Monheim und der Rhein Die Kapelle am Ufer

Langenfeld · Die Geschichte der Marienkapelle ist eng mit dem Rhein verbunden. So versank ihre Pietà nach der Reformation in den Fluten des Stroms.

 Während die Marienkapelle (oben links) heute vor Hochwasser bestens geschützt, bescherte ihr Vater Rhein in früheren Jahrhunderten schon mal "nasse Füsse".

Während die Marienkapelle (oben links) heute vor Hochwasser bestens geschützt, bescherte ihr Vater Rhein in früheren Jahrhunderten schon mal "nasse Füsse".

Foto: Verein

Mehr als 500 Jahre stand die Marienkapelle direkt am Rhein - links und rechts ihrer Mauern schloss sich bis 1928 der Deich an. "Das ist schon etwas Besonderes, dass sie so lange überlebt hat", sagt Hans Schnitzler, Vorsitzender des Vereins Marienkapelle am Rhein. Schließlich sei die Kapelle somit über Jahrhunderte auch dem Hochwasser ausgesetzt gewesen.

In dem Baudenkmal liegt eine Chronik aus, in der die Besucher auf alten Fotos sehen können, wie der Fluss bis zum Eingang der Kapelle stieg. An den Außenmauern finden sich überdies Hochwassermarken, die zeigen, wie hoch die Flut jeweils gestanden hat.

Die Geschichte der Marienkapelle ist gleich in mehrfacher Hinsicht eng mit dem Rhein verbunden. 1418 wurde zunächst eine hölzerne Kapelle errichtet, die 1514 durch den heutigen Steinbau ersetzt wurde. Schon vor 1400 hatte an dieser Stelle ein Heiligenhäuschen mit einem Marienbild gestanden, das in den Ruf der Wundertätigkeit kam. Bereits 1374 existierte eine Fähre, ein Vorläufer des Piwipper Böötchens. Sie befand sich im Besitz des Kölner Domkapitels. "In den alten Schriften heißt es: die Capelle zur schmerzhaften Mutter", berichtet Schnitzler. Ob es sich um die Pietà, das Herzstück des heutigen Gotteshauses, gehandelt hat, weiß man nicht. Sicher ist jedoch, dass diese Pietà von Anfang an in dem heutigen Steinbau stand.

 Seit Jahrhunderten Ziel von Pilgern: die Pietà in der Marienkapelle.

Seit Jahrhunderten Ziel von Pilgern: die Pietà in der Marienkapelle.

Foto: RALPH MATZERATH

Dreimal ist die Figur im Laufe der Geschichte verschwunden. Ab 1614 war die Kapelle vorübergehend reformiert, also protestantisch. Der katholische Pfarrer berichtete dem Kurfürsten später, dass das Gnadenbild auf Veranlassung eines reformierten Predigers in den Rhein geworfen worden sei. "Doch auf wundersame Weise führt die Strömung es zurück", heißt es in der ausliegenden Chronik: "Zwei Fischer, obwohl reformierten Glaubens, bringen das Gnadenbild wieder zur Kapelle zurück. Um 1624 geht das Gotteshaus erneut in katholischen Besitz über."

Im 19. Jahrhundert wurde die Pietà durch eine Darstellung Marias mit dem Jesuskind ersetzt. "Was ich immer besonders finde: Es waren ja ganz bestimmte Zeiten, in denen man die Muttergottes in der Gestalt der Pietà verehrt hat", sagt Burkhard Hoffmann, leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Monheim und Baumberg. "Wenn man sich das einmal genau ansieht, wird man bald feststellen, dass man in Friedenszeiten die Muttergottes als strahlende Königin mit Krone und dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt hat, während man in schwierigen Zeiten die Trauernde mit dem toten Jesus auf ihrem Schoß verehrt hat."

Das dritte Verschwinden hängt mit dem Zweiten Weltkrieg zusammen: Man hatte die Figur in die Sakristei gebracht, aber nicht in den Tresor gestellt, da sie repariert werden sollte. In der folgenden Nacht legten Bomben Kirche und Sakristei in Schutt und Asche. 1946 fand man die Figur, "beschädigt, aber nicht irreparabel", beim Abräumen der Trümmer, berichtet Schnitzler.

Heute ist die Pietà das zentrale Motiv der Kapelle. Im hinteren Bereich kann man auf einem Tabletcomputer weitere Infos sowie Bilder der Figur und der Kapelle finden und dazu Orgelmusik lauschen, die mit dem Plätschern eines Stroms eingeleitet und beendet wird.

(dgn)
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