Kreis Mettmann Erwerb der Fahrlizenz ist aus der Mode gekommen

Kreis Mettmann · Fahrschulen kämpfen um ihre Existenz.

Zum Zeichen der Volljährigkeit gehörte für junge Leute nicht allein, sein Kreuzchen bei Wahlen machen zu dürfen. Genauso wichtig war es, pünktlich zum 18. Geburtstag den Führerschein in den Händen zu halten. Das war ein Zeichen des Erwachsenseins. Das Mobilitätsverhalten hat sich massiv verändert, weiß Fahrschulbesitzer Taner Kacemer: "Die Affinität zum Auto hat vielfach nachgelassen." Stadtmenschen klagen, es gäbe eh keine Parkplätze, die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sei gut - wofür also ein eigenes Auto durch das zunehmend strapaziöser werdende Verkehrschaos chauffieren?

Taner Kacemer, seit sechs Jahren Fahrlehrer, will allerdings nicht klagen: "Wir haben gut zu tun." Das mag auch daran liegen, dass die Jugend der Vororte gerne per Auto in die Großstädte reist. Außerdem sind der 38-jährige Ratinger mit türkischen Wurzeln und seine sechs Mitarbeiter werbetechnisch aktiv in eigener Sache: Sport- und Sonderveranstaltungen zum Beispiel, die potenzielle Kunden besuchen, sponsert die Fahrschule. Weiterer Wettbewerbsvorteil: Taner Kacemer unterrichtet in den Sprachen Deutsch, Englisch und Türkisch. "70 Prozent unserer Fahrschüler sind Deutsche, 90 Prozent deutschsprachig." Und vielleicht kommen mit den Flüchtlingen weitere Fahrschüler. Denn: Wer ein Auto lenken kann, hat beruflich wesentlich mehr Chancen, wie der deutsche Fahrlehrerverband weiß. Das gilt für Taxifahrer, Paketzusteller und Pizzaboten ebenso wie alle Außendienstler oder Handwerker. Seine ersten Schüler, die jenseits des deutschen Schilderwaldes das Fahren gelernt haben, hatte er bereits. "Die fahren ganz anders", und zwar oft nach dem Prinzip des Stärkeren oder Schnelleren. "Im Theorieunterricht müssen sie die hier geltenden Regeln lernen, in der Praxis gewöhnen wir ihnen den Kontrollblick für alle anderen an", Radfahrer und Fußgänger inklusive.

(RP)
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