Langenfeld/Monheim Es gibt zu wenige Lehrstellen im Kreis

Langenfeld/Monheim · Auf 69 Ausbildungsplätze kommen 100 Bewerber. In Langenfeld und Monheim sind noch 226 Lehrstellen unbesetzt.

Mit 69 gemeldeten Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber zeigt sich die Wirtschaft im Kreis Mettmann in der Nachwuchsarbeit deutlich zurückhaltend. Für Deutschland liegt der Durchschnitt bei einem Verhältnis von 85 Stellen auf 100 Bewerber. Marcus Kowalczyk, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, bemühte sich gestern bei der Vorlage der Halbzeit-Zahlen am Ausbildungsmarkt dennoch, ein positives Bild zu zeichnen. Die Arbeitgeber hätten mehr Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahr. Allerdings kletterte auch die Zahl der Bewerber.

Und so bleibt für die Arbeitsagentur, die Industrie- und Handelskammer und die Kreishandwerkerschaft noch viel zu tun in den nächsten Wochen und Monaten, so Kowalczyk: "Jeder Jugendliche, der nicht im Kreis ausgebildet wird, wird in der Zukunft fehlen." Dass es auch anders ginge, zeigen die Ausbildungszahlen der Nachbarstädte und -regionen. Bei den zugleich vorgelegten Arbeitslosenzahlen für den März 2016 blieb der Frühjahrsschwung aus. Die Arbeitslosenquote liegt bei konstant 6,6 Prozent, es waren 75 Menschen mehr ohne Job als noch im Februar. 17.004 Frauen und Männer waren als arbeitslos gemeldet. Das sind 518 Personen weniger als im März des Vorjahres. 1685 Langenfelder und 1669 Monheimer suchten laut Arbeitsagentur Ende März einen Job. Die Arbeitslosenquote liegt in Langenfeld wie im Februar bei 5,3 Prozent. In Monheim stieg sie in diesem einen Monat von 7,5 auf jetzt 7,7 Prozent. In den aktuellen Sozialstatistiken sind die ersten anerkannten Asylbewerber angekommen. Sie werden in den kommenden Jahren das Gefüge am Ausbildungs- und am Arbeitsmarkt verändern. Den Unternehmen wird durch die neuen Nachfrager der von vielen vorhergesagte Bewerber-Markt in krasser Ausprägung erspart bleiben. Junge Talente werden nicht - wie vorhergesagt - huldvoll ihren Ausbildungsplatz festlegen können. Bis allerdings jemand aus Syrien mit einer unvollständigen und nicht automatisch kompatiblen Ausbildung in Deutschland vermittelbar sein wird, wird es noch einige Zeit dauern. Grundsätzlich aber beobachtet Arbeitsagenturchef Kowalczyk: "Wer unter hohen persönlichen Risiken geflohen ist und dafür eventuell sogar Geld bezahlt hat, der will unbedingt arbeiten."

Während der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerker, Martin Lindemann, an seine Handwerkskollegen appellierte, Ausbildungsplätze früher zu melden und beherzter aufzutreten und während Norbert Woehlke zum Azubi-Speeddating einlud, stand bei der gestrigen Präsentation der aktuellen Zahlen in Ratingen Phil Petersmann (20) daneben und lauschte interessiert. Der Azubi im zweiten Lehrjahr darf sich demnächst in der Wülfrather Satellitenfiliale von McDonald's als Teamleiter bewähren. "Fachmann für Systemgastronomie" lautet die Überschrift zu seiner insgesamt dreijährigen Ausbildung. Zusammen mit der auf zwei Jahre angelegten Fachkraft für Systemgastronomie steht die Kombination aus Verkauf, Hygiene, Gastro-Fachwissen und Betriebswirtschaft in der Beliebtheit auf Platz 30 der insgesamt 350 Ausbildungsberufe. "Nach einem Praktikum wusste ich, dass das etwas für mich ist." Längst hat sich die Kette vom Dunst der Ausbeuterei befreit. Wer hier lernt, so Franchise-Unternehmer Marcus Prünte, kann schnell aufsteigen und findet weltweit Jobs.

Derzeit gibt es laut Arbeitsagentur noch 1166 offene Ausbildungsstellen im Bezirk Mettmann. In Langenfeld und Monheim seien noch 226 unbesetzt. Unter anderem könnten sich junge Leute in diesen beiden Städten noch noch in den Bereichen Rohstoffgewinnung und Fertigung, Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus, Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung ausbilden lassen. In der benachbarten Geschäftsstelle Hilden/Haan seien noch 271 Lehrsstellen frei, in Erkrath/Mettmann weitere 183.

(RP)
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