Langenfeld/Monheim Firmen wappnen sich gegen Netzausfälle

Langenfeld/Monheim · Die Beschädigung einer Glasfaser-Leitung am Montag hat deutlich gemacht, wie abhängig Unternehmen inzwischen vom Internet sind. Tausende Betriebe und Haushalte in Langenfeld und Monheim waren stundenlang unerreichbar.

 Die Langenfelder Stadtwerke verlegen nach Angaben ihres Leiters Kersten Kerl (Bild) beim Aufbau des eigenen Glasfasernetzes die Kabel nach einem Ringsystem mit Umleitungsmöglichkeiten.

Die Langenfelder Stadtwerke verlegen nach Angaben ihres Leiters Kersten Kerl (Bild) beim Aufbau des eigenen Glasfasernetzes die Kabel nach einem Ringsystem mit Umleitungsmöglichkeiten.

Foto: Matzerath, Ralph

Am Montag waren Langenfeld und Monheim von einer lang anhaltenden Störung des Telekom-Festnetzes betroffen. Bei der Schukat electronic GmbH haben die zusätzlich in die Rechner-infrastruktur eingebauten technischen Ressourcen geholfen, größeren Schaden abzuwenden. "Denn wir sind inzwischen sehr vom Internet abhängig", sagt Geschäftsführer Bert Schukat. Das Unternehmen erhält 20 bis 30 Prozent seiner Aufträge über das Internet, vor fünf Jahren lag der Anteil noch bei fünf Prozent. "Wir haben daher mehrere Server und Stromversorgungssysteme - wenn ein Bein ausfällt, trägt das andere", sagt Schukat. Das Internet habe funktioniert, weil bei einem Ausfall des eines Knotenpunktes über einen anderen Provider ein anderer angesteuert werden kann, sagt der IT-Beauftragte Udo Nowakowski. Denoch hätten gut 15 bis 20 Prozent der Kunden Schukat über das Festnetz nicht erreicht - ein potenzieller Auftragsausfall.

Auch das immer mehr auf moderne Medien setzende Otto-Hahn-Gymnasium liefert sich nicht völlig dem Internet aus. Bei einem Ausfall würde man einfach wieder auf Tafel und Overhead-Projektor zurückgreifen, sagt Dr. Hagen Bastian. "Trotz Smart-Boards haben wir die Tafeln meist hängen gelassen."

Für seine Kunden war auch der Energieversorger Mega am Montag telefonisch nicht erreichbar. Ebensowenig konnten Daten für die Stammdatenverwaltung eingepflegt werden, die von einem Kölner Rechenzentrum verarbeitet werden. Den Kunden, die das Kundencenter aufsuchten, konnte vielfach nicht geholfen werden, da kein Zugriff auf die Datenverarbeitung möglich war, berichtet Sprecher Werner Geser. "Wenn unser neues Glasfasernetz fertig ist, sind wir von anderen Anbietern unabhängig." Gegen Kabelbeschädigungen bei Bauarbeiten sei aber auch die Mega nicht gefeit.

Bei den Langenfelder Stadtwerken war "nur" das Kundenzentrum gegenüber dem Rathaus betroffen. "Zwei Drittel des Tages konnten wir keine Fragen der Kunden beantworten", sagt Geschäftsführer Kersten Kerl. Die "Marktkommunikation" von der Zentrale im Gewerbegebiet Fuhrkamp aus sei zum Glück nicht tangiert gewesen. "Wir sind zum Beispiel bei der täglichen Mengenbestellung für Gas aufs Internet angewiesen", sagt Kerl und zeigt sich froh, inzwischen über ein Stadtwerke-eigenes Glasfasernetz zu verfügen. "Bei dessen Aufbau legen wir die Kabel nach einem Ringsystem mit Umleitungsmöglichkeiten, so dass bei einer Beschädigung nur etwa zehn Haushalte abgehängt wären und nicht gleich 1000", versichert der Stadtwerke-Chef.

Bei der Ara Shoes AG an der Hardt in Langenfeld sind nach dem Ausfall der beschädigten Telekom-Leitung die Backup-Systeme hochgefahren, Ersatzmodems, die an Reserveleitungen angeschlossen sind. "Damit läuft die Datenübertragung zwar langsamer, aber sie läuft", sagt Marc Schneider, der in dem weltweit operierenden Unternehmen für die Online-Logistik zuständig ist. Zwischenfälle wie der am Montag seien zwar recht selten, doch der mögliche Schaden durch einen Komplettausfall der Kommunikationswege sei gewaltig - deshalb die Bakup-Systeme. "Unser Warenwirtschaftssystem läuft über das Internet", sagt Schneider. Es verbindet weltweit sechs Produktionsstätten, wo jährlich etwa sieben Millionen Damenschuhe für Kunden in mehr als 50 Ländern hergestellt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort