Langenfeld Die preisgekrönte Brückenbauerin

Langenfeld · Die Langenfelder Statikerin Veronika Krause hat an der Sanierung der welthöchsten Balkenbrücke mitgearbeitet. Sie und ihr Team haben dafür gerade auch den Deutschen Brückenpreis bekommen.

 Veronika Krause erhielt für die Instandsetzung und Verstärkung der Kochertalbrücke den Deutschen Brückenbaupreis.

Veronika Krause erhielt für die Instandsetzung und Verstärkung der Kochertalbrücke den Deutschen Brückenbaupreis.

Foto: Matzerath

In fast 200 Meter Höhe stehen und runterschauen. Da wird so manchen schon bei dem Gedanken schlecht. Nicht Veronika Krause. Die Langenfelder Statikerin stand schon öfter so hoch oben. Die 28-Jährige ist Brückenbauerin und arbeitet im Team des Ingenieurbüros Leonhard, Andrä und Partner.

Gerade hat sie mit ihrer Firma die Kochertalbrücke in Baden-Württemberg saniert: mit 185 Meter hohen Pfeilern die höchste Balkenbrücke der Welt - und mit fast 1,1 Kilometern Länge ein gigantisches Bauwerk. Der Kölner Dom ist an der höchsten Stelle 157 Meter hoch. Unter die Kochertalbrücke würde er also locker drunter passen.

Wie ist das denn jetzt da oben zu stehen und runterzuschauen? "Ja", sagt Veronika Krause mit ihrer ruhigen Stimme. "Das ist ganz nett ins Tal zu schauen." Ganz nett also. Das klingt irgendwie nüchtern. Dann schiebt Veronika Krause direkt einen Satz hinterher: Was sie vielmehr fasziniere, sagt sie, sei der Hohlkasten der Brücke. Diese ewig lange Röhre unter der Fahrbahn. Wer durch ihn durch marschiert, sieht bei 1,1 Kilometer Länge keinen Anfang und kein Ende, er schreitet von Kammer zu Kammer und durch die Dunkelheit. Der Hohlkasten, er ist der Träger der Brücke, sozusagen ihr Herzstück. Im Fall der gigantischen Kochertalbrücke wohl auch ein Meisterwerk der Konstruktion. Kein Wunder, dass der Kasten und sein Aufbau die Statikerin fasziniert.

Die Kochertalbrücke stammt aus den 1970er Jahren. Ihr Bau dauerte drei Jahre und kostete 70 Millionen Euro. Über diese Brücke quert die Autobahn 6 das Kochertal. Doch wie alle Brücken aus den 1970er Jahren gab es Sanierungsbedarf. Im Jahr 2007 wurde bei einer routinemäßigen Hauptprüfung klar: Es steht nicht gut um das Bauwerk. Den Zuschlag für das Konzept der Sanierung und die Betreuung der Sanierungsarbeiten bekam dann Veronika Krauses Ingenieurbüro Leonhard, Andrä und Partner. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Stuttgart. Veronika Krause arbeite in der Niederlassung Köln. Das Team, zum dem Veronika Krause gehört, machte seine Arbeit so gut, dass es für die Instandsetzung und Verstärkung der Kochertalbrücke kürzlich auch den Deutschen Brückenbaupreis 2016 bekam. Das ist auch deshalb besonders, weil in der Kategorie "Straßen- und Eisenbahnbrücken" erstmals eine Brückenmodernisierung mit dem Preis ausgezeichnet wurde.

Auf dem Bild von der Preisverleihung in Dresden steht Veronika Krause in einer Gruppe von Männern. Sie trägt Rock und Bluse, alle anderen tragen Hose und Sakko. Alleine unter Männern? "Im Studium war das noch anders", sagt Veronika Krause, die fünf Jahre lang in Wuppertal an der Uni im Fachbereich Bauingenieurswesen studiert hat und sich auf konstruktive Ingenieurbau spezialisiert hat. Im Studium habe es genauso viele Frauen wie Männer gegeben.

Natürlich muss man eine Brückenbauerin auch nach ihrer Lieblingsbrücke fragen. "Die Kochertalbrücke", sagt Veronika Krause und überlegt nicht lange. Gerade interessiere sie sich aber auch für das Projekt Moselquerung, das aktuell größte Brückenbauprojekt in Europa. Und wenn sie nicht arbeitet? "Ich mache Judo", sagt Veronika Krause. Und sie lese gern. Lieblingsbuch? Das habe sie nicht, sagt sie. Aber sie könne eine Buchempfehlung geben: "Opa, was macht ein Bauschinör?" Untertitel: "Die Geschichte einer alten Brücke".

(RP)
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