Karl-Heinz Hennen "Die Stadtgeschichte hat noch Lücken"

Langenfeld · Der Historiker Dr. Karl-Heinz Hennen (72) will im Auftrag der Stadt die Geschichte Monheims ausleuchten - von der ersten Siedlung im Mittelalter bis in die Gegenwart. Der erste von vier Bänden soll bereits im kommenden Jahr erscheinen.

 Karl-Heinz Hennen will Licht in die Geschichte der Stadt Monheim bringen - beginnend im Mittelalter.

Karl-Heinz Hennen will Licht in die Geschichte der Stadt Monheim bringen - beginnend im Mittelalter.

Foto: RALPH MATZERATH

Herr Hennen, Sie haben bereits Bücher über die Geschichte von Juden und Zwangsarbeitern in Monheim geschrieben. Nun soll es um die Entwicklung der Stadt insgesamt gehen. Wo wollen Sie den Hebel ansetzen?

Hennen Im ersten Band soll es um die Zeit der Siedlungsanfänge bis zum Ende der französischen Herrschaft 1815 gehen. In einer Urkunde aus dem Jahr 1157 wird ein "Wilhelm von Monheim" erwähnt, der mit dem Kölner Gereonsstift einen Grundstückstausch vereinbart hatte. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass es die Siedlung schon deutlich länger gab. Das Gereonsstift gründete sich im Jahr 832 und es ist möglich, dass Monheim in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts mit dem Fronhof den Siedlungsursprung hatte - nebst der Filialkirche St. Gereon, die vom Kölner Hauptsitz abhängig war. Das wären typische Siedlungsansätze für diese Zeit.

Welche Quellen wollen Sie für Ihre Recherchen anzapfen?

Hennen Die Quellenlage ist gerade in der Anfangszeit sehr schlecht, aber es gibt neben dem Stadtarchiv auch viele weitere Archive in der Region, in denen noch unentdeckte Dokumente schlummern könnten. Hinzu kommen die Aufzeichnungen der Kirchenämter oder das Kölner Stadtarchiv, dessen Dokumente aus dem Mittelalter zum Glück vor dem Einsturz digitalisiert wurden. Außerdem hoffe ich auf einige Unterlagen aus privaten Beständen. Es wird viel Arbeit nötig sein, um die wenigen vorhandenen Fakten aus den frühen Epochen zu sammeln. Geschichtsforschung ist ein Stück weit immer auch Detektivarbeit.

Wie wollen Sie das angehen?

Hennen Ausgangspunkt ist das heutige Stadtgebiet. Die größte Ausdehnung des bergischen Amtes Monheim reichte einst von Rheindorf bis Düsseldorf-Hamm. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die kleine Ansiedlung zum zentralen Verwaltungsort für viele umliegende Dörfer. Deswegen wird es in den Bänden auch um Ortschaften wie Bürgel und Baumberg im Norden sowie Blee und Hitdorf im Süden gehen. Außerdem gehe ich auch der Frage nach, wie der Ortsname "Monheim" entstanden sein könnte.

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich von der Forschung?

Hennen Neben den Ursprüngen Monheims geht es mir vor allem auch um die Zeit unter preußischer Herrschaft von 1815 bis 1918 und die Jahre des Ersten Weltkrieges, über die bisher relativ wenig bekannt ist. Viele Teile der Stadtgeschichte liegen in der Epoche noch im Dunkeln, obwohl es eine interessante Zeit mit vielen Neuerungen und Fortschritten war. Es ist aber auch eine Phase, in der Monheim zunehmend an Bedeutung verlor. Ich denke, dass gerade der zweite und dritte Band, der die Zeit der Weimarer Republik bis in die Nachkriegsjahre behandelt, viele Lücken in der Stadtgeschichte schließen werden.

Geht es Ihnen dabei um die Auflistung historischer Fakten oder wollen Sie Geschichte auch "erzählen"?

Hennen Ich will die historischen Zusammenhänge immer auch am Leben der Menschen vor Ort darstellen. Sonst wird die Forschung in meinen Augen zum Selbstzweck. Es geht vielmehr um die Veränderungen in Gesellschaft, Politik und im Alltag der Monheimer im Laufe der Jahrhunderte. Dieser Kontext macht Geschichte lebendiger und auch verständlicher. Aber es gibt oft keine endgültigen Erkenntnisse. Als Historiker kann man sich immer nur in Prozessen der Realität annähern. Man darf nicht ausschließen, was nicht ausgeschlossen werden kann. Im Zweifelsfall zeige ich Möglichkeiten auf und der Leser kann sich sein eigenes Urteil bilden. Das wird eine spannende Aufgabe und ich freue mich darauf.

DORIAN AUDERSCH STELLTE DIE FRAGEN.

(dora)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort