Langenfeld Film zeigt jüdische Spuren in Langenfeld

Langenfeld · Der als Abteilung der Volkshochschule gegründete Filmkreis arbeitet an einer zweiteiligen Dokumentation über Geschichte und Schicksale Langenfelder Juden. Anfang 2015 soll die Uraufführung sein.

 Der Filmkreis

Der Filmkreis

Foto: Sammlung Günter Schmitz (2)/rm-

Sie drehen und bearbeiten Familien- und Urlaubsfilme, hin und wieder erstellen sie auch gemeinsam Animationsfilme und dokumentieren mit ihren Kameras Langenfelder Ereignisse. Seit Anfang des Jahres arbeiten zehn Mitglieder des von Max Heribert Gierlichs (75) geleiteten Filmkreises an ihrem bislang aufwendigsten Gemeinschaftsprojekt: einem zweiteiligen Dokumentarfilm über die Geschichte und das Leben der Juden in Langenfeld. "Er beginnt mit der Errichtung des jüdischen Friedhofs vor mehr als 200 Jahren und endet mit dem Erlöschen der jüdischen Gemeinde in Langenfeld während des Nationalsozialismus", sagt Gierlichs. Auch Schicksale der von den Nazis deportierten und umgebrachten jüdischen Langenfelder nehmen breiten Raum ein.

Dabei stützt sich der Filmkreis auf die langjährige Forschungsarbeit des pensionierten Schulrektors Günter Schmitz (74). Eine der von ihm ausgegrabenen, erschütternden Lebensgeschichten ist die von Edith Meyer. Sie wurde 1920 als Tochter von Max und Rosa Rebekka Meyer in Langenfeld geboren, besuchte die Marienschule in Opladen und lernte 1938 ihren späteren nicht-jüdischen Bräutigam Heinrich Heinen kennen. 1941 sei sie ohne ihre Eltern ins Ghetto von Riga deportiert worden, fand Schmitz heraus. Ihr Verlobter befreite sie im April 1942. Beim Versuch, illegal über die Grenze in die Schweiz zu gelangen, wurde das Paar im Juli 1942 in Feldkirch verhaftet. Heinrich Heinen gelang der Ausbruch und er wollte Edith befreien. "Aber sie war bereits nach Innsbruck gebracht worden, von wo aus sie dann nach Auschwitz deportiert wurde", berichtet Schmitz. "Dort verliert sich ihre Spur." Ihr Verlobter Heinrich war da schon tot - erschossen auf der Flucht. Ediths Eltern wurden ins KZ Theresienstadt deportiert, wo Mutter Rosa Rebekka umgebracht wurde. Vater Max Meyer, der einst das Langenfelder Warenhaus am Ganspohl betrieben hatte, überlebte das KZ und starb 1955.

"Ohne das Wissen von Günter Schmitz und das von ihm zur Verfügung gestellte Bildmaterial wäre unser Projekt kaum zustande gekommen", sagt Gierlichs. Ursprünglich habe er nur eine Dokumentation des alten jüdischen Friedhofs an der Klosterstraße im Sinn gehabt, dessen Erscheinungsbild er mit der Kamera festhalten wollte. "Im Filmkreis haben wir die Idee dann immer mehr ausgeweitet, zunächst auf die jüdische Begräbniskultur und schließlich auf die gesamte Geschichte der Juden in Langenfeld."

Das zehnköpfige Team teilte sich in Arbeitsgruppen auf, entwarf ein Drehbuch, beschaffte in Abstimmung mit Schmitz die benötigten Film- und Fotoaufnahmen. "Außerdem haben wir vor laufender Kamera Zeitzeugen interviewt", sagt Gierlichs. Die vor zwei Monaten gestorbene Erika Keisinger-Monjau erzählte etwa über Einkäufe im Warenhaus Meyer und erinnerte sich an ehemalige jüdische Mitbürger, auch Gerhard Pröpper kommt zu Wort. "Außerdem haben wir einen Düsseldorfer Rabbiner gewonnen, der die jüdische Begräbniskultur erläutert." Erst nachdem alles zusammengetragen war, habe der Filmkreis in Zweierteams mit der mühevollen Schnittarbeit begonnen. "Dabei müssen nun die umfangreichen Bildaufnahmen bearbeitet und animiert werden." Der erste Teil der Dokumentation über den Friedhof und die Begräbniskultur soll etwa 15 Minuten lang sein, der zweite Teil über Schicksale ausgewählter Familien 30 Minuten.

Günter Schmitz äußerte sich erfreut darüber, dass der Film Erkenntnisse seiner eigenen, jahrzehntelangen Forschungsarbeit aufgreift. Der 74-Jährige selber sieht nun die Zeit für ein eigenes Buch gekommen. Mehr als 500 Namen von Juden aus Langenfeld und mehr als 400 aus Monheim sollen darin aufgelistet werden, dazu Bilder und Texte. "Meine Recherchen in Archiven und im Internet sind jetzt weitgehend abgeschlossen."

(RP)
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