Langenfeld/Hilden Diebstähle alarmieren Einzelhändler

Langenfeld/Hilden · Der Süden des Kreises Mettmann verzeichnet einen deutlichen Anstieg. In Langenfeld liegt er bei über 23 Prozent. Der Handel setzt dagegen mit mehr Technik zur Warensicherung.

 Die Zahl der Ladendiebstähle nimmt ständig zu. Besonders beliebte Beute sind Lebensmittel, Kleidung und Elektronik.

Die Zahl der Ladendiebstähle nimmt ständig zu. Besonders beliebte Beute sind Lebensmittel, Kleidung und Elektronik.

Foto: rm-

Die Sirene schrillt, rote Warnlichter blinken - und die Kundin dreht sich mit vor Schreck geweiteten Augen um. Gestern Mittag in einem Textilgeschäft, mitten in der Fußgängerzone. "Falscher Alarm", beruhigt die Verkäuferin, "ich habe einen Sensor in der neuen Jacke der Kundin vergessen." Das cremefarbene Plastikteil steckt tief im linken Ärmelfutter. Dort wurde es an der Kasse schlicht übersehen. Der Alarm aber gilt in Sachen Ladendiebstahl für den gesamten Einzelhandel im Süden des Kreises Mettmanns.

Das zeigen die aktuellsten Fallzahlen der Polizei; sie stammen aus dem Jahr 2014. Danach gab es in Langenfeld einen Anstieg um 23,9 Prozent auf 233 erfasste Fälle, in Monheim einen Zuwachs von 25 Prozent auf 215 Fälle und in Hilden gar ein Plus bei den Ladendiebstählen von 41,9 Prozent - 227 Fälle. Haan spielt demgegenüber mit konstant 46 erfassten Ladendiebstählen in einer anderen Klasse. Zum Vergleich: Nach Angaben des Einzelhandelsverbands gab es in Nordrhein-Westfalen von 2013 auf 2014 einen Anstieg von 2,6 Prozent bei den Ladendiebstählen.

"Die reinen Zahlen sagen relativ wenig aus. Denn für uns ist es ein Unterschied, ob eine alte Dame aus Hunger eine Tütensuppe in ihrer Handtasche verschwinden lässt - oder ob organisierte Banden über die Läden in einer Einkaufszone herfallen", sagt Kriminalhauptkommissarin Susanne Wiescher von der Kreispolizei Mettmann. In ihre Zuständigkeit fallen die Ladendiebstähle in Hilden und Langenfeld. Mit Blick über die vergangenen Jahre relativiert die Beamtin den Anstieg 2014: "Solche Wellenbewegungen gibt es. Insgesamt aber gibt es ein relativ konstantes Bild."

Um den Ladendieben auf die Spur zu kommen, rüsten die Einzelhändler auf. Sensoren lösen spätestens am Eingang einen deutlichen Alarm aus, Videokameras spähen in jeden noch so abgelegenen Winkel. Der klassische Ladendetektiv scheint an Boden zu verlieren.

"Unsere Mitgliedsunternehmen versuchen dem Ladendiebstahl dadurch beizukommen, indem sie das Personal besser schulen", sagt Björn Musiol, der für den Kreis Mettmann zuständige Regionalreferent beim Einzelhandelsverband. Zudem werde landesweit ein dreistelliger Millionen-Betrag in Sicherungssysteme für Waren investiert. Ladendiebstahl sei aus Sicht des Handels kein Kavaliersdelikt. Die mit Abstand beliebteste Beute: Lebensmittel, Bekleidung und Elektroartikel. Auf Anfrage der RP bestätigt dies der Geschäftsführer eines Langenfelder Elektrohandels: "Wir haben unsere Überwachungsmaßnahmen nochmals verstärkt. Aber man kann seine Augen ja nicht überall haben."

Zuletzt war es zwischen der Polizeigewerkschaft und dem NRW-Handel zu Meinungsverschiedenheiten gekommen. Die Polizeigewerkschaft GdP hatte darauf hingewiesen, dass die Läden zwar länger geöffnet hätten, die Zahl der Einsatzstunden bei den Ladendetektiven aber nicht zunehme. Zudem werde in zahlreichen Läden Fachpersonal abgebaut und durch ungelerntes Personal auf 450-Euro-Basis ersetzt. Verdacht der GdP: Den Ladendieben würde es zu leicht gemacht. Deshalb wolle man nur noch gegen gewerbsmäßig vorgehende Banden ermitteln und den einfachen Ladendiebstahl wie einen Tempoverstoß mit einer Geldbuße ahnden. Handelsfunktionäre wiesen diesen Vorstoß zurück.

(dne)
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