Monheim Gespinste breiten sich im Knipprather Wald aus

Monheim · Die Gespinstmotte hat sich weiter verbreitet. Sie frisst die Bäume leer und spinnt sie mit ihren Netzen ein. Im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner sind die Motten aber nicht gefährlich.

 Die Gespinstmotte spinnt ihre Fäden im Knipprather Wald. Die vollkommen entblätterten Bäume sterben jedoch nicht ab.

Die Gespinstmotte spinnt ihre Fäden im Knipprather Wald. Die vollkommen entblätterten Bäume sterben jedoch nicht ab.

Foto: privat

Es sieht aus, als wären Büsche und Bäume mit Zuckerwatte überzogen. Ganze Bäume sind ohne Blätter und eingehüllt in einen weißen Schleier. Die Jogger, die regelmäßig ihre Runden drehen im Knipprather Wald, schrecken erst einmal zurück. Richtig gespenstisch sieht die Umgebung aus. Nicht nur, dass die Pflanzen eingesponnen sind, sie wurden auch komplett kahl gefressen, kein Blatt schaukelt mehr im Wind. Sogar eine Mülltonne im Wald ist komplett eingesponnen.

Es handelt sich dabei nicht um den Eichenprozessionsspinner, sondern um die Gespinstmotte. Revierförster Karl Zimmermann hatte schon auf die Motte gewartet. Es ist jetzt ihre Zeit. "Sie gehen vorrangig auf Trauben, Kirschen und eine Weidenart", erklärt Zimmermann. Alle diese Pflanzen fressen die Gespinstmotten leer und spinnen sie komplett ein. Um die Sträucher oder Baumkronen spannen sie dichte, gespinstartige Netze, die betroffenen Gehölze sehen aus wie von weißer Watte eingewickelt. Begünstigt durch das warme Wetter in den vergangenen Tagen sind die Gespinstmotten diesmal besonders früh im Jahr aktiv. Die Gespinstmotte verursacht keine gesundheitlichen Schäden. Die enormen Fraßschäden durch die Raupen beeinträchtigen lediglich die Wirtspflanzen in ihrer Vitalität. "Die Bäume treiben wieder aus", sagt Revierförster Zimmermann. Die etwa zehn Millimeter großen Gespinstmotten haben eine Flügelspannweite von bis zu 20 Millimetern. Im Juli und August legen die sehr schlanken Schmetterlinge ihre Eier auf dünnen Zweigen ab. Die strahlend weißen, bis 2,5 Zentimeter großen Falter mit den typisch schwarzen Punkten auf den Flügeldecken legen im Hochsommer ihre Eier an jungen Trieben ab und hüllen sie mit einem Sekret ein, das erhärtet und einen braunen Schutzschild über dem Eigelege bildet. Unter diesem Schild schlüpfen nach wenigen Tagen die jungen Raupen. Sie verlassen das schützende Versteck allerdings nicht, sondern verbringen dort in einer Ruhephase Herbst und Winter.

Anfang Mai, bei sehr warmem Frühlingswetter vielleicht auch schon etwas eher, verlassen die Larven diese Schutzhülle und fressen anfangs in Knospen, später an den jungen Blättern, wo sie die ersten kleinen, unauffälligen Gespinste bilden. Mit fortschreitender Larvenentwicklung entstehen dann die schleierartigen Gespinste, in denen die Raupen geschützt vor Regen und Fraßfeinden ihre Larvenzeit bis Ende Juni abschließen. Zu diesem Zeitpunkt sind normalerweise alle Blätter der eingehüllten Pflanzenteile abgefressen. Zu den natürlichen Gegenspielern der Gespinstmotte gehören Vögel und verschiedene Insektenarten. "Für die Singvögel ist das toll, dass es so viele Raupen gibt. Die können sich richtig satt essen", weiß Zimmermann.

Gegen die Gespinste muss man nichts unternehmen. Wie bereits berichtet, sind sie weder für den Menschen noch für die Pflanze gefährlich. Die Gespinste verrotten irgendwann, weiß der Förster. Schädlich hingegen ist der Eichenprozessionsspinner, dessen Raupen als Fressschutz Brennhaare aufweisen, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Dieses ist als Auslöser irritativer und entzündlicher Reaktionen bei Mensch und Tier bekannt. Werden Raupenhaare eingeatmet, können sich die Luftwege entzünden. In anderen Gegenden wird schon gegen den Eichenprozessionsspinner vorgegangen, hier ist er noch nicht gesichtet worden.

Die Gespinstmotte kommt übrigens auch außerhalb des Knipprather Waldes vor. In einigen Parks und Grünanlagen sind sie schon mal gesichtet worden. "Von einem Befall kann man aber nicht sprechen", so Thomas Spekowius von der Stadtverwaltung Monheim.

(RP)
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