Kreis Mettmann Die heimische Industrie jubelt - der Handel darbt

Kreis Mettmann · IHK Konjunkturbarometer spricht vom besten Jahresanfang seit der Jahrtausendwende. Der Fachkräftemangel wächst.

 In der Mettmanner Gießerei Georg Fischer werden Teile für die Automobilproduktion gefertigt.

In der Mettmanner Gießerei Georg Fischer werden Teile für die Automobilproduktion gefertigt.

Foto: Georg Fischer

Die Börsen hatten in den vergangenen Tagen weltweit den Rückwärtsgang eingelegt - mit Kursverlusten von bis zu sechs Prozent. Die Wirtschaft im Kreis Mettmann indes feiert den besten Jahresstart seit der Jahrtausendwende. Im direkten Vergleich mit Düsseldorf und dem Rhein-Kreis Neuss ist die Wirtschaft im Kreis Mettmann Optimismus-Champion. Befragt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf berichtete jedes zweite von rund 190 Unternehmen über gute Geschäfte. Nur sechs Prozent der Firmen starteten mit negativen Vorzeichen ins Jahr 2018. Und die lassen sich laut IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler klar zwei Branchen zurechnen: dem lokalen Einzelhandel und dem Dienstleistungsbereich.

Normalerweise hasst Volkswirt Diestler übertriebene Formulierungen bei der Beschreibung der Wirtschaftslage im Kreis Mettmann. Das war diesmal anders. Schon im Herbst hatte die IHK über eine sehr gute Stimmung bei den Unternehmen berichtet. Seither hat sich der Anteil der zuversichtlichen Betriebe von 28 auf 46 Prozent erhöht. Das Lager der Pessimisten halbierte sich von elf auf sechs Prozent.

Ein Zeichen von Überhitzung, von übertriebenen Erwartungen? Da schüttelte Diestler bei der Bekanntgabe der Umfrageergebnisse gestern den Kopf: Industrie, Bau und Großhandel treiben im Kreis Mettmann die Erwartungen. Und dies sei weltweit zu beobachten. Geradezu als Glücksfall für heimische Unternehmen erweise sich die Europäische Union. Der Export in EU-Länder sorgt für einen Großteil der Gewinne und Gewinnerwartungen.

Die Kehrseite des Booms ist die hohe Auslastung der Kapazitäten. Es sei oft schwer, überhaupt Handwerker zu bekommen. Dem Vernehmen nach blieben sogar städtische Ausschreibungen ohne Interessenten. Und die geforderten Preise steigen. Diestler verwies auf Nachfrage darauf, dass Ausschreibungen der öffentlichen Hand von Unternehmen einen großen Aufwand erfordern. "Wenn man die Möglichkeit hat, anderswo Aufträge zu bekommen, mögen das manche Kommunen spüren."

Vor dem Fachkräftemangel wird laut Diestler bereits seit fünf Jahren gewarnt. Doch jetzt erstmals macht die Wirtschaft das Fehlen guter Mitarbeiter als verhängnisvolle Wachstumsbremse aus. 44 Prozent der Betriebe aller Branchen befürchten, dass ihre Geschäftsentwicklung darunter leidet, dass offene Stellen nicht besetzt werden können. Der in Velbert arbeitende IHK-Handelsreferent Marcus Stimmler appellierte an die Einzelhändler, sich intensiver als bisher um den Online-Vertrieb zu können. Erst 40 Prozent der von der IHK befragten Händler seien im Internet aktiv, weit weniger führen tatsächlich einen Online-Shop. Die IHK arbeite daran, dass sich dies rasch ändere.

(RP)
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