Carsten Staub "Für Raser habe ich kein Verständnis"

Langenfeld · Der Mettmanner Rechtsanwalt hat sich seit mehr als 20 Jahren auf Verkehrsrecht spezialisiert.

 Rechtsanwalt Carsten Staub hat viel mit Unfallfluchten, aber auch Alkohol und Cannabiskonsum am Steuer zu tun.

Rechtsanwalt Carsten Staub hat viel mit Unfallfluchten, aber auch Alkohol und Cannabiskonsum am Steuer zu tun.

Foto: D. Janicki

METTMANN Der Fall eines bei einem illegalen Autorennen ums Leben gekommenen Mannes aus Mönchengladbach sorgte jüngst für Schlagzeilen. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach wirft dem Fahrer Mord vor. Wir haben hierzu einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Anwalt befragt

Herr Staub, was sagen Sie zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft?

Carsten Staub In Berlin sind vor wenigen Monaten in einem Prozess um ein illegales tödliches Autorennen die Angeklagten wegen Mordes verurteilt worden und sollen lebenslang ins Gefängnis. Diese Urteile sind aber noch nicht rechtskräftig, darüber wird der Bundesgerichtshof urteilen. Ich bin sehr gespannt, was dabei entschieden wird, zumal es erst vor kurzem eine mündliche Hauptverhandlung zu dem "2. Kölner Raserurteil" beim Bundesgerichtshof gegeben hat. In Köln war wegen Fahrlässiger Tötung verurteilt worden.

Thema Alkohol am Steuer. Als Sie 1996 angefangen haben, galt ja noch die 0,8 Promille-Grenze...

Staub Ja und damals waren auch noch wesentlich mehr mit Alkohol am Steuer erwischte Fahrer in meiner Kanzlei. Heute spielt Alkohol am Steuer nicht mehr die so große Rolle wie damals. Die Probleme, weshalb Mandaten zu mir kommen, sind heute vielschichtiger.

Welche Probleme sind das?'

Staub Viele vor allem jüngere Männer werden unter dem Einfluss von Cannabis am Steuer von der Polizei erwischt. Ich kann Ihnen sagen, dass die Beamten der Kreispolizeibehörde in Mettmann ein geschultes Auge haben und wissen, wen sie wann und wo anhalten.

Was passiert denn, wenn man "bekifft" am Steuer unterwegs war?

Staub Ohne Fahrauffälligkeiten, zunächst einmal 500 Euro Geldbuße und einen Monat Fahrverbot. Das Problem ist aber - und das wissen nur die wenigsten - auch das zuständige Straßenverkehrsamt erfährt von der Drogenfahrt durch eine so genannte Quermitteilung. Fast immer wird dann die Fahrerlaubnis entzogen und eine MPU, umgangssprachlich "Idiotentest" genannt, angeordnet. Wenn es schlecht läuft, kann der Führerschein für viel längere Zeit weg sein.

Warum?

Staub Cannabis-Konsumenten sind ihren Führerschein oft viel schneller los als alkoholisierte Autofahrer und die Wiedererteilung ist auch schwieriger. Schon ein Nanogramm THC im Blut reicht für den Entzug der Fahrerlaubnis, das ist durch Gerichtsurteile bestätigt worden. Bei "harten" Drogen, z.B. Partydrogen, reicht der einmalige Konsum. Meist erzählen die jungen Leute den Polizisten auch noch ihre "Lebensgeschichte". Wenn man der Polizei etwa erzählt, "ich kiffe nur am Wochenende" oder "ich mache das schon seit Jahren", bleibt das ganz sicher nicht ohne Konsequenzen.

Was können Cannabis-Konsumenten denn tun, um ihren Führerschein wieder zu erhalten?

Staub So lange die Gesetzeslage so ist, wie sie ist, kann ich nur eins raten: Abstinenz. Die muss man der Fahrerlaubnisbehörde allerdings nachweisen, d.h. im Regelfall innerhalb eines Jahres vier bis sechs Urinproben bei einem zugelassenen Institut unter Aufsicht abgeben. Sind in einer Probe Spuren von Drogen, beginnt das Jahr von vorne. Jede Urinprobe müssen die Mandanten selbst bezahlen. Wenn man dann noch die MPU und die Vorbereitung dazu rechnet, kommen schnell einige tausend Euro zusammen.

O. WIEGAND FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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