Monheim Ein Monheimer macht Politik mit der Klampfe

Monheim · Bastian Wadenpohl versucht sich als gesellschaftskritischer Liedermacher - und reist mit seiner Gitarre durch Deutschland.

 Liedermacher Bastian Wadenpohl hat seine Stimme nach eigenen Worten mit

Liedermacher Bastian Wadenpohl hat seine Stimme nach eigenen Worten mit

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Mit der typischen bürgerlichen Existenz hat Bastian Wadenpohl nicht viel am Hut. So habe er, erzählt der 29-Jährige, fast seinen gesamten Besitz bei Ebay versteigert - von liebgewonnenen Schallplatten über Möbel bis zu elektronischen Kleingeräten. Mit dem Erlös will der Liedermacher nach eigenem Bekunden seine ganz eigene Vorstellung vom Eigenheim und Lebensglück realisieren. Was genau das ist, will er nicht preisgeben.

Mit akkurat getrimmten Hecken, stets gewaschenen Autos und frisch gebohnert Parkettböden dürfte sein Lebensentwurf wohl nicht viel zu tun haben. Vom Konsum- und Besitzdenken der westlichen Gesellschaft, sagt der Monheimer, habe er sich weitgehend verabschiedet. "Ich wage es, gegen den Ernst des Lebens anzukämpfen", fasst er seine Motivation zusammen. "Wie weit mich meine Lieder tragen, wird die Zukunft zeigen."

Der Kauf einer Gitarre vor etwa acht Jahren war sein musikalisches Erweckungserlebnis. Gedichte habe er schon in seiner Jugend geschrieben, erzählt Wadenpohl: "Es lag irgendwie auf der Hand, das eine mit dem anderen zu verbinden." Seitdem musiziert er - und im Laufe der Jahre hat sich der Autodidakt vieles beigebracht. Eine Zeit lang hat er seinen Lebensunterhalt mit Straßenmusik verdient. "Das ist nicht einfach, aber wenn man fleißig ist, kann man davon leben", sagt er. Auch im Sojus 7 stand er schon auf der Bühne.

Auf Demonstrationen und Liedermacher-Festivals tritt Wadenpohl ebenfalls regelmäßig auf - unter anderem auch in Ost- und Süddeutschland. Seine in Heimarbeit eingespielte und produzierte CD "Fürs Dagegen" wurde nach Erscheinen von dem Liedermacher-, Chanson- und Kleinkunstmagazin "Ein Achtel Lorbeerblatt" als CD des Monats ausgezeichnet.

Unter dem Pseudonym "Tetzlaffs Tiraden" ist Wadenpohl meistens unterwegs. Seine Lieder versteht er als ernst gemeinte Gesellschaftskritik - allerdings "ohne erhobenen Zeigefinger", wie er betont. "Meine Texte sind humorvoll, aber oft auch zynisch oder sarkastisch." Er sei sich durchaus bewusst, dass Lieder nicht die Welt verändern, "aber sie können zumindest Sorgen und Nöte artikulieren, die oft zu kurz kommen."

Die Marktmacht von Konzernen und die damit einhergehende Aushöhlung der Demokratie, die Außenpolitik der USA, Ungerechtigkeiten im Arbeitsmarkt, aus den Fugen geratende soziale Balance - für linke Liedermacher sind die aktuell politisch turbulenten Zeiten ein unerschöpflicher Quell der Inspiration. Wadenpohl greift die schwierigen Themen gerne auf und komponiert "musikalische Stolpersteine", wie er es nennt.

Der 29-Jährige sieht sich selbst in der Tradition etwa eines Franz Josef Degenhardt. "Ich will mit meinen Liedern aber auch unterhalten. Es ist nicht alles sperrig. Manche Texte und Melodien sind eher eingängig und seicht." Letzteres trifft auf seine raue Stimme eher nicht zu, die "mit viel Tabak und Dornfelder" geformt wurde, wie er es umschreibt. Markant ist sie aber allemal.

"Wenn ich in fünf Jahren noch das machen kann, was ich jetzt mache, habe ich viel richtig gemacht", meint der Musiker. "Eigentlich will ich nicht viel mehr, als mit meiner Gitarre durch das Land ziehen und Lieder singen. Und wenn das jemandem gefällt - umso besser."

(dora)
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