hatte, musste sie schweren Herzens zusehen, wie alles sorgfältig weggepackt wurde. Jetzt konnte es für Helga gar nicht schnell genug Weihnachten werden. Bis dahin war es für sie kein fröhliches Fest gewesen. "Mutter und Großmutter weinten viel, weil mein Vater im Dezember 1944 beim Untergang des Schiffes, auf dem er Dienst tat, nicht gerettet werden konnte.

Und ich war bei seinem Tod erst ein paar Monate alt." Wenn die Traurigkeit zu groß wurde, nahm sie die wunderschön bemalten Krippenfiguren eine nach der anderen vorsichtig in die Hand und betrachtete sie mit Freude. Sie konnte sich gar nicht sattsehen an Maria und Josef, dem Jesuskind in der Krippe, dem Hirten mit seinen Schafen und den drei Heiligen Königen. "Die Krippe stand später in Hilden und seit 43 Jahren in Baumberg", berichtet Helga Dahlke.

"Sie hat jeden Umzug mitgemacht." Auch ihr Mann Dieter war von der Geschichte so berührt, dass er noch einen Stall dazu baute. Und er bessert jede abgestoßene Kante aus. Einmal musste der Kopf des Hirten, den die Katze umgestoßen hatte, geklebt werden.

(kneb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort