Analyse Gute Lage lockt Betriebe in die Städte

Langenfeld/Monheim · Die Nachbarstädte Monheim und Langenfeld setzen bei der Wirtschaftsförderung unterschiedliche Schwerpunkte.

 Chefplaner Ulrich Beul, Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder und Bürgermeister Frank Schneider (v. li.) begleiteten den ersten Spatenstich für das Gewerbegebiet Am Solpert in Langenfeld-Berghausen.

Chefplaner Ulrich Beul, Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder und Bürgermeister Frank Schneider (v. li.) begleiteten den ersten Spatenstich für das Gewerbegebiet Am Solpert in Langenfeld-Berghausen.

Foto: RALPH MATZERATH

Langenfeld ist ebenso wie Monheim eine Stadt, die mit einer guten Lage bei Unternehmen punkten kann. "Wir haben sechs Autobahnanschlüsse, die Entfernung zum Flughafen ist nicht groß. Die Lage zwischen den Großstädten Köln und Düsseldorf ist ideal", zählt Langenfelds Wirtschaftsförderin die Vorzüge auf - Vorzüge, mit denen die Stadt in Flyern, Broschüren und auf Messen wirbt. Dabei setzt die Stadt auf mittelständische Unternehmen. "Das ist unsere große Säule", sagt Schönfelder, die bei der Wahl von Unternehmen auf die Umsatzstärke und Zahl der Arbeitskräfte achtet. "Unternehmen, die viel Fläche verbrauchen, aber wenige Menschen beschäftigen gehären nicht zur Zielgruppe", sagt sie. Logistikunternehmen etwa. "Die passen nicht in einen Ballungsraum." Darüber hinaus habe sie immer auch ein Auge auf die bereits bestehenden Betriebe. "Wir pflegen sozusagen den Bestand, achten darauf, dass Unternehmen hier noch Expansionsmöglichkeiten finden."

 Die Firma Ecolab (r.) hat sich im Weidental niedergelassen. Das Gelände hatte Langenfeld an Monheim verkauft.

Die Firma Ecolab (r.) hat sich im Weidental niedergelassen. Das Gelände hatte Langenfeld an Monheim verkauft.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Stadt Langenfeld verfügt über gut 300 Hektar Gewebegebiet. Die meisten Flächen sind belegt. Mit zwei neuen Gewerbegebieten geht die Stadt gerade in die Vermarktung. Am Solpert entstehen drei weitere Hektar. "Die sind fast erschlossen", beschreibt Schönfelder den Status Quo. Seit Frühjahr laufen die Bauarbeiten in dem neuen Gebiet Reusrath Nord-West, das acht Hektar groß ist. Am Solpert soll Platz für kleine, aber hochwertige Dienstleister sein, Reusrath wird als eher klassisches, gemischtes Gewerbegebiet geplant.

Wie viele Unternehmen insgesamt in Langenfeld siedeln? Schönfelder hat nicht sogleich die Antwort parat. "Da muss ich erst zählen", sagt sie. Denn die Gewerbefläche verteilt sich auf 14 kleinere Gewerbegebiete.

Die Stadt Monheim verfügt aktuell über rund 70 000 Quadratmeter voll erschlossene und vermarktungsfähige Gewerbefläche (Rheinpark und Kielsgraben). In den nächsten Jahren soll etwa die gleiche Fläche zusätzlich erschlossen werden. Im Gegensatz zur Stadt Langenfeld, die neue Gewerbeflächen auf der grünen Wiese ausweist, betreibt Monheim hauptsächlich Flächenrecycling, erläutert Bürgermeister Daniel Zimmermann. Dazu zählen das Menkgelände und die ehemalige Gießerei Schmolz und Bickenbach. "Zusätzlich werden wir gemeinsam mit der Firma UCB das frühere Schwarz-Pharma-Erweiterungsgelände an der Alfred-Nobel-Straße als Gewerbepark entwickeln", sagt Zimmermann. Der "Creative Campus" könnte auch Standort für ein Gründerzentrum sein, das Peto und auch CDU in ihrem Parteiprogramm vorgesehen haben. Schwerpunkt: Gesundheit, Medizin und Biomedizin.

Ein ähnliches Vorhaben in Langenfeld scheiterte nach einjährigem Testlauf unter dem Namen "Green Economy Center". Dabei hatte man auf Jungunternehmen mit umweltfreundliche Technologien gesetzt. Doch hierfür fanden sich im 2011 am Katzberg erbauten Bürokomplex keine Mieter.

Ein zusätzliches Pfund, mit dem Monheim neue Betriebe lockt, ist der niedrige Gewebesteuerhebesatz. Das Gewerbesteueraufkommen Monheims hat sich von durchschnittlich 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr bis einschließlich 2010 mittlerweile auf über 200 Millionen Euro stabilisiert. "Wir rechnen in diesem Jahr trotz der neuerlichen Senkung zu Jahresbeginn auf jetzt 285 Punkte mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von rund 210 Millionen Euro", kündigt Zimmerman an. Monheim ist damit statistisch gesehen die Stadt in NRW mit dem höchsten Gewerbesteueraufkommen je Einwohner. Das ist in Langenfeld anders. "Unsere Gewerbesteuereinnahmen haben sich in den vergangenen Jahren bei 50 Millionen Euro eingependelt", sagt Schönfelder. Der Gewerbesteuerhebesatz liege bei 360. Dennoch blickt die Wirtschaftförderin nicht sehnsuchtsvoll nach Monheim. "Klar, gibt es unter Kommunen Konkurrenz", sagt sie. "Wir stehen natürlich im Wettbewerb." Andererseits würden sie auch kooperieren. So können sich die Städte im Kreis Mettmann erfolgreich nur als Ganzes präsentieren. "Etwa auf der Messe Expo Real", sagt sie. "Wenn wir dort gemeinsam auftreten, sind wir erfolgreicher, können Interesenten auf die Nachbarkommune verweisen, wenn ein Unternehmen nicht in unser Konzept passt", sagt sie.

Zimmermann bestätigt, dass innerhalb des Kreises Mettmann keine Firmen abgeworben würden. Denn Gewerbesteuerausfälle in anderen kreisangehörigen Kommunen müsste Monheim durch eine höhere Kreisumlage kompensieren. "Insofern zielt unsere Strategie darauf ab, hauptsächlich Gewerbesteuerzahler in Monheim anzusiedeln, die möglichst nicht aus dem Kreis, besser sogar nicht einmal aus NRW stammen", sagt Zimmermann.

(RP)
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