Langenfeld/Monheim Geteilte Meinungen zur Frauenquote

Langenfeld/Monheim · Gerade ist das entsprechende Gesetz beschlossen worden: 30 Prozent der Führungen sollen ab 2016 weiblich sein.

"Ich bin bisher immer eine Gegnerin der Frauenquote gewesen. Eine Quotenfrau bringt so ein gewisses Geschmäckle mit. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, eine Frau sollte mit ihrer Leistung und ihrer Qualifikation überzeugen. Inzwischen denke ich aber, ein gewisser Druck kann nicht schaden. Alleinerziehende und Frauen mit Kindern sind beispielsweise besonders gut darin, sich zu organisieren. Das wird immer noch gerne übersehen oder bewusst ignoriert. Ich glaube außerdem, es muss heutzutage andere Arbeitszeitmodelle geben. Job-Sharing ist auch in Führungspositionen möglich. So könnten sich zwei Frauen einen Chefposten teilen. Wichtig ist es aber auch, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen und gute Netzwerke aufbauen. Eine Quote für Männer, beispielsweise in Kitas oder Grundschulen, halte ich hingegen nicht für sinnvoll. Jeder sollte den Beruf ergreifen, den er ausüben möchte. Das geht nicht mit Zwang." Marion Prondzinski, selbstständige Rechtsanwältin, Monheim

"Bei uns sind viele Frauen beschäftigt, auch ohne Quote, weil wir die Mitarbeiterinnen fördern. Es gibt bei unserer Firma mit 60 Mitarbeitern keine großen Hierarchien. Im mittleren Management sind 50 Prozent Frauen beschäftigt. Das Unternehmen Beoplast beteiligt sich auch am Girls Day. Es ist uns wichtig, das vorhandene Potenzial zu nutzen, speziell bei den Facharbeitern. Beoplast stellt Kunststoffteile her, die im Auto verbaut werden, beispielsweise Mittelkonsolen. Aber trotz der Schnuppermöglichkeit beim Girls Day haben wir noch keine junge Frau dazu bewegen können, beispielsweise den Beruf des Formenbauers zu erlernen. Das ist zwar ein typischer Männerberuf, der aber dennoch von Frauen ausgeübt werden kann." Theo Besgen, Beoplast-Geschäftsführer, Langenfeld

Bürgermeister Frank Schneider hält wenig von einer gesetzlich vorgeschriebenen Quote - weder bei Frauen, noch bei Männern. "Wir haben in der Stadtverwaltung Langenfeld einen Frauenförderplan. Dennoch suchen wir die Menschen nach ihrer Qualifikation aus, nicht nach dem Geschlecht. In den Leitungspositionen sitzen viele Frauen. Im Verwaltungsvorstand sind es zwei; neun von 25 Referatsleitungen sind mit Frauen besetzt. Marion Prell ist 1. Beigeordnete. In den Führungspositionen wird länger gearbeitet. Deshalb erwarten wir von den Verantwortlichen eine gewisse Flexibilität, weil sie manchmal auch Abendtermine wahrnehmen müssen. In den städtischen Kitas sind deutlich mehr Frauen als Männer beschäftigt. Um das zu ändern, muss es keine Quote geben. Andere Regularien - wie beispielsweise eine bessere Bezahlung - sind hier ein Ansatz." Frank Schneider, hauptamtlicher Bürgermeister in Langenfeld

"Die Diskussion um die Frauenquote verstellt den Blick auf das wahre Problem: Es geht ja nicht um die Vorstände in Dax-Unternehmen, sondern um die typischen schlecht bezahlten Frauenberufe. Da müssen Regeln her, die diesen Frauen ein Auskommen sichern, um Altersarmut zu verhindern. Ich habe mich mein ganzes Lehrerleben mit der Frage beschäftigt, wie ich es hinkriege, dass Mädchen sich für die Berufe entscheiden, die ihnen von ihren Fähigkeiten her möglich wären. Aber 1970 wie 2010 hatte ich immer leistungsstarke Mädchen, die mit der mittleren Reife abgehen wollten. Wenn es dann hieß: Ich heirate ja doch, hat es mich gegraust. Wie soll da eine Quote helfen? Es geht um eine Bewusstseinsänderung." Werner Goller, Fraktionsvorsitzender der SPD, Monheim

"Eine Frauenquote ist nicht erforderlich - in keinem Bereich! Ich kenne auch keine Frau, die eine Quotine sein will. Ich bin gegen jede Quote, schließlich soll derjenige den Führungsjob bekommen, der gut ist und Leistung bringt. Mir reicht es schon, dass wir als CDU auf Kreisebene eine Frauenquote haben, sie liegt bei einem Drittel. Also in mir haben Sie einen erbitterten Gegner. Eine Männerquote in Kindertagesstätten brächte wiederum nichts, weil es schlicht zu wenige Männer gibt, die den Job machen wollen."Markus Gronauer, Fraktionsvorsitzender der CDU, Monheim

"Ich halte Quoten für ein sinnvolles Mittel, um auf die Gleichstellung der Geschlechter hinzuwirken. Nach meiner Meinung müssen Quoten nicht primär in den "Zielgremien" (Führungspositionen) wirken, sondern bereits vorher bei der Vergabe der Ausbildungs-, Studien-, Weiter- und Fortbildungsangebote ansetzen. Dies würde automatisch dazu führen, dass diese Bereiche für das unterrepräsentierte Geschlecht attraktiver gestaltet werden würden. Wir haben in der Partei und Fraktion gute Erfahrungen mit einer Gleichstellungsquote gemacht. Nachdem wir bei der Kommunalwahl 2004 feststellen mussten, dass wir deutlich mehr männlich, als weibliche Kandidaten hatten, haben wir für unseren Parteivorstand eine Gleichstellungsquote von 4:6 eingeführt. Sowohl bei der Wahl 2009, als auch 2014 ist es uns so gelungen unsere Liste ausgewogen aufzustellen und auch mit einem ausgewogenen Verhältnis von Frauen und Männern in den Rat einzuziehen." Lisa Pientak, Peto-Fraktionsvorsitzende, Monheim

"In unserem Unternehmen haben wir viele Frauen in Führungspositionen. Aber auf die Gesamtwirtschaft bezogen habe ich den Eindruck, dass man eine Frauenquote für die Führungsetagen einführen sollte. Man hat lange genug auf Freiwilligkeit gesetzt. Selbst erfolgreiche Frauen sagen: Es ist zu schwierig, es selbst zu schaffen. In Kitas und Grundschulen wäre es wiederum wünschenswert, einen Ausgleich zur Frauenlastigkeit zu schaffen. Aber welcher Mann lässt sich bei diesem geringen Gehalt für den Beruf begeistern?" Edith Schukat, Prokuristin bei Schukat, Monheim

(RP)
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