Hilde Neyer-Lauer "Ein Weltladen mit Schaufenster wäre toll"

Langenfeld · "Fairer Handel - mehr als Kaffee" lautete gestern das Motto einer Probieraktion im Langenfelder Weltladen St. Josef.

 Hilde Neyer-Lauer, im Hauptberuf Erzieherin, engagiert sich seit gut 16 Jahren im Weltladen St. Josef.

Hilde Neyer-Lauer, im Hauptberuf Erzieherin, engagiert sich seit gut 16 Jahren im Weltladen St. Josef.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld Die Frauen vom Weltladen St. Josef nennen es "fair gehandelt". Gemeint sind Produkte, deren Erzeuger in den Entwicklungsländern mehr von dem Kuchen abbekommen, den der Verkauf der fertigen Ware an den Endverbraucher am Ende abwirft. Mehr jedenfalls als bei den üblichen Handelsbeziehungen zwischen "Erster" und "Dritter" Welt. Gestern veranstalteten Hilde Neyer-Lauer (53) und die anderen vom Weltladen-Team eine Verkostungsaktion zur "Fairen Woche". Unter dem Motto "Fairer Handel - mehr als Kaffee" konnten die Kunden nicht nur den Bohnentrunk, sondern auch Tee, Orangenlimo und andere Leckereien probieren. Außerdem gab's Rezeptbroschüren und Infos zu neuen Produkten.

Supermärkte führen bis zu 11.000 Artikel. Wie viele hat der Weltladen St. Josef im Sortiment?

Neyer-Lauer Das ist schwierig zu sagen, ich schätze wir bieten ca. 200 verschiedene Artikel in unserem Laden an. Sehr gut verkaufen wir Genussmittel wie Kaffee, Tee, Wein, Schokolade und diverse Süßwaren wie getrocknete Mangos, leckere Kekse und Konfiserieartikel. Die meisten Lebensmittel werden biologisch angebaut, also ohne Giftstoffe. Wir bieten eine große Auswahl an hochwertigen Ledertaschen, Schmuck und Dekoration der Jahreszeit entsprechend.

Wenig Auswahl, höhere Preise - ist Einkaufen im Weltladen ein Akt der Barmherzigkeit?

Neyer-Lauer Nein, es geht um Lohngerechtigkeit, ohne Ausbeutung oder Almosen. Dass die Menschen in ihrem Land von ihrem Lohn leben können und die Möglichkeit haben, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Wie muss man sich den typischen Weltladen-Kunden vorstellen?

Neyer-Lauer Bewusste Menschen, die Wert auf Qualität und Gerechtigkeit legen.

Für eine gerechte Weltordnung ist jeder. Aber wenn es ums Einkaufen geht, ist für viele doch eher Geiz geil. Können Sie verstehen, dass Menschen, die den Euro zweimal umdrehen müssen, eher zum Discounter gehen als zu Ihnen?

Neyer-Lauer Natürlich, aber auch bei uns gibt es das ein oder andere Angebot.

Seit wann gibt es den Weltladen St. Josef?

Neyer-Lauer Der Weltladen wurde vor zirka 34 Jahren von der Katholischen Jugend mit Unterstützung des damaligen Gemeindereferenten, Herrn Bender, gegründet.

Was hat sich seither beim Sortiment verändert?

Neyer-Lauer Es ist wesentlich umfangreicher geworden, und die Produkte besitzen eine höhere Qualität. Die Kooperationspartner erhalten Beratung, welche Produkte auf dem Markt nachgefragt werden.

Wie groß ist Ihr Weltladen-Team?

Neyer-Lauer Im Moment besteht unser Team aus 17 Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Die meisten sind bereits im Rentenalter. Wir freuen uns über Unterstützung und haben kürzlich über die Agentur des Ehrenamtes der Stadt ein weiteres Mitglied geworben.

Woher beziehen Sie die Waren?

Neyer-Lauer Über unsere Fair-Handelspartner. Das sind die Firmen Gepa, El Puente und DWP.

Was macht der Weltladen noch außer verkaufen?

Neyer-Lauer Wir informieren bei Ausstellungen und an Verkaufsständen, zum Beispiel beim Pfarrfest, in der Bücherei oder auf dem Wochenmarkt.

Wenn Sie einen Weltladen 2020 gestalten dürften - wie sähe der aus?

Neyer-Lauer Schön wäre ein größerer Laden mit Schaufenster im direkten Zentrum, mit Laufkundschaft, vielen Kolleginnen und so mit längeren Öffnungszeiten.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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