Langenfeld Düsseldorferin gestaltet Kunstwerke aus Kaffeesatz

Langenfeld · Viel zu schade für die Tonne: Eine Düsseldorferin formt aus dem Bioabfall Objekte für die Wohnung.

 Diese Schalen waren früher mal Kaffee. Biologin Carmen Zirngibl vertreibt ihre Werke mittlerweile über das Internet.

Diese Schalen waren früher mal Kaffee. Biologin Carmen Zirngibl vertreibt ihre Werke mittlerweile über das Internet.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es soll ja Menschen geben, die lesen aus dem Kaffeesatz die Zukunft. Bei Carmen Zirngibl funktioniert es umgekehrt: Sie gibt dem Kaffeesatz eine Zukunft. Und stellt ihn auf den Tisch. Oder ins Regal. Die Düsseldorferin formt aus dem Bodensatz, der von jeder Tasse Kaffee übrig bleibt, verblüffend schöne Schalen - mal mit ruppig-rauer, mal mit geölter, streichelglatter Oberfläche, in Kaffeebraun: Kunststücke aus der Biotonne.

Sie ist eine leidenschaftliche Köchin. Eine von der Sorte, die sich nach einem langen Arbeitstag am liebsten bei der Zubereitung eines Essens entspannen. Und da Carmen Zirngibl Vegetarierin ist, produziert sie in ihrem Haushalt jede Menge organischen Müll, der im Garten kompostiert wird. "Ich habe mich viel mit Lebensmittelverschwendung beschäftigt, mit nachhaltiger Lebensweise." So stieß sie auf die Idee des Upcycling, "wobei aus einem Abfallprodukt etwas schönes Neues entsteht". Wesentliche Voraussetzung, um aus einem vagen Wunsch einen konkreten Plan zu entwickeln: Zirngibl, die seit 20 Jahren Personal an Unternehmen aus der Biotech- und Gesundheitsbranche vermittelt, ist Biologin. Sie weiß um die Kreisläufe in der Natur, um Werden und Vergehen. Und so stieß sie auf den Stoff für ihre Objekte: Kaffeesatz.

In der Zeit danach wurde ihre Küche zum Labor. "Ich wollte etwas machen, was eine ähnliche Konsistenz hat wie ein Kuchenteig." Dafür brauchte sie ein natürliches Bindemittel. Also vereinte sie den Kaffeesatz mit alten, zerkleinerten Eierkartons, die sie teils kochte, um die Zellulose zu gewinnen, teils als Schnipselchen untermischte. Die braun-melierte Pampe wurde zu kleinen und großen Schalen modelliert - und wanderte in den Backofen. Bei wie viel Grad? "Wird nicht verraten." So viel Betriebsgeheimnis muss sein.

Nach einigen Experimenten, in denen sich Zirngibl in ihre Zeit als junge Naturwissenschaftlerin im Uni-Labor zurückversetzt fühlte, hatte sie die richtige Rezeptur gefunden. "Die Mischung musste in der Lage sein, den Kaffeesatz so zu binden, dass er zunächst formbar ist und anschließend eine gewisse Härte und Stabilität entwickelt." Das Ergebnis überzeugt längst auch einen wachsenden Kundenstamm, der die Schalen aus Kaffeesatz in ihrem Online-Shop bestellt. Mittlerweile wurde das Sortiment um Lampenschirme erweitert, die auf der Innenseite mit kupfer- oder goldfarbenem Wachs bestrichen wurden - für einen warmen Lichtschimmer.

Ihre Objekte aus der Bio-Tonne sind mittlerweile über Düsseldorfs Stadtgrenzen bekannt.

Dass ihr der Stoff für ihre Schalen ausgeht, muss sie nicht befürchten: Von ihrem italienischen Stammlokal um die Ecke bekommt sie jeden Abend den kompletten Espresso-Abfall.

(RP)
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