Langenfeld/Monheim Euro-Krise: Gold ist der Renner

Düsseldorf · Überwiegend besonnen reagiert das Gros der Bürger auf die aktuelle Krise der Gemeinschaftswährung. Nur ganz vereinzelt wurden bislang Konten geräumt. Allerdings steigt die Nachfrage nach Gold, Franken und Kronen.

Die Kursentwicklung des Euro seit der Einführung 1999
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Foto: AFP

So hat Andreas J. seinen Vater Klaus selten erlebt. Nervös. Unsicher. Per Telefon wies der Asien-Urlauber seinen Sohn im fernen Rheinland an, "sofort zur Bank zu gehen", alle Guthaben abzuräumen und mit dem Geld schnell einige Rest-Darlehen zu tilgen sowie ein überzogenes Girokonto auszugleichen. "Er hatte Panik, weil selbst ernannte Insider vor Ort und im Internet verbreitet hätten, ein Währungsschnitt stehe in Deutschland unmittelbar bevor", erzählt sein Sohn. Auftragsgemäß befolgte der junge Mann, der unter anderem in Reusrath als freiberuflicher Tanzlehrer arbeitet, die Anweisungen seines Vaters — begleitet von leicht mitleidigem Stirnrunzeln der Bankangestellten.

Keine Rückkehr zur D-Mark

"Wir werden auch in fünf Jahren noch mit dem Euro bezahlen", sagen Dirk Abel, Boss der Langenfelder Stadtsparkasse, und sein Kollege Thomas Strippel, Leiter der Deutschen Bank an der Hauptstraße, übereinstimmend. Eine Rückkehr zur D-Mark halten sie für mehr als unwahrscheinlich. Genauso wie eine bald davon galoppierende Inflation. Ihre Botschaft: Niemand hat derzeit Grund, sein Konto leer zu räumen. Allerdings spüren die Chefbanker die aktuelle Verunsicherung auch im Tagesgeschäft. "Gold ist jetzt der absolute Renner", sagt Abel. Und auch bei Strippel lautet die meist gestellte Anleger-Frage dieser Tage: "Soll ich meine Aktien verkaufen und dafür Gold kaufen?" Allerdings warnen die Fachmänner vor verkürzten Schlussfolgerungen. Denn Gold werfe — anders als beispielsweise höherwertige Immobilien — keine Rendite ab, und sei zudem hoch spekulativ. "Wer genug Geld für eine umfassende und ausgewogene Vermögensbildung hat, kann neben klassischen Anlageformen wie Wertpapieren und Immobilien um die zehn Prozent seines Geldes in Edelmetallen anlegen", gibt Abel einen realistischen Korridor vor.

Ruhe bewahren — so lautet auch bei Bernhard Schwarz, Chef der Monheimer Raiffeisenbank, die Devise. Entscheidend sei jetzt ein international abgestimmtes Maßnahmenbündel, mit dem verloren gegangenes Vertrauen zurückerobert werden müsse. "Verbindliches Sparen, Schuldenabbau und strenge Sanktionen für all jene, die sich an die neuen Regeln partout nicht halten", so lautet für den Banker das Gebot der Stunde. Mit gemischten Gefühlen sieht er die kontrovers diskutierten Varianten einer Finanzmarktsteuer, für die sich nun offenbar auch die Bundesregierung einsetzten will. "Sicher müssen Wege gefunden werden wie die Finanzwirtschaft an der Bezahlung der bereits entstandenen Schäden beteiligt werden kann. Freilich, so Schwarz, gebe es ,die Banken' ebenso wenig wie ,die Politik'. "Keine genossenschaftliche Bank hat seit Ausbruch der Krise 2008 irgendwelche staatlichen Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Auch nicht unsere großen Dach-Institute", gibt der Raiffeisenbank-Chef zu Bedenken. Auch Deutsche Bank-Mann Strippel wäre ein Finanzsektor-Stabilisierungsfonds, in den die Banken der EU bis zu 150 Milliarden Euro einzahlen sollen, lieber als eine pauschale Besteuerung von Bankgeschäften. Den Euro selbst hält er für alternativlos. Dafür sprächen neben ökonomischen Fakten (eine super-starke D-Mark würde den Export erschweren und damit die Wirtschaft bremsen) auch die politische Dimension. "Die hohe integrative Kraft einer Gemeinschaftswährung für Europa kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."

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(RP)
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