Monheim Gäste aus Israel erhalten besonderen Schutz

Monheim · Für die Besucher aus Monheims Partnerstadt Tirat Carmel gelten wegen des Konflikts in Gaza verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.

 16 Schüler aus Tirat Carmel sind noch einige Tage in Monheim zu Besuch, um die Städtepartnerschaft zu feiern.

16 Schüler aus Tirat Carmel sind noch einige Tage in Monheim zu Besuch, um die Städtepartnerschaft zu feiern.

Foto: Matzerath

Nur selten wirken sich weltpolitische Ereignisse auf die beschauliche Stadt am Rhein aus. Aber vor dem Hintergrund des Gaza-Konfliktes fühlte sich die Stadtspitze veranlasst, für den Besuch der israelischen Delegation zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft mit Tirat Carmel besondere Sicherheitsvorkehrungen zu ergreifen. Immerhin hatte der Krieg bereits gewaltsame Ausschreitungen in Paris aber auch antisemitische Parolen bei Anti-Kriegs-Demonstrationen in mehreren deutschen Städten und Attacken gegen proisraelische Demonstranten zur Folge. So wurde die örtliche Presse gebeten, Ort und Zeitpunkt der Feierlichkeiten nicht im Vorhinein bekannt zu geben. "Wir möchten einfach nicht, dass unserer Veranstaltungen gestört werden, indem jemand israelische Fahnen abreißt oder unsere Gäste beschimpft", sagt Personalchef Martin Frömmer, der den Besuch organisiert hat. Überschattet wurde der gestrige offizielle Teil dann auch nur von einem wolkenverhangenen Himmel, aus dem es zur Kranzniederlegung am Mahnmal Kradepohl auch noch gussartig regnete.

16 Schüler der Shifman High School sind seit dem 14. August zu Gast bei Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums. Die Gastgeber nahmen an einem einwöchigen Vorbereitungskursus teil, in dem sie über die Anforderungen koscheren Essens und religiöse Besonderheiten informiert wurden. "Fleisch- und Milchprodukte müssen beispielsweise getrennt zubereitet und gegessen werden", berichtet Sophia Balmes (16). Auch die israelischen Gäste mussten mit einem Englischtest ihre rein praktische Fähigkeit zur Völkerverständigung beweisen und sich Grundkenntnisse über Monheim aneignen, berichtet Mehi (17). Für sie ist der Besuch am Rhein eingebettet ist eine 17-tägige Europareise, die sie unter anderem in die französische Partnerstadt Maurepas führt. Stark beeindruckt und emotional sehr berührt hat sie der Besuch des Anna-Frank-Hauses in Amsterdam - ihr Tagebuch ist auch in Israel Schullektüre - und ein Besuch des Konzentrationslagers Herzogenbusch (Kamp Vught).

Insbesondere das Denkmal für die 1269 von dort in Vernichtungslager deportierten Kinder rührte die Jugendlichen zu Tränen, berichtet Lea Stein (17). "Jeder von uns hat geweint", bestätigt Coral (17). Unter den Jugendlichen verstehe man sich aber gut, sagt die 17-jährige Adi. "Es macht Spaß, sie zu treffen und mit ihnen rumzuhängen." Obwohl sie auch Unterschiede in der Mentalität ausmachen kann. "Wir sind eigentlich sehr offen, die deutsche Jugendlichen kommen mir etwas schüchtern vor." Andere, wie Coral (17), betonen die Ähnlichkeiten: "Man hört die gleiche Musik, sieht die gleichen Filme." Mehi nimmt die deutschen Gastgeber als "sehr freundlich" wahr. Der größte spürbare Unterschied zu seiner Heimatstadt ist natürlich das deutsche Wetter, das seinem schlechten Ruf nur allzu gerecht wird. "Bei uns fährt auch niemand Rad, auch kennen wir keinen Kneipen, es gibt nur Restaurants und Snackbars", sagt Adi.

Nachdem Bürgermeister Daniel Zimmermann im Rathaus auf Englisch ein paar Fakten zur Stadt referiert hatte, wurden Geschenke ausgetauscht. Schlüsselanhänger mit Taschenlampe für die Jugendlichen, ein Gruppenfoto "mit dem schönsten Mann der Galaxie" für Zimmermann, wie Eli Fedida, der Mitbegründer der Städtepartnerschaft, grinsend erklärte. Für ihn schließe sich in diesem Jubiläumsjahr ein Kreis, da OHG-Schüler von einst heute Gasteltern sind. Auch der Bürgermeister hat als Schüler an dem Austausch teilgenommen.

Nach der Kranzniederlegung dankte Bürgermeister Arie Tal, dass man in Monheim die Erinnerung an die Holocaust-Opfer wachhalte. Ein symbolisches Umringen des Mahnmals sollte wiederum in die Zukunft weisen und die besondere Qualität der deutsch-israelischen Beziehungen betonen. Ein Text, der auf Bitten der Gäste verlesen wurde, machte deutlich, dass man von deutscher Seite erwartet, dass man Israel das "Elementarrecht auf Selbstverteidigung zugesteht". So preist sich der Autor glücklich, in ein Land zurückkehren zu können. Obwohl es nicht vollkommen ist, sei man bereit, dafür alles herzugeben.

(RP)
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