Monheim Flüchtlinge und Alte musizieren

Monheim · Im Diakoniezentrum am Berliner Ring wird gemeinsam getrommelt und geplaudert.

 Die Rhythmen bei den Musikstunden im Monheimer Diakoniezentrum werden intuitiv gewählt. Senioren wie Flüchtlinge haben viel Freude daran.

Die Rhythmen bei den Musikstunden im Monheimer Diakoniezentrum werden intuitiv gewählt. Senioren wie Flüchtlinge haben viel Freude daran.

Foto: Matzerath

Senioren, Flüchtlinge und Mitarbeiter des Diakoniezentrums am Berliner Ring musizieren zusammen im Foyer. Jeder kann teilnehmen, egal, ob er ein Instrument zu spielen gelernt hat oder nicht. Dabei können sich die weniger erfahrenen Teilnehmer von der Musik tragen lassen.

Im Mittelpunkt steht die Begegnung zwischen Bewohnern des Diakoniezentrums und Flüchtlingen, die in Monheim untergebracht sind. Begonnen hatte es einen Monat zuvor mit einer Art Experiment: Flüchtlinge aus Monheim besuchten in Begleitung eines Ehrenamtlichen Senioren im Diakoniezentrum. Die Idee dazu entstand aus einer Ausstellung, in der Senioren in Bildern und Objekten künstlerisch ausdrückten, was ihnen als Kindern im Krieg in der Evakuierung oder auf der Flucht Hoffnung und Trost gegeben hatte. Ob die Kinder von damals und die Flüchtlinge von heute sich etwas zu sagen haben?

Die existenziellen Erfahrungen von Hunger, Kälte, Angst und Ungewissheit, Trennung, Verlust und Tod von Angehörigen und Weggefährten, Ablehnung und Zurückweisung in der neuen Heimat, all das hatten beide Parteien erlebt. So entstand die Grundlage für wechselseitiges Vertrauen: Sowohl die Flüchtlinge als auch die Senioren öffneten sich für diese Begegnung, erzählten sehr persönliche und zum Teil auch traumatische Erfahrungen von ihrer Flucht. So kam auf beiden Seiten der Wunsch auf, einander besser kennenzulernen.

Träger dieser Begegnungen sind das Diakoniezentrum und das Beratungscentrum. Das Diakoniezentrum stellt nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern mit der Musiktherapeutin Carola Messer-Bergmann und Koordinatorin Doris Frers auch professionelle Begleitungen - nicht zu vergessen das Engagement von Vera Endriß di Nocco und Annelene Roth, die sich ehrenamtlich um Senioren kümmern. Der Kontakt zum Beratungscentrum entstand durch ehrenamtliche Initiative, und bisher werden die Begegnungen von dort ehrenamtlich betreut.

Schon jetzt hat das Ganze eine erstaunliche Eigendynamik entwickelt: Flüchtlinge sollen auch an einem geplanten Theaterprojekt mit Bewohnern des Diakoniezentrums teilnehmen, ebenso wie an kleinen Ausflügen. Dabei erweisen sich die Qualifikationen einiger Flüchtlinge als sehr hilfreich: Sasan Moradi aus dem Iran hat in seiner Heimat im Nationalorchester mitgespielt und sorgt mit seinen Trommelkünsten beim Musizieren für viel Lebendigkeit. Sein Landsmann Amirhossein Tafkhimi hat im Iran unter anderem mit einer Gruppe ein Theaterprojekt für und mit krebskranken Kindern in Krankenhäusern gestaltet und bringt schauspielerische Fähigkeiten mit. Die Senioren nehmen die Flüchtlinge herzlich auf, und die Flüchtlinge scheinen in den Senioren teilweise eine Art Familienersatz zu finden.

(dgn)
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