Rp-Serie Was Macht Eigentlich (3) Die "rote Lilo" diskutiert gern über Politik

Langenfeld · Die ehemalige SPD-Politikerin lebt in Monheim und hat dort kein politisches Mandat mehr. Die große Familie hat Vorrang.

 Lilo Friedrich war von 1998 bis 2005 SPD-Abgeordnete im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Mettmann I.

Lilo Friedrich war von 1998 bis 2005 SPD-Abgeordnete im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Mettmann I.

Foto: Ralph Matzerath

monheim Die meisten Monheimer kennen sie als "Rote Lilo". Sie grüßen sie, wenn sie durch die Stadt geht. Sie diskutieren mit "Lilo" die politischen Verhältnisse. Lilo Friedrich (66) ist sich treu geblieben. Sie hat immer noch knallrote Haare, lackiert die Fingernägel in ihrer Lieblingsfarbe und legt gern einen ebenso roten Lippenstift auf. Doch wie ist es zu dem Beinamen "Rot" gekommen?

"Ich war schon immer rot-blond. Als ich für den Bundestag kandierte, wollten wir ein auffälliges Plakat. Und das war einfach nur rot. Kein Foto. Und in weißen Lettern stand darauf ,Die rote Lilo'." Lilo Friedrich gewann das Bundestagsmandat in Monheim direkt - und das zwei Jahre hintereinander. Dann kam der Bruch mit der SPD. Sie ließ sich hinreißen, für die Wählergemeinschaft Menschen in Monheim in den Rat zu gehen. "Doch das war ein Fehler", gesteht sie heute offen ein. "Es ging nur darum, Dinge zu verhindern. Es fehlten eigene Projekte." Deshalb habe sie sich lange ruhig verhalten und schließlich das politische Mandat ganz aufgeben.

Doch unpolitisch ist die Inhaberin einer Firma deshalb nicht. "Mit meinem Mann diskutiere ich jeden Tag das politische Geschehen - in Monheim und in der ganzen Welt. Besonders regt sie derzeit die Griechenlad-Krise auf." In Monheim vermisst sie demokratisches Verhalten bei der "Regierungspartei".

Ihre Putzfirma hält sie immer noch auf Trab. Vor allem fehlt das Personal für "Lilos mobiles Team". "Es wird immer schwieriger. Der Bedarf an Putzhilfen, die vor allem ältere Menschen betreuen, ist groß. Alte Menschen wollen nicht nur, dass die Einkäufe erledigt werden und ein sauberes Heim, sondern auch Kommunikation." Das sei das Problem. Viele sprechen kein Deutsch, andere wollten nicht noch eine - unbezahlte - Viertelstunde für ein Schwätzchen dranhängen. "Aber ich fühle mich meiner Klientel verpflichtet, weil ich finde, dass jeder Mensch so lange es geht zuhause wohnen sollte." Den Betrieb aufgeben will sie deshalb nicht, obwohl er nicht viel abwirft.

"Es ist noch zu früh, sich zur Ruhe zu setzen. Ich bin nicht der Typ, der auf dem Balkon sitzt und die Nachbarn zählt", sagt sie. Langeweile kommt bei ihr nicht auf. Sie hat sechs Kinder - zwei eigene und vier adoptierte. Die halten sie ganz schön in Atem. Babysitterdienste, handwerkliche Hilfe, all das leistet sie mit ihrem Mann gern und oft.

Entspannung findet sie auf einem Campingplatz im Sauerland. Dort hat das Ehepaar einen Wohnwagen stehen, der um ein finnisches Holzhaus erweitert wurde. "Wir waren immer schon leidenschaftliche Camper", sagt sie. Weite Reisen mit Flug und Hotel gibt es aber trotzdem noch, oft auch in Begleitung der Kinder.

Außerdem gibt es da noch die beiden Hunde Anton und Lady. Die sind immer dabei. "Ohne Tiere geht es nicht", findet Lilo Friedrich, die sich im politischen Geschäft die ein oder andere Beule geholt hat. Doch das ist Schnee von gestern. Jetzt schaut sie mal gelassen, mal verärgert auf die politischen Entwicklungen in Monheim. "Ich finde, die Opposition müsste stärker in die Öffentlichkeit gehen und Demokratie einfordern", sagt sie mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse im Rat.

(RP)
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