Monheim/Langenfeld Fahrschule übt Verhalten bei Gewalt

Monheim/Langenfeld · Hinterm Steuer neigen viele Menschen zu Wut und Aggression. Kursus zeigt, wie man sich hiergegen schützen kann.

 Im Anti-Road-Rage-Kursus zeigen Sascha Klees (l.) und Joe Mann (m.) Julia (r.), wie sie sich aus dem Würgegriff befreien kann.

Im Anti-Road-Rage-Kursus zeigen Sascha Klees (l.) und Joe Mann (m.) Julia (r.), wie sie sich aus dem Würgegriff befreien kann.

Foto: MATZERATH

Julia wird gewürgt, von einem Mann, deutlich größer und schwerer als sie selbst. Eigentlich hat die 21-Jährige kräftemäßig keinerlei Chance gegen den Gewalttäter und doch schafft es Julia mit nur einer gezielten Bewegung, sich zu befreien: über die Schulter von hinten nimmt sie Schwung mit dem rechten Arm und schlägt ihn zwischen die beiden Hände des Angreifers. "Super gemacht, Julia", lobt Wing-Tsjun- Trainer Joe Mann. "Das musst du jetzt regelmäßig üben, damit du es für eine eventuelle tatsächliche Gefahrensituation verinnerlicht hast."

Julia ist Teilnehmerin eines Anti-Road-Rage-Kurses, entwickelt von Sascha Klees in Kooperation mit der Langenfelder Wing-Tsjun-Akademie. Sascha Klees betreibt seit zehn Jahren die Fahrschule "Orange Drive" in Monheim. "Ich erlebe es täglich mehrfach: Die Aggression unter Autofahrern nimmt stetig zu. Für mich als Fahrlehrer ist daher eine Schulung über den richtigen Umgang mit dieser Wut ein zwingend notwendiger Bestandteil einer guten Fahrschulausbildung."

Gemeinsam mit der Wing-Tsjung-Akademie Langenfeld hat Klees den Anti-Road-Rage-Kursus entwickelt. In fünf Einheiten à 60 Minuten lernen die Schüler nun, wie man sich am Besten im Falle der verschiedensten Auseinandersetzungen schützt. "Natürlich", erklärt Trainer Jo Mann, "ist es immer gut, wenn man sich bei einem verbalen Streit entschuldigt, selbst wenn man eigentlich im Recht ist. Zum Beispiel, wenn man sich um eine Parklücke streitet. Das wirkt deeskalierend und man kommt glimpflich davon." Was aber, wenn jemand in seiner Wut nicht mehr zu stoppen ist? "Wenn ihr seht, dass ein wütender Autofahrer auf euch zukommt, ist es wichtig, dass ihr Türen und Fenster von innen verriegelt. Dieser Mensch hat dann meistens den Bereich der rationalen Kommunikation bereits hinter sich gelassen", erklärt Mann. Die vorwiegend jungen Teilnehmerinnen hören aufmerksam zu. "Was aber, wenn ihr keine Chance habt, einer körperlichen Auseinandersetzung zu entkommen? Dann müsst ihr euch selbst verteidigen können."

Joe Mann holt Teilnehmerin Samantha zu sich in die Mitte. "Ich ziehe dir jetzt an den Haaren", warnt er vor, Samantha ist ihm ausgeliefert. "Wenn du jetzt aber deine beiden Hände nimmst, sie über meine greifende Hand stülpst, kannst du währenddessen mit dem Knie zutreten und mich so außer Gefecht setzen." Samantha begreift schnell, auch die anderen trainieren die neu erlernte Selbstverteidigungsübung unzählige Male. "Richtig so, Laura", lobt der Trainer, verbessert an einigen Stellen, rät den Teilnehmern, ruhig beherzter zuzugreifen, um authentischer üben zu können.

Alle sind mit vollem Körpereinsatz dabei. "Diese Übungen sind gerade für junge Frauen generell sinnvoll. Alleine das Wissen darum, dass ich mich in gefährlicher Situation verteidigen könnte, schafft oft schon ein ganz anderes Auftreten", findet Klees und wirkt zufrieden. "Ich sehe, alle haben Spaß, das ist auch wichtig und ich bin mir sicher, dass diese Kurse Schule machen werden. Ohne wird es über kurz oder lang nicht mehr gehen - leider."

(dani)
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