Rp-Serie Kuriose Orte (3) Einmannbunker: Mahnmal für Luftkrieg

Langenfeld · Unsere Serie stellt ungewöhnliche Orte aus der Region vor. Heute geht es um einen Bunker für nur eine Person.

 Die Schutzzelle für Lokführer und Heizer ist heute in dem wuchernden Grün kaum noch zu erkennen.

Die Schutzzelle für Lokführer und Heizer ist heute in dem wuchernden Grün kaum noch zu erkennen.

Foto: Miserius Uwe

Leverkusen Die Bahn-Werkstätten Leverkusen-Opladen waren im Zweiten Weltkrieg eines der Hauptziele für alliierte Luftangriffe. Allein von Dezember 1944 bis März 1945 fielen 236 Bomben auf das Werk neben dem Bahnhof Opladen. Geschützt haben sich Bahn-Mitarbeiter auch durch "Einmannbunker". Ein solches aus heutiger Sicht seltsames Kriegsrelikt steckt an der Werkstättenstraße in der Erde. Gerade einmal die kleine Kuppel ist zu sehen, wucherndes Grün bedeckt langsam das inzwischen als Denkmal eingetragene Betonteil.

Die 1903 eröffneten Bahnwerkstätten Opladen sind längst Geschichte. Ende 2003 schloss die Deutsche Bahn das Werk. Auch eine Folge der Wiedervereinigung. Der Widerstand der Belegschaft, zu dem ein spektakulärer Hungerstreik und viele Politikerbesuche zählten, nutzte nichts. Heute ist das ehemalige Areal eines der größten Infrastrukturprojekte in Nordrhein-Westfalen. Die städtische Gesellschaft "Neue Bahnstadt Opladen (NBSO)" organisiert seit 2008 die Neunutzung der 72 Hektar großen Fläche, auf der vor allem Wohnhäuser für bis zu 1300 Bewohner, Gewerbebetriebe und der Campus Leverkusen der Technischen Hochschule Köln (früher Fachhochschule) realisiert werden. Die Bahnstadt-Gesellschaft bewegt dabei bis 2020 ein Volumen von 120 Millionen Euro.

 Der denkmalgeschützte Einmannbunker auf dem ehemaligen Bahngelände Opladen (heute an der Werkstättenstraße 19): Von hier beobachteten Bahner bei Luftangriffen die Hauptgleise und den Bahnhof, um bei Bränden frühzeitig die Feuerwehr alarmieren zu können. Der Bunker war hier aus Schutzgründen zu zwei Drittel im Erdreich versenkt. Die Zelle hat vier Sehschlitze und einen Durchmesser von etwa 1,10 Meter.

Der denkmalgeschützte Einmannbunker auf dem ehemaligen Bahngelände Opladen (heute an der Werkstättenstraße 19): Von hier beobachteten Bahner bei Luftangriffen die Hauptgleise und den Bahnhof, um bei Bränden frühzeitig die Feuerwehr alarmieren zu können. Der Bunker war hier aus Schutzgründen zu zwei Drittel im Erdreich versenkt. Die Zelle hat vier Sehschlitze und einen Durchmesser von etwa 1,10 Meter.

Foto: Uwe Miserius

Der Einmannbunker an der Werkstättenstraße 19 liegt wenige Fußminuten vom Bahnhof Opladen entfernt, ist aber auch mit dem Auto gut zu erreichen. Gleich nebenan steht das ehemalige Bahn-Feuerwehrgebäude (wird heute vom Architekturbüro Rotterdam Dakowski genutzt).

Der kleine "Bunker" wurde im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungsposten genutzt, heißt es im Denkmal-Gutachten der Stadt Leverkusen. Die Bahner konnten von dem Betonbunker aus den etwas tiefer gelegenen Bahnhof und die Hauptgleisstrecken gut überblicken. Noch während der Fliegerangriffe waren so Brände schnell an die Feuerwehrwache gemeldet. Eine gefährliche Aufgabe: Die "Schutzzellen" galten nur als splitter- und trümmersicher. Ein Nah- oder Bombenvolltreffer hätte den Einmannbunker zerstört.

Die Schutzzellen verfügten über eine Einstiegsluke und zusätzlich über einen Notausstieg. Sie waren schon vor 1939 entwickelt und zu Tausenden produziert worden. Anfangs aus Stahl, dann aus Beton. Stahl wurde aber später für die Waffenproduktion benötigt.

Nach dem Krieg mussten diese Zellen (im Behördendeutsch: "Behelfsmäßiger Schutzraum für Einzelpersonen": BSE) unbrauchbar gemacht werden. Um die Demilitarisierungsvorschriften zu erfüllen, wurden die Türen aus den Zellen herausgerissen. In anderen Fällen unterhöhlte man die Fundamente der Minibunker soweit, dass sie umkippten und mit Erde bedeckt werden konnten.

Eine radikale Methode war das Sprengen. Um Sprengstoff zu sparen, wurde die abgedichtete Zelle mit Wasser gefüllt. So verteilte sich die Druckwelle relativ gleichmäßig und zerstörte den Beton.

(RP)
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