Langenfeld Die Schneiderstraße ist Langenfelds Automeile

Langenfeld · In dem Immigrather Gewerbegebiet bieten mittlerweile mehr als ein Dutzend Händler neue und gebrauchte Fahrzeuge sowie Zubehör an.

 Michael Esser vom Autohaus Gierten ist sehr erfreut über die Entwicklung der Schneiderstraße zur Automeile.

Michael Esser vom Autohaus Gierten ist sehr erfreut über die Entwicklung der Schneiderstraße zur Automeile.

Foto: RALPH MATZERATH

Bei einer Marke muss alles aus einem Guss sein. Von der Visitenkarte des Verkäufers bis zu dem Prospekt, den er den Kunden in die Hand drückt - von den Anzeigen und TV-Spots bis zum Aussehen aller Filialen, in denen automobile Träume verkauft werden. Auch deshalb hat das Autohaus Gierten an der Schneiderstraße soeben eine Verjüngungskur durchlaufen. Die neue Fassade hat 200 000 Euro gekostet.

Sie ist auch ein Bekenntnis zu einer Straße, die sich gemausert hat. Aus dem hässlichen Entlein im Gewerbegebiet, der Schneiderstraße, ist Langenfelds inoffizielle Automeile geworden. Mehr als ein Dutzend Autohäuser, Gebrauchtwagenhändler, Reifenanbieter und Serviceunternehmen halten hier alles vor, was Autofans bewegt.

"Wir sind sehr glücklich über die Entwicklung, die die Schneiderstraße in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Sie ist aufgewertet worden", urteilt Michael Esser, der im Autohaus Gierten als Geschäftsführer einen Betrieb mit 60 Mitarbeitern leitet. Seit elf Jahren bietet Gierten an diesem Standort Fahrzeuge von Opel und Citroën an. Einen weiteren Standort gibt es in Hilden.

Lohnt sich so eine Investition in die Fassade überhaupt noch - schließlich kauft alle Welt doch angeblich im Internet? "Die Leute informieren sich zunächst im Internet - das ist richtig", entgegnet Esser. Deshalb sei auch sein Arbeitgeber im Netz präsent - sowohl mit eigenen Webseiten als auch auf allen großen Autobörsen. "Doch wenn es dann zum eigentlichen Kauf kommt, brauchen die Menschen eine persönliche Beratung - schließlich kaufen die meisten nur alle paar Jahre mal einen neuen Wagen." Das Autohaus habe seine Daseinsberechtigung längst noch nicht verloren.

Bei Stefan Schindler, gleich um die Ecke, lässt sich das selbe beobachten. Kaum steigt das Thermometer auf frühlingshafte Temperaturen, will jeder Automobilist eins: die Sommerreifen aufziehen. Drei Telefone klingeln ununterbrochen. Schindler gleicht einem Börsenmakler: "Fragen sie rasch!" Auch er profitiert nach eigener Aussage mit seinem Reifenhandel davon, dass sich an der Schneiderstraße zahlreiche Firmen mit Autos befassen: "Die Leute wissen mittlerweile sehr genau, dass sie bei uns in der Ecke alles für ihr Fahrzeug bekommen." Neue Pneus, den Beulendoktor oder auch eine preiswerte Werkstatt.

Darauf hat sich die A.T.U-Filiale spezialisiert, die von Thomas Eschmann geleitet wird. Seit 1999 kümmern sich dort mittlerweile 20 Mitarbeiter um die Wagen der Kundschaft. Ursprünglich wählte das Unternehmen mit Sitz in der Oberpfalz den Langenfelder Standort aus, weil er so verkehrsgünstig liegt. Die Autobahn A 3 ist nahe. Falls der Wagen länger in der Werkstatt bleiben muss, erreichen Kunden die Bushaltestelle in wenigen Minuten zu Fuß. Dass sich mittlerweile ein Kfz-Schwerpunkt an der Schneiderstraße gebildet hat, gilt bei A.T.U als zusätzliches Argument für den Standort, der seine Existenz in dem Konzern regelmäßig anhand von harten Zahlen absichern muss. Da wird auch ein branchenfremder Kundenmagnet wie die Edeka-Filiale von den automobilen Händlern und Dienstleistern gern gesehen.

"Während Mutti dort die Wochenendeinkäufe erledigt, kann Vater in Ruhe seinen nächsten Traumwagen anschauen", sagt ein Gebrauchtwagenhändler. Zunächst kämen die Herren allein; wenn es ernst wird, bringen sie Freundin oder Frau mit. So seien bei ihm schon einige Abschlüsse zustande gekommen, weil die Herren der Schöpfung lieber nach PS-starken Karossen Ausschau halten, als sich um den Einkauf von Eiern, Milch und Brot zu kümmern. "Hier an der Schneiderstraße gibt es beides."

(dne)
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