Rainer Herbrand Dieser Spezialriegel wehrt Einbrecher ab

Langenfeld · Der Berater der Kreispolizei Mettmann, Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand, über Einbruchsicherungen.

 Polizei-Experte Rainer Herbrand zeigt die so genante "Pilzkopf"-Sicherung eines Fensterrahmens.

Polizei-Experte Rainer Herbrand zeigt die so genante "Pilzkopf"-Sicherung eines Fensterrahmens.

Foto: Ralf Matzerath/ Thinkstock (R. Fuhrmann)

Kreis Mettmann Am gerade vergangenen Wochenende startete die zweite Hälfte der großen Sommerferien in NRW. Wer schulpflichtige Kinder hat, fährt jetzt in die Ferien - für zwei, manchmal drei Wochen. Angesichts der Meldungen über Haus- und Wohnungseinbrüche fragten wir Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand von der Präventionsstelle der Kreispolizei Mettmann in Hilden über mögliche Schutz maßnahmen.

Wie machen Bewohner ihr Haus oder ihre Wohnung urlaubsfest?

Herbrand Am besten ist es natürlich, wenn Nachbarn, Freunde oder Verwandte dafür sorgen, dass das Haus oder die Wohnung weiterhin bewohnt aussehen. Also möglichst zu unregelmäßigen Zeiten kommen, um die Blumen zu gießen, Licht anzuschalten und die Jalousien zu bewegen. Klar, dass letztere nicht den ganzen Tag unten sein dürfen. Das gilt auch für vermeintlich schwere Rollladen aus Holz. Der Briefkasten sollte regelmäßig geleert werden. Und natürlich sollte man weder auf dem Anrufbeantworter noch auf Social Media Seiten hinterlassen, dass man mal weg ist. Allerdings - und da muss ich drei Mal auf Holz klopfen - kann man sagen: Die klassischen Ferieneinbrüche gibt es nicht mehr. Bereits seit einigen Jahren beobachten wir, dass die Einbruchzahlen im Sommer nicht besonders ansteigen.

Sondern, wann beginnt die Saison für Einbrecher?

herbrand Die kommt mit der dunklen Jahreszeit. Grob gesagt, wenn wir am letzten Sonntag im Oktober die Sommerzeit wieder zurückdrehen. Das klingt noch, als wäre es in ferner Zukunft. Doch gerade jetzt sollte man die Gelegenheit nutzen, das Haus oder die Wohnung noch einmal kritisch zu überprüfen. Dazu kann man zunächst uns von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Kreises Mettmann ansprechen. Wir haben die Telefonnummer 02104 982 7777. Bitte, bringen Sie genug Bilder (digital) mit - von Fenstern und Türen, Kellerfenstern, Kellerabgängen, Garagen. Nach unserer Beratung können Sie mit Handwerkern Kontakt aufnehmen.

Was sind die häufigsten Schwachstellen, die von Einbrechern ausgenutzt werden?

herbrand Jede Öffnung an einem Haus oder einer Wohnung ist eine potenzielle Gefahrenstelle, durch die Unbefugte versuchen könnten, einzudringen. Damit sind auch Kellerfenster gemeint oder das Fenster im ersten Stock. Also, bitte, die Türen und Fenster kritisch prüfen! Bei den Fenstern gibt es zum einen die Möglichkeit, die Zapfen von rund auf pilzförmig umrüsten zu lassen. Diese widerstehen Versuchen, sie auszuhebeln, deutlich länger. Die andere Möglichkeit ist, auf den Fensterrahmen einen zusätzlichen Einbruchschutz aufzusetzen. Das ist genauso wirksam, wird aber von vielen Menschen als hässlich bezeichnet.

Was bewirken solche mechanischen Sicherungen?

herbrand Es geht darum, einen Einbrecher so lange wie möglich aufzuhalten. Kölner Wissenschaftlern haben verurteilte Täter ganz offen Auskunft darüber gegeben, wie lange sie es an einem Objekt versuchen. Aus dieser Untersuchung wissen wir: Viele geben nach fünf Minuten auf und suchen sich ein anderes Objekt. Und so lange hält solch ein mechanischer Schutz allemal. Die Ausrüstung mit Pilzköpfen kostet zwischen 350 und 400 Euro pro Fensterflügel.

Wie beurteilen Sie die Wirkung von elektrischen Alarmanlagen?

herbrand Sie sind eine sinnvolle Ergänzung. Wir von der Beratungsstelle vertreten den Grundsatz, dass man sein Haus zunächst mechanisch sichern sollte, danach elektronisch. Hierbei können entweder Einbruchschutzanlagen mit Bewegungsmeldern eingesetzt werden, die jede Regung in den Räumen melden, wenn man nicht zu Hause ist. Falls Sie eine Katze oder einen Hund haben, kommt solch eine Anlage nicht in Frage. Dann müssen sie zu einer Einbruchschutz- und Überfallschutzanlage greifen, die die Außenhaut eines Objektes sichert. Hier brauchen Sie pro Fenster einen Melder für Glasbruch und einen, der den Öffnungswinkel registriert. Bei zehn Fenstern à zwei Melder zu jeweils 150 Euro macht das allein 3000 Euro - nur für die Sensoren. Dann brauchen sie noch eine Zentrale und eine Anbindung an einen Wachdienst. Da kommen rasch größere Summen auf einen zu.

Was zeichnet die Beratung durch die Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Kreises Mettmann aus?

Herbrand Wir kennen mittlerweile die Handschrift vieler Bauträger, die im Kreis Mettmann tätig sind. In Verbindung mit dem Baujahr eines Objektes können wir ziemlich klar einschätzen, wie es um den Einbruchschutz bestellt ist. Da gibt es Bauträger, die Wert darauf legen. Und es gibt solche, die möglichst billig bauen wollen. Der Vorteil bei uns ist halt, dass wir marken-übergreifend beraten und nicht gleich einen Auftrag generieren wollen.

DIRK NEUBAUER STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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