Langenfeld Erste Flüchtlinge wohnen im Neubau

Langenfeld · Die für 2,4 Millionen Euro errichtete Unterkunft Winkelsweg/Industriestraße mit 150 Plätzen ist in Betrieb.

 Zwei Zimmer haben Abdullah Mohammed und Samira mit ihren Kindern Rabia (l.), Lave und Tolay (nicht auf dem Bild) für sich.

Zwei Zimmer haben Abdullah Mohammed und Samira mit ihren Kindern Rabia (l.), Lave und Tolay (nicht auf dem Bild) für sich.

Foto: rm-

Rundum glücklich wirkt die syrische Familie nicht. Dazu waren die Erlebnisse und ist das aktuelle Kriegsgeschehen in ihrem Heimatland zu schlimm. Aber Abdullah Mohammed (32) und Samira Husseini (27) sind froh, dass sie mit ihren Kindern Rabia (7), Tolay (6) und Lava (1) jetzt zwei Zimmer für sich haben; und die zuvor in einer Leichtbauhalle vermisste Privatsphäre. Die junge Familie gehört zu den ersten Flüchtlingen, die in den Neubau für 2,4 Millionen Euro auf dem Eckgrundstück Winkelsweg/Industriestraße eingezogen sind. "Wir sind den Deutschen sehr dankbar, dass sie uns nach unserer Flucht 2015 aufgenommen haben und hier helfen", sagt die 27-Jährige, weil sie das dem Besucher unbedingt so mitgeben will.

"Wir haben hier 150 Plätze in 52 Zimmern, dazu gemeinsame Küche, Wasch- und Sanitärräume", sagt Sozialamtsleiter Holger Hammer bei einem Rundgang. Die Aufteilung sei flexibel. Zimmer können einzeln belegt, aber für Familien auch untereinander verbunden werden. Bis jetzt sind nach Hammers Angaben 45 Asylbewerber einquartiert worden, die zuvor in einer Leichtbauhalle untergebracht waren. "Es sind alles Familien, aus Syrien, Afghanistan, auch aus der Mongolei." Die Einzelzimmer seien vorrangig für Flüchtlinge gedacht, die nach traumatischen Erlebnissen oder aus gesundheitlichen Gründen in einer Halle Probleme hätten.

863 Asylbewerber wohnen nach Angaben der städtischen Beigeordneten Marion Prell aktuell in Langenfelder Gemeinschaftsunterkünften. Seit dem Sommer sei diese zuvor von 839 auf 704 geschrumpfte Zahl durch vom Land neu zugeteilte Flüchtlinge zwar wieder angestiegen, doch im Oktober seien noch keine weiteren Asylbewerber nach Langenfeld gekommen. Inwieweit sich das wieder ändert, lässt sich laut Prell derzeit nicht abschätzen. "Auf alle Fälle haben wir ausreichend Kapazitäten geschaffen." Zusätzlich zu den ursprünglichen Übergangsheimen, zur Wiescheider Bürgerhalle, Turnhalle Am Hang und umgebauten LVR-Klinikgebäuden stünden in den beiden Containergebäuden an der Theodor-Heuss-Straße, demnächst in einem weiteren an der Albert-Einstein-Straße sowie in vier Leichtbauhallen am Winkelsweg, Bahn- und Haus Gravener Straße ausreichend freie Betten bereit.

Ein Bett und ein Dach über dem Kopf ist das Eine, sich einzuleben und zurechtzufinden das Andere. Im Neubau schauen zwei Hausmeister nach dem Rechten, außerdem helfen zwei Honorarkräfte etwa bei Behördengängen. Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe Langenfeld sind aktiv. Zu letzteren gehört Brigitte Greiling-Pohl, die sich in der fünfköpfigen syrischen Familie vor allem um Sohn Rabia kümmert, der zur Schule geht. Sie hilft bei den Hausaufgaben, hält Kontakt zu den Lehrern und ebenso zum Kindergarten, den Tochter Tolay besucht. Die vor ihrer Flucht im November 2015 als Gartenbauer, beziehungsweise Krankenschwester tätigen Eltern verdienen sich in Langenfeld durch Putzen und Waschen in den Gemeinschaftsräumen etwas dazu. Abdullah Mohammed: "Und wir lernen Deutsch."

(mei)
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